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Eine Software lernt, Lügner zu entlarven

von Michael Förtsch
Forscher der Universität von Michigan arbeiten an einer Software, die anhand von Gestik, Mimik und Wortwahl erkennt, ob jemand lügt. Dafür haben die Wissenschaftler das Programm mehr als 100 Aufnahmen aus Gerichtsprozessen analysieren lassen.

Ein Computer, der nur durch Betrachtung ein Flunkern oder eine Lüge erkennt: Ein Team von Forschern der University of Michigan ist dabei, diese Idee zu verwirklichen. Ein Prototyp ihrer Software soll schon jetzt nur auf Basis der visuellen Bewertung von Gestik, Mimik und der akustischen Auswertung der Wortwahl mit einer Genauigkeit von 75 Prozent einschätzen können, ob eine Person die Wahrheit sagt. Armmanschetten oder Sensoren auf der Haut wie bei klassischen Lügendetektoren, die unter anderem die Schweißproduktion und Hautleitfähigkeit testen, sind dafür nicht nötig.

Konkrete Indizien, die die Software für ihre Bewertung heranzieht, sind etwa unwillkürliche Handbewegungen, wie sie beim Lügen auftreten. Auch werde, so die Forscher, die Wortwahl eines Lügners präziser, die Nutzung von Verzögerungslauten wie „Ähm“ häufiger und auch der Augenkontakt mit dem Fragenden frequentierter. Bewegungen des Kopfes, der Augenbrauen und Augen seien ebenfalls Anhaltspunkte. Zum Training der intelligenten Software setzte das Entwicklerteam auf Aufnahmen aus echten Gerichtsprozessen. „In Laborexperimenten ist es schwer, eine Situation zu schaffen, die Menschen wirklich motiviert, zu flunkern“, erklärt Projektleiter Rada Mihalcea. „Nur in der echten Welt gibt es realen Ansporn, zu täuschen.“

Insgesamt 120 Aufnahmen von Anwälten und Angeklagten hat das Programm analysiert. Darunter ist auch Material des The Innocence Project, einer Non-Profit-Organisation, die in den USA teils nach Jahrzehnten die Unschuld von fälschlich Verurteilten beweist. Also vermeintlichen Tätern, die im Zeugenstand die Wahrheiten sagten, aber für Lügner gehalten wurden.

Laut den Forschern sollen im Laufe der kommenden Entwicklung noch weitere Faktoren wie Schweißproduktion, Körpertemperatur und Herzrate in die Analyse einfließen, um die Heuristik zu verfeinern und Genauigkeit zusätzlich zu steigern. Denn auch wenn die bisherigen Faktoren vielfach stichhaltig seien, sei die Software natürlich alles andere als unfehlbar. Als Einsatzgebiet für den intelligenten Lügendetektor sehen die Forscher vor allem Bundesbehörden wie das FBI aber auch Gerichte oder Psychiatrien. 

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