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US-Ingenieure wollen mit einer riesigen Kanone nach Erdwärme bohren

von Michael Förtsch
Heißt es bald Schießen statt Bohren? Um geothermische Energie zu erschließen, müssen gigantische Löcher in die Erde getrieben werden. Ein US-Unternehmen will dafür eine riesige Kanone einsetzen, die sich besser durch die Erdkruste ballern kann als jeder Bohrer.

Die Erde ist ein großer Ofen, der unsere Häuser ohne Probleme mit Strom und Wärme versorgen kann. An vielen Stellen tritt die dafür nötige Hitze ganz natürlich aus und kann angezapft werden. Anderenorts müsste jedoch bis zu fünf Kilometer Richtung Planetenkern gebohrt werden, um die Erdwärme zu erschließen. Solche Tiefen sind mit derzeitigen Bohrtechniken nur unter großem Aufwand von Zeit und Geld zu erreichen.

Der amerikanische Bohrtechniker und Raumfahrtingenieur Mark Russell will das nun ändern. Mit seiner Firma Hypersciences möchte er der Erdkruste nicht länger mit großen Stangen und Bohrköpfen begegnen — sondern sich einfach durch sie hindurch schießen.

Wie Russell in einem Patentantrag erklärt, soll hierfür eine Technik zum Einsatz kommen, die sonst eigentlich in Raketentriebwerken genutzt wird: ein Ram-Jet-Antrieb. Bei diesem wird ein Gasgemisch in einer Kammer unter hohem Druck komprimiert und dann entzündet. Auf bis zu zwei Kilometern pro Sekunde, lässt sich ein Geschoss so beschleunigen.

In diesem Fall, direkt in die Erdkruste. „Damit bohren wir zehn Mal schneller, als jemals zuvor“, behauptet der Ingenieur, der unter anderem auch für die NASA, Boeing und das Space-Startup Blue Origin gearbeitet hat. Zudem ließen sich mit den überschnellen raketenartigen Kugeln, Felsplatten und Eisenablagerungen durchbrechen, an denen normale Bohrköpfe zerbersten würden.

Wieder und wieder würden die Projektile dann gen Erdkern gefeuert, bis das Bohrziel erreicht ist. Ein weiterer Vorteil gegenüber bisherigen Techniken sei dabei die Flexibilität der Geschosse. Laut Russell könnten diese nämlich auch mit Sprengstoffspitzen, Sensorbaken oder anderem Gerät bestückt werden, um etwa besonders hartnäckige Abschnitte zu überwinden oder Daten aus der Tiefe zu gewinnen.

Wie Russell glaubt, könnte seine Methode, das Bohren in großen Tiefen und damit die internationale Erschließung von geothermischer Energie nicht nur schnell und effizient, sondern auch günstig und umweltfreundlich gestalten.

Denn die Kanone soll anders als riesenhafte Bohrgeräte schon von kleinen Teams steuer- und kontrollierbar sein. Zudem würden toxische Schmier- und Ausspülstoffe wegfallen, die für herkömmliche Bohrvorhaben benötigt werden. Und als ehemaliger Raumfahrtingenieur hofft Russell, dass seine Methode irgendwann auch auf fremden Welten eingesetzt wird. 

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