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Zukunft des Social Web / Wird Facebook zur größten Einkaufsmeile der Welt?

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Geld verschicken mit dem Facebook Messenger: Smartphones, Tablets und Apps verändern die Art, wie wir für Waren und Dienstleistungen bezahlen.

Im vierten Quartal 2014 hatte Facebook laut dem Online-Portal Statista 1,35 Milliarden aktive User, nach Angaben des Konzerns nutzen 500 Millionen von ihnen den Facebook Messengers. Via Smartphone oder Tablet chatten sie, verschicken Bilder — und sollen mit der App künftig auch Geld versenden können. Dieses Feature würde das soziale Netzwerk zur interaktiven Shopping-Mall machen. Aber auch andere Anbieter wollen mit mobilen Bezahldiensten Geld verdienen.

Andrew Aude, ein 21-jähriger Softwaredesign-Student an der Stanford University, leakte im vergangenen Jahr auf auf Twitter Screenshots einer möglichen Bezahloption für den Facebook Messenger. Der Geldversand erfolgt direkt aus der App heraus und funktioniert laut dem Hacker nur mit Debitkarten.

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Ganz überraschend wäre der Schritt nicht. Zwar ließ Facebook-Chef Mark Zuckerberg die durchgesickerten Bilder bislang unkommentiert, doch sein Unternehmen zeigt sich sehr interessiert an potenziellen Online-Payment-Services. Der Konzerngründer bestätigte schon im Sommer 2014, dass es auf lange Sicht „zu Überschneidungen zwischen Messenger und Bezahlmöglichkeiten kommen wird“. Mit einer frühen Umsetzung sollten Kunden und Analysten allerdings nicht rechnen, so Zuckerberg. „Wir werden uns Zeit damit lassen, um es über die nächsten Jahre richtig zu machen“, erklärte er in der zweiten Quartals-Telefonkonferenz 2014.

 

Diese Aussage steht allerdings der Prognose von Andrew Aude gegenüber, der voraussagt, dass die Bezahloptionen schon in den nächsten Monaten in die erste Testphase gehen könnten. Ein weiteres Indiz für Facebooks Interesse an diesem Projekt: Für die Betreuung des Messengers wurde David Marcus, ehemaliger Chef des Bezahldienstes PayPal, abgeworben. Er soll dafür sorgen, dass die App auch langfristig Gewinn für Facebook abwirft.

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Dennoch besagen Gerüchte, dass die Bezahloptionen im Messenger — zumindest zu Beginn — für die Nutzer kostenlos sein sollen. Ganz im Gegensatz zur Konkurrenz: PayPal etwa erhebt beim Empfangen einer Geldsendung eine Gebühr in Höhe von 1,9 Prozent des Betrags plus 35 Cent. Bei anderen Online-Bezahldiensten wie Square oder Stripe liegen die Abgaben in einem ähnlichen Rahmen. Der Facebook-Service sich außerdem zunächst auf Privatuser beschränken, Firmen oder Unternehmen bleiben außen vor. Das Benutzen einer Debitkarte kostet allerdings 21 Cent.

Aufgrund der hohen Kreditkartengebühren und seiner großen Nutzerschaft hätte Facebook trotzdem ausreichend Möglichkeiten, in kürzester Zeit ein ernstzunehmender Konkurrent für Mastercard, Visa und Co. zu werden. Selbst wenn nur ein Bruchteil der inzwischen 500 Millionen Messenger-Nutzer herkömmlichen Kreditkarten abschwört und künftig bei kleinere Einkäufen den vermeintlich einfacheren Weg über Online-Payments geht, stehen hier Milliardensummen auf dem Spiel.

 

Facebook Messenger Payments feature demoed by @andyplace2 for TechCrunch

Ein von Josh Constine (@joshsc) gepostetes Video am 5. Okt 2014 um 11:00 Uhr

Doch nicht nur Facebook versucht sich am Online-Bezahlbusiness: Apple stellte im September mit Apple Pay einen komfortablen und kostengünstigen Bezahlservice vor, dem bereits die Samsung und Google Konkurrenz zu machen versuchen.

Die Prognosen für mobile Zahlungsmethoden stehen gut: Das Marktforschungsunternehmen Forrester Research schätzt, dass allein in den USA im Jahr 2019 Zahlungen von rund 142 Milliarden Dollar über mobile Endgeräte erfolgen werden. Aktuell liegt die Summe bei 50 Milliarden, hauptsächlich bei Online-Einkäufen auf Smartphones und Tablets.

Fest steht: Der digitale Bezahlsektor verändert sich massiv. Weg von Banken und Kreditkarten, hin zu mobilen Endgeräten und Apps. Eine Folge für den Kunden könnten niedrigere Gebühren für Zahlungen sein. Gleichzeitig aber steigt aber auch das Risiko von Betrügereien — und das einer wahren Angebotsflut in sozialen Netzwerken. Selbst Twitter testet schon einen in Tweets eingebetteten Kauf-Button.

Social Media bringt nicht nur Menschen zusammen, sondern verwandelt sich zunehmend in einen virtuellen Marktplatz. Die Internet-Malls können kommen — und Facebook hat vermutlich die besten Chancen, die weltweit größte von ihnen zu werden.

Wir fragen uns: Was machen Blogger, wenn sie keine Unternehmen mehr beraten können? Wie sozial ist das Web wirklich noch? Twittern bald all unsere Kühlschränke, sobald wir neue Butter brauchen? Leben wir bald alle nur noch im Darknet? Diese und mehr Fragen zur Zukunft des Social Web beantworten wir den ganzen März lang hier auf WIRED.de. 

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