Als Ärzte den Mann 2013 zum ersten Mal untersuchten, schien es so, als seien die bösartigen Zellen wie bei Krebs üblich in gesundem Gewebe zu finden. Die Tumore hatten sich in seiner Lunge und Leber verteilt, einige waren bis zu vier Zentimeter groß.
Als die Krebszellen auf menschliche Proteine getestet wurden, war das Ergebnis allerdings negativ — sie konnten also nicht menschlichen Ursprungs sein. Eine Autopsie bestätigte die Vermutung: Die Zellen stammten von einem Bandwurm. Außerdem zeigte sich, dass sie Mutationen aufwiesen, die mit Tumoren assoziiert werden. Es waren allerdings sehr kleine Zellen, etwa nur ein Zehntel so groß wie menschliche.
Ein Tumor, der von einem Bandwurm auf seinen Wirt übertragen wird, sei äußerst selten, aber nicht unbekannt, sagte der Parasitologe Peter Olson, der den Fall im New England Journal of Medicine besprochen hat. Er nimmt an, dass die Krebszellen von den Larven stammen, die sich in den Magen und die Lymphknoten des Mannes gebohrt hatten. Der Fall des Kolumbianers ist allerdings der erste nachgewiesene, bei dem ein Parasit tatsächlich Krebs ausgelöst hat.
Da der Verstorbene HIV-Positiv und deshalb sein Immunsystem geschwächt war, war sein Körper nicht in der Lage, das zu verhindern. Die Larven konnten sich zu gefährlichen regenerativen Stammzellen entwickeln, die wucherten und sich ausbreiteten.
Millionen von Menschen auf der Welt sind mit Parasiten infiziert. Die Chance sich über einem Bandwurm mit Krebs zu infizieren, ist dabei aber äußerst gering. Dennoch ist anzunehmen, dass viele solcher Fälle nicht korrekt diagnostiziert werden.