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Diese Kamera verweigert unoriginelle Fotos

von Michael Förtsch
Neuschwanstein, der Time Square oder Big Ben sind Orte, die jeden Tag tausendfach abgelichtet werden. Mit der Camera Restricta ließen sie sich aber nicht fotografieren. Denn dieser intelligente Fotoapparat verweigert sich, wenn ein Motiv schon zu prominent ist.

Die Idee ist so einfach wie surreal: Wurden von einem Ort schon zu viele Fotos geschossen, verschwindet der Auslöser der Camera Restricta im Gehäuse. Denn ständig bestimmt der Fotoapparat via GPS ihren Aufenthaltsort und hält im Internet nach Fotos mit dem entsprechenden Geotag Ausschau. Sind schon mehr als 35 Bilder in der Umgebung entstanden, prangt auf Rückdisplay „Allow Photos: Nein“ und das Gerät verweigert den Dienst. Es zwingt den Fotografen damit, abseits der ausgetretenen Wege nach Orten und Motiven zu suchen, die noch unbekannt sind. Dabei hilft eine Art Geigerzähler, der je nach Fotomenge stärker und lauter aus einem integrierten Lautsprecher rauscht und an weniger überlaufenen Orten nahezu verstummt.

Ein Softwareupdate oder Hack würde genügen, um jede Kamera-App in eine Camera Restricta zu verwandeln.

Philipp Schmitt

Hinter der Camera Restricta steht Philipp Schmitt, ein deutscher Student für Interaktionsgestaltung. Seine Kamera soll eine Parabel auf die Zensur und vor Kurzem verhinderte Einschränkung des Panoramarechts sein, ebenso aber auf unsere heutige Fotokultur. „Ich studiere in Schwäbisch Gmünd, einem kleinen Städtchen im Schwabenland. Ich bin direkt am Münster, einer der Touristenattraktionen der Stadt. Davor wiederum gibt es einen Brunnen, den ich von meinem Fenster aus beobachten kann“, erklärt er WIRED. „Jeden Tag sehe ich Besucher, wie sie den Brunnen fotografieren, von allen Seiten, nah und fern.“ Das habe ihn zunächst zu einem Projekt zur Visualisierung der Standorte der Fotografen inspiriert, aber ebenso auf die „Schnapsidee“ zu einer Kamera gebracht, die „dann bei vielen Fotos das weitere Fotografieren verbietet.“

Seit Mitte 2014 hat Schmitt das Projekt neben dem Studium vorangetrieben, letztlich einen Prototypen gebaut und einen Film produziert, der die Idee erklärt. Der an die klassische Laica M angelehnte Kamera-Body dafür kam aus dem 3D-Drucker. Die Elektronik wird von einem ATTiny85-Microcontroller gelenkt und ein Smartphone samt Web-App ist für GPS und Bildabfrage bei Flickr und Panoramio zuständig. „Fast alles, was die Kamera im Film kann, ist echt“, erläutert Philipp Schmitt. „Das einzige, was sie nicht kann, ist Fotos machen. Die Optik funktioniert nicht, es gibt keinen Sensor und die Szene mit dem Kamera-Sucher ist am Computer entstanden.“

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Allerdings ist die Camera Restricta auch nicht als reales Produkt gedacht, sondern stellt eine Überlegung und Konzeptidee dar. Eine, die positive wie negative Implikationen haben könnte. Denn hier könnten Bilder zensiert werden, bevor sie entstehen, aber ebenso durch Limitierung Kreativität geweckt werden. Die Idee vollends umzusetzen, meint Philipp Schmitt allerdings, sei kein Problem. „Die Technologie ist bereits in jedem Smartphone vorhanden. Ein Softwareupdate oder Hack würde genügen, um jede Kamera-App in eine Camera Restricta zu verwandeln.“

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