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Barbie-Lauschangriff: Datenschützer finden Mattels neue Puppe gar nicht lustig

von Marco Walz
Mattels neueste Barbie soll nicht nur sprechen, sondern sich wirklich mit ihrem Besitzer unterhalten können. Was die einen für ein vielversprechendes Spielzeug halten, weckt bei anderen Sorgen über die Privatssphäre im Kinderzimmer.

Auf der Spielzeugmesse Toy Fair hält eine Mattel-Angestellte eine auf den ersten Blick handelsübliche Barbiepuppe hoch und begrüßt sie mit den Worten: „Willkommen in New York, Barbie!“ Prompt antwortet die Plastikblondine. „Ich liebe New York. Du nicht auch? Was magst du am liebsten? Das Essen, die Mode oder die Sehenswürdigkeiten?“, erkundigt sie sich. „Das Essen“, antwortet die Dame von Mattel. „Und was isst du am liebsten?“, fragt die Puppe weiter, mit einem ewigen Lächeln im Gesicht.

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Vorbei sind die Zeiten, in denen man Knöpfe drücken oder Schnüre ziehen musste, um Spielzeugen die immer gleichen Sprachfetzen zu entlocken. Die neue „Hello Barbie“ merkt sich, worüber man sich mit ihr unterhält und passt zukünftige Dialoge an diese gespeicherten „Erinnerungen“ an. Erzählt man Barbie also, dass man gern Schokoladenpudding nascht, kann es sein, dass sie einen bald wieder darauf anspricht. Schon nach kurzer Zeit soll es sogar möglich sein, echte und vor allem individuelle Gespräche mit der Plastiklady zu führen, behauptet Hersteller Mattel.

 

Was nach einem vielversprechenden Schritt auf dem Weg zu Spielzeugen mit einem eigenen Bewusstsein klingt, macht Datenschützern Sorgen. Barbies „Gedächtnis“ funktioniert nämlich nur, weil in der Puppe neben Mikrofon und Lautsprecher auch eine WLAN-Schnittstelle verbaut ist. Mit deren Hilfe werden die Gespräche mit Barbie aufgezeichnet und in Echtzeit an einen Cloud-Server des Mattel-Partners ToyTalk übertragen — um die individuellen Vorlieben des Besitzers zu speichern und die installierte Sprachsoftware zu anzupassen.

Gespräche werden aufgezeichnet und in Echtzeit an einen Cloud-Server übertragen.

Vertreter der Campaign for a Commercial-free Childhood (CCFC) sehen in der sprechenden Barbie deswegen ein ernstzunehmendes Risiko für die Privatsphäre in Kinderzimmern. Vor kurzem veröffentlichte die CCFC eine Online-Petition, die die Produktion der umstrittenen Puppe stoppen soll und schon von mehr als 5000 besorgten Eltern und Datenschützern unterzeichnet wurde.

Ich hätte große Angst, dass intime Gespräche meines Kindes von der Puppe aufgenommen werden.

Angela Campbell, Georgetown University Washington

„Hätte ich ein junges Kind, hätte ich große Angst, dass seine intimen Gespräche von der Puppe aufgenommen und analysiert werden könnten“, sagt Angela Campbell, Juraprofessorin und Technologieberaterin an der Georgetown University in Washington. „In Mattels Präsentation stellt Barbie etliche Fragen, die allerlei Informationen über die Interessen und familiären Umstände eines Kindes preisgeben würden. Solche Informationen sind von großem Wert für die Werbebranche und könnten für unfaire Marketingzwecke verwendet werden.“

ToyTalk hingegen versucht, die Kritiker zu beschwichtigen. Geschäftsführer Oren Jacob betont, dass die Gesprächsmitschnitte keinesfalls für Marketingzwecke verwendet würden. Außerdem müssten die Eltern der Datenspeicherung vorab zustimmen. Auch ein komplettes Deaktivieren der Aufzeichnungsfunktion soll möglich sein. Wie lange die Daten allerdings gespeichert und wie genau sie zur Optimierung der Sprachsoftware verarbeitet werden sollen, ist unbekannt.

In Europa wird „Hello Barbie“ laut Mattel Deutschland nicht erscheinen — weil der Umgang mit „Social Media-Themen“ in den USA ein anderer sei und man der Frage des Datenschutzes dort weniger kritisch gegenüberstehe. 

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