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Bald weiß dein Smartphone, ob dir langweilig ist

von Michael Förtsch
Mit dem Smartphone haben wir Internet, Videospiele, Podcasts und Musik immer dabei. Trotzdem wird uns langweilig. Wann, wie und auf welche Weise manifestiert sich das? Und was kann man dagegen tun? Das wollten Wissenschaftler von Telefónica via App herausfinden.

Ein vierköpfiges Team der spanischen Forschungsabteilung von Telefónica wollte herausfinden, wie sich ermitteln lässt, wann ein Smartphone-Nutzer gelangweilt ist. Denn nur so könne man der Langeweile gezielt entgegenwirken: „Wäre es nicht toll, wenn Dienste sich anbieten, wenn dir gerade langweilig ist?“, fragt der Studienleiter Martin Pielot. „Und wenn sie dich im Gegenzug in Ruhe lassen, wenn du keine Zeit hast?“

Wann die Langeweile wirklich merklich wird, sollte durch eine Mini-Studie, ein „Quasi-Experiment“ mit 54 Teilnehmern und mithilfe einer App für Android-Telefone festgestellt werden. Im Hintergrund registrierte die sogenannte Borapp stetig die Aktivität des Nutzers und maß dabei 35 Parameter als potentielle Langeweile-Indikatoren: Wie stark wird der Akku belastet, wird Musik gespielt, befindet sich das Telefon im Portait- oder Landscape-Modus, steht es auf Vibrationsalarm, wird es bewegt und im welchem Abstand werden Apps geöffnet und geschlossen? „Gleichzeitig fragten wir unsere Probanden mit einem integrierten Fragebogen regelmäßig, wie gelangweilt sie waren“, erklärt Pielot. Mehr als 40 Millionen Datenpunkte und 4000 Antworten kamen dabei in zwei Wochen zusammen.

Telefónica

Die Resultate zeigten ein klares Muster. „Je gelangweilter du bist, umso intensiver nutzt du dein Telefon“, fasst Pielot zusammen. Wer nichts mit sich anzufangen weiß, klickt sich etwa wahllos durch Apps, schaut immer wieder auf den Bildschirm, gräbt sich durch alte E-Mails oder aktualisiert immer wieder den Twitter- und Facebook-Stream. Das sei besonders oft bei Männern der Fall. Ein Algorithmus, so das Team, könne auf Basis dieser Ergebnisse mit 74,5 bis 82 Prozent Genauigkeit Langeweile diagnostizieren.

Eine These, die in einer zweiten Phase bewiesen werden sollte. Die Borapp II schlug nämlich bei Langeweile oder auch zu zufälligen Zeitpunkten Möglichkeiten zur Bekämpfung des öden Herumspielens vor: Katzenbilder und Artikel von BuzzFeed.

Telefónica

Tatsächlich lasen die Nutzer bei festgestellter Langeweile die Artikel in über 20 Prozent der Fälle angeklickt und lasen sie in über 15 Prozent der Fälle. Bei den zufälligen Anzeigen war das nur in 8 beziehungsweise 4 Prozent der Fälle so. „Auch wenn wir nicht glauben, dass das Vorschlagen von BuzzFeed-Artikeln die Langeweile der Menschen heilt“, sagt Pielot, „glauben wir doch, dass die Studie zeigt, dass unsere Vorhersage funktioniert.“ Laut dem spanischen Team wäre es damit in Zukunft etwa vorstellbar, Nutzern mit „Später lesen“ markierte Artikel und unerledigte To-Dos anzubieten. Ebenso könne man ihnen aber auch nahelegen, „das Telefon auszuschalten, sich zu entspannen und mit der echten Welt zu beschäftigen“, statt erneut durch schon gelesene Facebook- und Twitter-Meldungen zu scrollen. 

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