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Vom Ureinwohner bis zum Hipster: Musik ruft in Menschen aller Kulturen die gleichen Emotionen hervor

von Silvia Weber
Die Musik ist als universelle Sprache der Menschheit zu bezeichnen“, sagte der Komponist und Pianist Franz Liszt. Klingt schön, aber wird Musik wirklich überall auf der Welt gleich verstanden? Ein Forscherteam aus Deutschland und Kanada hat eine interessante Antwort parat.

Es ist schwer vorstellbar, dass ein Hipster in Montreal beim Musikhören exakt dieselben Reaktionen zeigt wie ein Mitglied der isoliert lebenden Mbenzélé-Pygmäen im Kongo. Teilweise ist es aber tatsächlich so, wie eine neue Studie zeigt. Forscher der TU Berlin, der kanadischen McGill-Universität und der Université de Montréal haben die Wirkung westlicher Stücke und traditioneller Pygmäen-Musik analysiert. Dafür spielten sie jeweils 40 kanadischen Musikern und Pygmäen, die regelmäßig zu zeremoniellen Anlässen singen, Stücke aus beiden Kulturen vor. Die Versuchspersonen waren mit der Musik der jeweils anderen Gruppe zuvor nie in Kontakt gekommen.

Die Probanden hörten zum Beispiel die Soundtracks von „Psycho“, „Schindlers Liste“ und „Star Wars“.

„Wir wollten herausfinden, wie die Musik der Pygmäen und die westliche Musik auf beide Gruppen wirkt, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob die durch die Musik hervorgerufenen Gefühle angeboren, also universell sind, oder angelernt und somit kulturspezifisch“, erklärt Hauke Egermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Audiokommunikation an der TU Berlin. Die Forscher spielten den Probanden unter anderem Ausschnitte klassischer westlicher Stücke von Bartholdy, Strauss und Bach, die Soundtracks der Filme „Psycho“, „Schindlers Liste“ und „Star Wars“ sowie Schlaf-, Unterhaltungs-, Beerdigungs- und Jagdlieder der Pygmäen vor.

Musik besitzt Eigenschaften, die unabhängig von der kulturellen Prägung wirken.

Hauke Egermann, TU Berlin

Die Versuchspersonen wurden gebeten, die Ausschnitte in die subjektiven Kategorien „positiv“, „negativ“, „erregend“ und „beruhigend“ einzuordnen. Zusätzlich wurden ihre körperlichen Reaktionen anhand von Hautleitwert, Herz- und Atemrate gemessen. Das Ergebnis: Beide Gruppen stimmten hinsichtlich der subjektiven Bewertung als positiv oder negativ nicht immer überein — darin, welche Stücke sie als beruhigend oder erregend empfanden, waren sie sich jedoch einig. Grundsätzlich bewerteten die Teilnehmer die Musik aus ihrem Kulturkreis positiver und intensiver, was die Wissenschaftler mit der kulturellen Prägung erklären. 

Es gibt also offenbar einen Unterschied zwischen der subjektiven emotionalen Wirkung von Musik und den körperlichen Parametern Erregung und Beruhigung, die sie auslösen kann. Am wichtigsten ist für Egermann und sein Team dabei folgende Erkenntnis: „Die Musik besitzt Eigenschaften, die unabhängig von der kulturellen Prägung wirken, sodass wir sagen können: Ja, die Musik verfügt über universelle Aspekte.“ Womit Franz Liszt zumindest teilweise Recht hätte.  

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