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Tag Heuer: „Die Apple Watch ist keine Uhr“

von GQ
Auf der weltweit größten Uhrenmesse Basel World hat Tag Heuer die erste Schweizer Smartwatch angekündigt. Gebaut werden soll sie in Kooperation mit Google und Intel. Im Interview mit WIRED spricht Guy Sémon, Konzernchef des Schweizer Uhrenherstellers, nun überraschend offen über das Thema Smartwatches. Er räumt ein: Niemand könne derzeit sicher sagen, ob es überhaupt genug potentielle Käufer für die neuen Gadgets am Arm gibt.

„Im Moment wissen wir nicht, ob der Markt existiert“, sagt Sémon in einem exklusiven Interview mit WIRED. „Wir sind in erster Linie Uhrenmacher. Die vernetzten Uhren müssen wir aber berücksichtigen. Wir wollen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen: Anfang der 70er, als die ersten Quarzuhren auf den Markt kamen, da haben wir schon einmal zu lange gezögert.“

 

1969 hatte die japanische Firma Seiko mit der Astron die weltweit erste kommerzielle Quartz-Armbanduhr produziert. Die inhärente Genauigkeit und die geringen Produktionskosten der neu entwickelten Uhrentechnik ließ die Branche über zwei Dekaden in die so genannte Quartz Krise stürzen. Allein in der Schweizer Uhren-Industrie sank die Zahl der Beschäftigen von 90.000 im Jahr 1970 auf 28.000 im Jahr 1988.

„Wenn möglich, gehe ich gerne auf Nummer sicher. Bei den Smartwatches weiß ich nicht, wohin der Zug fährt, aber ich weiß, dass wir besser im Zug sitzen sollten“, sagt Guy Sémon.

Der naheliegende Ansatz wäre, Apple zu kopieren.

Guy Sémon, Konzernchef von Tag Heuer

Auch andere Uhrenhersteller — darunter Swatch — haben auf der diesjährigen Baselworld angekündigt, mit eigenen Smartwatches dem neu auf den Markt drängenden Konkurrenten Apple die Stirn bieten zu wollen. Was das von Tag Heuer vorgestellte Modell — dessen Look sich an der ebenfalls neu vorgestellten Sportuhr Carrera  Heuer-01 orientiert — zweifellos erkennen lässt, ist die Tatsache, dass es sich um eine Luxus-Smartwatch in Reinform handeln soll: Sie besitzt keinen physikalischen Zeitanzeiger. Damit ziehen drei große Marken — eine mit ausgewiesener Expertise in den Traditionen des Schweizer Uhrenhandwerks, zwei mit Silicon-Valley-Background — gemeinsam in den Kampf gegen das neue Statussymbol Apple Watch.

„Wie kreiert man eine netzbasierte Uhr? Der naheliegende Ansatz wäre, Apple zu kopieren“, sagt Sémon im Gespräch mit WIRED. „Aber die Apple Watch ist keine Uhr, sie ist ein mit dem Smartphone verbundenes Gerät an einem Armband. Da gibt es einen großen Unterschied. Warum? Weil das hier, [Sémon zeigt auf das aktuelle Carrera-Modell Heuer-01 / Anm. d. Red.] sieht gut aus. Besser endverarbeitet und designt.“ Weiter unterstreicht der Firmenchef: „Unsere Uhren sind nicht wie ein iPhone. Kaufst du ein iPhone, landet es drei Jahre später im Müll. Das passiert mit einer Uhr nicht. Eine Uhr behält man.“

Wer das unbedingt alles am Arm haben will, der kann sich eine vernetzte Uhr aus China für 50 Dollar kaufen.

Guy Sémon, Konzernchef von Tag Heuer

Tag Heuers Smartwatch ist laut Sémon als Türöffner für das „Universum“ der Luxus-Marke gedacht. Das Anzeigen von Push-Nachrichten solle nicht im Mittelpunkt stehen.  „Natürlich ist es möglich, sich Mitteilungen über Anrufe und Emails anzeigen zu lassen. Wer das unbedingt alles am Arm haben will, der kann sich eine vernetzte Uhr aus China für 50 Dollar kaufen. Das ist ok. Unser System wird sich davon allerdings komplett unterscheiden.“

Geplant sei ein völlig neuartiges Messinstrument, ausgerichtet auf den Einsatz bei Hochleistungsportarten wie Fußball, Surfen oder Motorrennen. „Wenn du zum Beispiel am Nürburgring bist und vier Runden fährst, wird unsere Uhren alle Daten rund um Beschleunigung und Speed messen. Danach lassen sich die Ergebnisse in der Cloud teilen.“ 

UPDATE: Das Artikelbild zeigte ursprünglich fälschlicherweise nicht Guy Sémon, sondern Jean-Claude Biver, Präsident der Uhrenfirma Hublot, zu der die Marke Tag Heuer gehört. Wir haben es gegen das richtige Foto ausgetauscht und bitten, die Verwechslung zu entschuldigen. 

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