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DARPAs Smart-Bullet ist der nächste Schritt der modernen Kriegstechnik — mit bedenklichen Folgen

von Max Biederbeck
Eine Kugel, die immer trifft. Die Forschungsbehörde des amerikanischen Militärs, DARPA, entwickelt ein neues Lenksystem für Projektile — mit bedenklichen Folgen.

Angelina Jolie gibt den Befehl ruhig und konzentriert. „Curve the bullet“, frei übersetzt: Verbiege die Flugbahn der Kugel. Im Film „Wanted“ aus dem Jahr 2008 hat sie zusammen mit einer Gruppe mysteriöser Topkiller eine todbringende Technik perfektioniert. Sie kann die Projektile ihrer Pistole so abschießen, dass sie in langen Kurven um Wände herum fliegen. Ein Sci-Fi-Element, mit dem der Action-Streifen die gute alte Ballerei auf der Leinwand neu beleben wollte. Militärforscher aus den USA versuchen jetzt dasselbe — und für sie ist das ganz und gar kein Film.

Die Technik übernimmt die Expertise.

Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) ist so etwas wie die Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums. Immer wieder taucht sie in den Medien (auch bei WIRED Germany) mit neuen Projekten auf, die vor allem militärischen Zwecken dienen: einem sich selbst weiterentwickelnden Computerprogramm à la Skynet etwa, einem fliegenden Drohnen-Flugezugträger, der an „Captain America: The Winter Soldier“ erinnert, oder Memex, dem angeblichen Google für das Darknet. Dazu kommen Exoskelette, Tarnkappen und exotische Waffensysteme. Immer medienwirksam und comicbuchhaft. Das nächste vermeintliche Wunderprodukt der modernen Kriegsführung: die Smart-Bullet.

 

Mit vollem Namen heißen die neuartigen Projektile „Extreme Accuracy Tasked Ordnance“ oder kurz EXACTO-Geschosse. Ähnlich wie im oben erwähnten Film können sie in der Luft manövrieren und so bewegliche Ziele treffen, auf die der Schütze anfangs gar nicht gezielt hat. Zum ersten Mal probierte DARPA die dazugehörige Technik schon 2014 aus. Ein neues Video von Tests im Februar 2015 zeigt aber, wie weit die Technologie mittlerweile gekommen ist.

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Mithilfe eines optischen Echtzeit-Lenksystems findet die Kugel immer ihr Ziel und kompensiert dabei Wetter, Wind und Bewegungsgeschwindigkeit des angepeilten Objekts. DARPA schreibt, die Munition sei vor allem für ausgebildete Sniper in Gebieten mit schwierigen Witterungslagen wie etwa Afghanistan gedacht. Das Beispielvideo zeigt allerdings auch, welche Möglichkeiten das System für schlechte Schützen bereithält.

Während in Deutschland über den Zustand des G36-Gewehrs diskutiert wird, tauchen in der vergangenen Zeit immer öfter solche höchst bedenklichen Waffensysteme auf. Sie versetzen völlige Laien in die Lage, großen Schaden anzurichten. Aus normalen Zivilisten können auf diesem Weg — zumindest in der Theorie — ohne große Ausbildung Scharfschützen werden: Die Technik übernimmt die Expertise.

Nur der nächste Schritt in der höchst fragwürdigen Entwicklung moderner Kriegsführung.

Dazu gehört nicht nur die Möglichkeit, sich komplizierte Sturmgewehre selbst auszudrucken, sondern auch das Aufkommen sogenannter Smart-Guns. Zwar werden entsprechende Systeme auch zur besseren Sicherung von Waffen eingesetzt, amerikanische Rüstungsfirmen nutzen sie aber auch, um extrem leistungsfähige Gewehre herzustellen. Ein Beispiel ist die Precision Guided Firearm (PGF) des Herstellers Tracking Point: Die Waffe löst automatisch aus, sobald ihr Lenksystem das gewünschte Ziel im Fokus hat. Ein vollautomatischer Sniper sozusagen. Ausgelegt ist sie auf das AR-15 Sturmgewehr, die „zivile“ Version des M16-Sturmgewehrs derUS-Armee. Die Smart-Bullet ist nur der nächste Schritt in dieser höchst fragwürdigen Entwicklung moderner Kriegsführung.

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