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Eure Facebook-Messenger-Freunde wissen, wo ihr schlaft

von Max Biederbeck
Mit den richtigen Mitteln können eure Freunde im Facebook Messenger herausfinden, wo ihr schlaft, wo ihr arbeitet und wen ihr gern besucht. Möglich macht das ein US-Student — er hat herausgefunden, wie er Menschen mithilfe der Chat-App überall hin verfolgen kann.

Um für Transparenz zu sorgen, beginnt Aran Khanna mit einem Geständnis: „Ich werde im Juni ein Praktikum bei Facebook machen“, schreibt er bei Medium. Mit der Sache, um die es in seinem Artikel geht, habe das aber nichts zu tun. Khanna ist Student der Informatik und Mathematik an der Elite-Uni Harvard — und gerade hat er den Facebook Messenger geknackt.

Er hat die App in einen Peilsender verwandelt und den Code online gestellt.

Die Chat-App ist eigentlich das neue Zugpferd von Mark Zuckerberg und soll seinem Unternehmen die Hoheit auf dem Messenger-Markt sichern. Facebook entwickelt das Programm gerade zu einer eigenen sozialen Plattform mit speziellen Angeboten und Apps weiter. Khanna aber, der sich selbst als Heavy User des Facebook Messengers bezeichnet, hat ihn zu einer Art Peilsender umgebaut und auch noch den Code dazu online gestellt.

„Mir war bis vergangene Woche nicht klar, wie viele meiner Daten der Messenger den Leuten zeigt, mit denen ich chatte“, schreibt er. Eigentlich wollte Khanna sich damit nur einen kleinen Spaß erlauben. Ihm fiel auf, dass fast jede Nachricht in seinen Chats einen Location-Tag hatte, also eine Ortsangabe. Der Student schrieb daraufhin eine Chrome-Extension für den Messenger, die sogenannte Marauders Map, benannt nach einer Zauberkarte aus Harry Potter, die diese Daten sammelte und abbildet.

Man kann den Ort des Senders auf weniger als einen Meter bestimmen.

Aran Khanna

Dann fing Khanna an, mit seinem Code zwei seiner Freunde zu überwachen. In der mobilen Version des Messengers ist der Ortungsdienst von Werk aus eingeschaltet, Location-Daten werden also automatisch mit allen Nachrichten mitgeschickt (so stellt ihr den Dienst wieder aus). „Es ist möglich, den Ort des Sendenden auf weniger als einen Meter genau zu bestimmen“, schreibt Khanna. Nachdem er sein Addon aktiviert hatte, konnte er komplette Bewegungsprofile seiner Freunde anlegen: wo sie schliefen, wo sie arbeiteten und wie ihr Wochenrhythmus aussah. Schaute er sich zum Beispiel die Nachrichten aus der späten Nacht an, konnte er genau herausfinden, wo ihre Studentenwohnungen liegen.

Doch bei den Freunden blieb es nicht. Auch in Gruppen, in denen Khanna im Grunde niemand kannte, etwa einem Studenten-Poker-Chat, konnte er völlig Fremde überwachen. „Wenn ich regelmäßig mit einem Bekannten chatte, kann ich stundenweise feststellen, wo er sich befindet.“ Aus dem Messenger wird ein Defacto-Live-Tracker. Nun könnte man einwenden, dass das nichts neues ist. Ist es aber doch: das Sammeln von Ortsdaten durch die App an sich ist zwar bekannt, das ganze aber systematisch per Script auszunutzen und so Freunde und Fremde zu kartografieren, das hebt den Grad an örtlicher Überwachung auf ein ganz neues Niveau.

Khanna fordert die Leser seines Artikels auf, mitzumachen. „Um selbst zu sehen, wie lustig und gleichzeitig creepy das ist.“ Ob man sich darüber Sorgen mache oder nicht, müsse jeder selbst entscheiden. Facebook zumindest habe von dem Problem mittlerweile erfahren und wolle es so schnell wie möglich beseitigen, schreibt Bald-Praktikant Khanna. 

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