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Bio-Hacker erlangt Nachtsicht durch Augentropfen

von Marius Münstermann
In der Medizin wird der Farbstoff Chlorin e6 schon seit Jahren zur Behandlung von Krebs und bestimmten Sehkrankheiten verwendet. Doch in der Natur spielt Ce6 noch eine andere Rolle: Tiefseefische verdanken dem Stoff ihre Fähigkeit, in stockdunklen Gewässern zu sehen — mit einem Bio-Hack können das jetzt auch Menschen.

Science for the Masses, eine Biohacker-Gruppe aus Tehachapi in Kalifornien, war von der Vorstellung fasziniert, auch Menschen mittels Ce6 zur Nachtsicht zu verhelfen. „Es gibt eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien zur Injektion dieses Wirkstoffs in Ratten und er wurde bereits seit den 60er Jahren intravenös zur Krebsbehandlung eingesetzt“, erklärt Jeffrey Tibbetts, der selbsternannte medizinische Leiter von Science for the Masses. Für die medizinische Anwendung wird das Ce6 aus Algen gewonnen. „Diese Untersuchungen schienen uns abgeschlossen. Also musste jemand den nächsten Schritt gehen.“ 

 

Für den Test am lebenden Objekt stellte sich der Biochemiker Gabriel Licina zur Verfügung. Mit einer feinen Pipette ließ Licina sich 50 Mikroliter einer Flüssigkeit aus Ce6, Insulin und einer Kochsalzlösung in seine Bindehautbeutel injizieren. Der Proband selbst beschreibt den Eingriff folgendermaßen: „Für einen kurzen Moment legte sich ein grünlich-schwarzer Schleier über meine Sicht.“

Schwarze Kontaktlinsen schützen Licinas Augen vor zu hellem Lichteinfall.

Dass Lucinas Pupillen auf einigen Fotos angsterregend schwarz aussehen, kommt nicht von den Nachtsicht-Augentropfen. Es handelt sich um schwarze Kontaktlinsen, die Licinas Augen vor zu hellem Lichteinfall schützen.

Innerhalb einer Stunde wurde die Ce6-Lösung zur Netzhaut transportiert. Dann war es an der Zeit, die Wirkung zu überprüfen. Die Gruppe verließ ihre Garage, in der sie ihre Experimente durchführt, und ging auf das angrenzende Feld. Auf Anhieb konnte Licina handgroße Formen und Schilder erkennen, die in etwa zehn Metern Entfernung aufgehängt waren. Bald darauf konnte er trotz der starken Dunkelheit selbst bewegte Objekte in weiterer Entfernung wahrnehmen.

Wenn wir das in unserer Garage hinbekommen, kann es jeder nachmachen.

Gabriel Licina

Für einen weiteren Versuch versteckten sich einige seiner Mitstreiter in einem nahegelegenen Wald. „Ich konnte sie aus 50 Metern Entfernung sehen, sogar wenn sie vor einem Baum standen“, erzählt Licina. Seine Trefferquote: 100 Prozent. Die Kontrollgruppe von vier Personen, denen keine Ce6-Lösung injiziert bekommen hatte, entdeckte mit vielem Raten maximal ein Drittel der versteckten Personen.

Licinas Nachtsicht hielt für mehrere Stunden an. Am nächsten Morgen sei seine Sicht wieder völlig normal gewesen, so Licina, der sich begeistert äußerte: „Es wird noch viel Forschung nötig sein. Doch wir haben gezeigt, dass Nachtsicht machbar ist. Wenn wir das in unserer Garage hinbekommen, kann es jeder nachmachen.“

Nicht zuletzt deshalb stellten Science for the Masses die Vorgehensweise und die Ergebnisse ihres Tests für jeden frei verfügbar Online. Optiker hingegen warnen davor, sich nicht-lizensierte Flüssigkeiten in die Augen zu tröpfeln. 

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