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Null Dollar, null Unterstützer, null Erfolg: Auf dem Friedhof der Kickstarter-Projekte

von Christopher Pramstaller
Große Träume, null Erfolg: Auf Kickstarter versuchen tausende Projekte, durch Crowdfunding zu gewinnen. Die meisten scheitern. Wer sind sie? Und was wollen sie? Ein italienischer Künstler hat sie alle vereint.

Habe die richtige Idee und der Erfolg wird mit dir sein. Das ist das Narrativ von Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter. Es gibt zahllose äußerst erfolgreiche Projekte aus allen erdenklichen Bereichen. Gadgets, Software, Filme: User haben sich schon für viele Ideen begeistern lassen. Doch das ist nur die eine Seite. Auf der anderen gehen tausende Projekte leer aus. Sie scheitern nicht nur knapp an ihrem Ziel, sondern komplett. Null Dollar, null Untersützer, null Erfolg.

Mehr sehen als das, was uns vom Algorithmus angezeigt wird.

Silvio Lorusso

Silvio Lorusso hat sie alle auf der Website Kickended vereint. Fast 10.000 sind dort innerhalb einer Woche zusammengekommen, ihre Anzahl wächst. Der italienische Künstler und Designer will damit zum Nachdenken über Crowdfunding anregen. „Die Erzählung von Kickstarter ist die des Sillicon Valley: Jede gute Idee wird Erfolg haben“, sagt Lorusso. „Wir müssen aber mehr sehen als das, was uns vom Kickstarter-Algorithmus angezeigt wird. Wie müssen die ganze Breite an Ideen sehen, die dort existiert. Auch wenn diese kein Geld einsammeln.“

Kickended ist der Ort, an dem die Kampagnen ohne Unterstützer ein zweites Leben finden. Frei vom Druck, Geld aufzubringen, sind sie einfach nur noch abstrakte Ideen. Manche genial, viele abstrus.

Die User wissen schon vorher, dass sie scheitern werden

Silvio Lorusso

Ein Designer aus Haiti versuchte beispielsweise zur Fashion Week nach New York zu kommen. Von Port-au-Prince wollte er seine Designs in die Welt bringen. 19.900 Dollar sollten zusammenkommen - der Erfolg blieb komplett aus. Auch eine Kamapgne, die Geld dafür sammeln wollte, dass Bilder an die Wände eines Hauses gemalt werden, welches das Crowdfunding bezahlt hätte, konnte genau null Dollar einsammeln.

„Scheitern“ oder „erfolglos“ wolle er nicht verwenden, erklärt Lorusso. Bei vielen Projekten gehe es vielmehr darum, die eigene Idee überhaupt erst zu präsentieren. „Die User wissen schon vorher, dass sie mit ihrer Kampagne scheitern werden“, sagt er. „Kickstarter gibt ihnen aber die Möglichkeit, sie überhaupt erst zu präsentieren.“

Was macht jedoch Projekte erfolgreich und andere nicht? Lorusso meint, ein wichtiger Teil sei das Erlebnis. Wer keinen Erfolg habe, der wird auch nicht unterstützt. Würden die Projekte ohne die bereits gesammelte Summe angezeigt, würde die Untersützung womöglich anders ausfallen. Unterstützer würden sich weniger stark vom bisherigen Erfolg leiten lassen. 

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