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Zerstören Sexroboter unsere Beziehungen?

von Moritz Geier
Ethiker haben eine Kampagne gegen Sexroboter gestartet. Das Ziel: Die Entwicklung der Androiden soll verboten werden. Die Gründer der Kampagne befürchten, dass der Umgang mit Sexrobotern menschlichen Beziehungen schadet und eine Sichtweise stärkt, die Frauen und Kinder zu Sexobjekten herabwürdigt.

Update 5. Juli 2016: Die Kampagne läuft noch immer, jüngster Blogbeitrag auf der Seite: „Love and Sex with Robots! No!“ Hier unser Artikel dazu aus dem vergangenen Jahr:

Pornos in Virtual Reality und immer authentischere Roboter als Sexspielzeuge: Die technische Entwicklung macht vor der schönsten Nebensache der Welt keinen Halt. Zwei Ethiker versuchen jetzt, dem Vormarsch der Maschinen entgegenzuwirken: Sie haben die „Campaign Against Sex Robots“ ins Leben gerufen.

Die Initiatoren Kathleen Richardson, Roboterethikerin von der De Montfort University in Leicester, und der Informatiker Erik Billing von der Universität Skövde in Schweden befürchten, dass der Umgang mit Sexrobotern fatale Auswirkungen auf die Gesellschaft haben könnte. Gegenüber der BBC sagte Richardson: „Wir glauben, dass die Entwicklung derartiger Roboter zu schädlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau, zwischen Erwachsenen und Kindern, und zwischen Männern und Frauen untereinander beiträgt.“ Das menschliche Einfühlungsvermögen bleibe so auf der Strecke, glauben die Wissenschaftler.

Ihre Ängste legen Richardson und Billing ausführlich in einem Positionspapier dar, das sie auf der Webseite ihrer Kampagne veröffentlicht haben. Vor allem die Sichtweise auf Frauen und Kinder sehen die Ethiker gefährdet: „Wir befürchten, dass die Entwicklung von Sexrobotern Frauen und Kinder noch stärker zu Sexobjekten herabwürdigt“, schreiben sie. Der Umgang mit einem Roboter fördere wie bei der Prostitution eine Einstellung, bei der nur die Wünsche des Käufers zählen. Eine Subjektivität werde dem Sexpartner dabei nicht zugestanden. Zwar gebe es auch männliche Sexpuppen – wie bei der Prostitution sei der Markt aber vor allem auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten, sagte Richardson der Washington Post.  

Dass die Roboter einen positiven Effekt auf die Gesellschaft haben und etwa Prostitution und Nötigungen vorbeugen, glauben Richardson und Billing nicht. Im Gegenteil: Vielmehr würden die Roboter vorherrschende Machtverhältnisse in der Gesellschaft verfestigen und damit Ungleichheiten und Gewalt begünstigen. Den jüngsten Aufruf von Amnesty International, Sexarbeit zu entkriminalisieren, können die Ethiker daher ebenfalls nicht nachvollziehen. Prostitution fuße auf der Wahrnehmung, so stellen sie auf ihrer Webseite klar, „dass Frauen und Kinder minderwertig sind und daher ihr Einsatz als Sexobjekte gerechtfertigt sei.“  

Richardson und Billing fordern daher mit ihrer Kampagne einen sofortigen Stopp der Entwicklung von Sexrobotern. Computerwissenschaftler und Robotertechniker rufen sie auf, sich aus ethischen Gründen nicht mehr an der Entwicklung der Maschinen zu beteiligen. Ihre Initiative vergleichen sie auch mit den Ethik-Kampagnen, die sich gegen die Produktion von Killerrobotern wenden. 

Update 16.09.15: Im ursprünglichen Artikel wurde das Positionspapier als Studie bezeichnet. Dies wurde korrigiert.

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