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Der Sea Orbiter wird ein Raumschiff für die Meere

von Michael Förtsch
Der Sea Orbiter sieht fast aus wie ein Raumschiff aus dem Science-Fiction-Epos „Jupiter Ascending“. Jedoch verbirgt sich hinter dem sonderbar geformten Konstrukt eine einzigartige Vermählung von Yacht, U-Boot und Hightech-Forschungslabor. Es soll das perfekte Werkzeug für Ozeanologen werden. Tatsächlich wird das Schiff gerade gebaut und könnte mit viel Glück in naher Zukunft seine erste Forschungsreise antreten.

Durch den Klimawandel, den zunehmenden Schiffsverkehr und täglich Tonnenweise ins Meer gekippten Müll, verändert sich unser weitestgehend von Wasser bedeckter Planet. Aber ebenso lauern in den dunklen Tiefen noch Geheimnisse und Lebewesen, die noch auf ihre Entdeckung warten. Beides soll der Sea Orbiter erforschen, hinter dem der französische Architekt und Meeresforscher Jacques Rougerie steht. Dieser hatte schon in den 70er Jahren mit Ideen für Unterwasserlabore und Städte am Meeresgrund für Aufsehen gesorgt.

Sein Geistesblitz und die ersten Skizzen für das futuristische Forschungslabor entstanden bereits vor über 15 Jahren. „Wissenschaft und Technik, beides braucht Zeit und Geld“, sagt Rougerie zur langen Planungsphase.

Das gewagte Design des Sea Orbiter, der wie ein halb versenkter Dolch im Wasser gleitet, ist jedoch nicht nur Mittel zum Zweck. Insgesamt 30 Meter der 51 Meter hohen Station sollen unter Wasser liegen und der bis zu 18 Mann starken Besatzung über fünf Stockwerke einen freien Blick und direkten Einstieg ins kalte Nass ermöglichen. Drei Etagen sollen sogar ein dauerhaftes Leben bei Unterwasserdruckverhältnissen ermöglich und so Tiefseetauchgänge erleichtern.

In der geschwungenen Hülle sollen sich mehrere Labore, Werkstätte, Wohn- und Gemeinschaftsräume verbergen. Sie wurden von einem Eisberg inspiriert. Diese Form erlaubt es dem Meereslabor, langsam und ruhig mit der Strömung zu treiben. Denn die von Solar- und Windenergie gespeisten Elektromotoren würden nur für Kursanpassungen genutzt werden und sollen das Schiff auf bis zu vier Knoten beschleunigen können.

Die insgesamt 1000 Tonnen schwere Station soll überdies noch Boote und Tiefseetauchroboter an Bord haben. Jacques Rougerie hofft, mit dem Sea Orbiter ein umfassendes Studium der sich in den letzten Jahrzehnten stark wandelnden Meereschemie, der Überfischung und vieler weiterer Bereiche zu ermöglichen. Ebenso hofft er auch auf die Entdeckung bisher unbekannter Arten.

Problematisch gestaltete sich bislang die Finanzierung des zwischen 35 und 50 Millionen Euro teuren Projektes. Dennoch glaubt der meeresafine Architekt, den Sea Orbiter bis 2016 bauen zu können. Über eine Crowdfunding-Kampagne konnte er schon 345.000 Euro einnehmen, um einen Teil des Turm, genannt „The Eye“ in Auftrag zu geben. Er soll im April fertig gestellt werden. Aktuell hofft der Franzose, dass der Sea Orbiter bereits in den kommenden Jahren in See stechen könnte. Seine erste Route soll ihn vom Mittelmeer hinaus auf den Atlantik führen. 

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