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Die zweite Staffel von „Serial“ ist da!

von Chris Köver
Seit Monaten warten Fans auf den Beginn der zweiten Staffel von „Serial“, dem erfolgreichsten Podcast aller Zeiten. Jetzt haben die MacherInnen die erste Folge veröffentlicht — einfach so, ganz ohne Ankündigung. Es geht um den Fall des mutmaßlich desertierten US-Soldaten Bowe Bergdahl. Der steht in den USA gerade vor Gericht.

Eigentlich kennt man solche Manöver eher von Beyoncé und anderen Superstars ihres Kalibers: Ein Album über Nacht und ganz ohne Promo droppen, weil man sich ohnehin der Aufmerksamkeit der gesamten Welt sicher ist. Auf der anderen Seite passt das gut: Wenn es einen Superstar unter den Podcasts gibt, dann ist das unbestritten „Serial“. Die von Sarah Koenig für den US-Sender NPR produzierte Serie um einen alten Mordfall in Baltimore brach vergangenes Jahr alle Hörer-Rekorde. Mehr als 100 Millionen Mal wurde sie heruntergeladen und sorgte am Ende dafür, dass der Fall neu aufgerollt wurde.

Es ist also ganz passend, dass nun auch „Serial“ einfach so ins Netz gestellt wird. Nachdem die erste Staffel um 6 Uhr morgens (New Yorker Zeit) online ging, brach kurzzeitig der Server unter den Zugriffen zusammen, inzwischen scheint wieder alles zu funktionieren.

Die gefeierte erste Staffel der Podcast-Serie hatte sich um einen wenig beachteten Mordfall in Baltimore gedreht, der erst durch die Zuwendung von Sarah Koenig große Öffentlichkeit fand. Für die zweite Staffel hat sich das Team eine Geschichte ausgesucht, die in den USA gerade ohnehin für Aufregung sorgt: die Story des mutmaßlich desertierten Soldaten Bowe Berdahl. 2009 hat er unerlaubt seinen Stützpunkt in Afghanistan verlassen, geriet in die Gefangenschaft der Taliban und kam erst 2014 bei einem Gefangenenaustausch frei (fünf Häftlinge aus Guantanamo gegen seine Freiheit). In den USA steht er deswegen gerade wegen Fahnenflucht und „Feigheit vor dem Feind“ vor Gericht. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

In der ersten Folge erklärt Bergdahl nun seine eigene Sicht auf die Ereignisse. Anders als für die erste Staffel führte Koenig die Interviews mit ihrem Hauptdarsteller diesmal allerdings nicht selbst. Die Aufnahmen stammen vom Drehbuchautor Mark Boal, der bereits die Drehbücher für die Kriegsfilme „The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ verfasst hat. Er hatte kurz nach der Rückkehr von Bergdahl in die USA damit begonnen, Gespräche mit ihm zu führen — Recherche für ein geplantes Filmprojekt über seine Geschichte. 25 Stunden Material kamen am Ende zusammen.

Der Kontakt zur „Serial“-Redaktion kam erst dieses Jahr zustande. Laut der New York Times hatte das Team schon begonnen, an einer anderen Geschichte für die zweite Staffel zu arbeiten, deren Recherche sich aber länger hinzog. Als Boal mit dem Interviewmaterial zu ihnen kam, erkannten Koenig und Co. den Wert der Story und beschlossen spontan, sie zum Thema der zweiten Staffel zu machen.

Den für „Serial“ so typischen Stil hat Koenig offenbar beibehalten: Ihre Erzählweise bleibt weiterhin sehr subjektiv. Statt eine fertige These zu präsentieren, lässt sie das Publikum an ihren eigenen Überlegungen und Zweifeln teilhaben. Ist es glaubhaft, wenn Bowe Bergdahl behauptet, er habe seine Station nur verlassen, weil er die Aufmerksamkeit auf Probleme in seiner Einheit lenken wollte? Wollte er tatsächlich kurz nach seinem Aufbruch wieder umkehren und tat es nicht, aus Angst von seinen eigenen Kameraden erschossen zu werden? „Schließlich halten diese Jungs Ausschau nach Leuten, die auf sie zukommen — und sie haben große Maschinengewehre“, überlegt Koenig laut. „Er könnte erschossen werden“. Ist es glaubhaft, wenn Bergdahl behauptet, er habe daraufhin Beweise gegen die Taliban sammeln wollen, um zu rechtfertigen, warum er seine Stellung überhaupt verlassen hat — und der Strafe zu entgehen, die ihn sonst getroffen hätte?

Wie die Geschichte weitergeht, wird sich über die kommenden 8 bis 10 Folgen entfalten (Koenig wollte sich noch nicht festlegen, wie lange sie braucht, um die Ereignisse aufzurollen) — und parallel vor dem Militärgericht in Fort Bragg, North Carolina, wo der Prozess gegen Bowe Bergdahl bald beginnt.

Die zweite Staffel von „Serial“ hat heute, am 10. Dezember, begonnen und ist kostenlos im Netz oder bei Itunes und anderen Podcast-Plattformen zu hören. 

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