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Wo Kinder coden lernen: Zu Besuch in einer Berliner Digitalwerkstatt

von Anna Schughart
In der Haba Digitalwerkstatt in Berlin lernen Kinder spielerisch den Umgang mit digitalen Technologien. Das soll auch den Erwachsenen die Angst nehmen.

Marie sitzt ganz nah vor dem Computerbildschirm. Eigentlich sollten sich darauf eine animierte Katze und ein Drache jagen. Doch zu sehen sind zwei Katzen – und ein Hund. „Klick mal da drauf“, sagt Lena und tippt mit dem Bleistift auf den Bildschirm. Lena und Marie* programmieren gerade ihr erstes Computerspiel.

Zusammen mit fünf Jungen besuchen die beiden Grundschülerinnen den Kurs „Creative Coding II“ in der Haba Digitalwerkstatt in Berlin. Letzte Woche haben die Kinder gelernt, was die Befehle beim Programmieren sind. Jetzt dürfen sie zum ersten Mal selbst coden, mithilfe von Scratch, einer Programmierplattform für Kinder und Jugendliche.

Die Berliner Digitalwerkstatt ist im Prinzip ein buntes Klassenzimmer. Nur, dass man hier Dinge lernen kann, die in der Schule nicht unterrichtet werden. Und dass Lernen hier ganz anders funktioniert. Die Digitalwerkstatt will Kindern dabei helfen, die digitale Welt spielerisch zu entdecken. Das heißt nicht, dass einfach überall Computer rumstehen. Im Gegenteil, bevor der Kurs losgeht, rennen die Kinder zwischen den bunten Sitzhockern umher, steuern mit dem Tablet einen kleinen BB-8, den Roboter aus dem neuesten „Star Wars“-Film, der fröhlich über den Fußboden kullert, oder beobachten fasziniert, was der 3D-Drucker hinten in der Ecke gerade macht.

Es geht darum, dass die Kinder ihre eigenen Grenzen kennenlernen und sich nicht komplett in der digitalen Welt verlieren.

Julia Eckhoff, Leiterin

Die Digitalwerkstatt wurde Ende Februar erföffnet. Geschäftsführerin ist Verena Pausder, die Gründerin des Kinder-App-Startups Fox & Sheep, das vor einem Jahr vom Spielzeughersteller Haba übernommen wurde. Die Welt wird digitaler, das lässt sich nicht aufhalten. Doch vielen Eltern macht das Angst. Die Digitalwerkstatt möchte etwas dagegen tun. „Die Kinder werden zwangsläufig damit in Berührung kommen, sie werden zum Beispiel unbedingt ‚Minecraft‘ spielen wollen. Aber es ist besser, wenn sie verstehen, dass sie nicht einfach nur Konsumenten sein müssen, sondern die digitale Welt selbst gestalten können“, sagt Julia Eckhoff, eine der beiden Leiterinnen. Die Digitalwerkstatt bietet deshalb verschiedene Kurse und Workshops an. Bald gibt es zum Beispiel einen Animationsfilm-Workshop oder einen 3D-Druck-Kurs.

„Es gibt ja eine Menge tolle Angebote für Kinder“, sagt Eckhoff, „aber oft finden die nur einmal in den Ferien statt oder die Initiativen haben keinen eigenen Ort, an dem sie ihre Kurse geben können.“ In die Digitalwerkstatt nach Berlin-Mitte kommen die Kinder jede Woche zur gleichen Zeit an den gleichen Ort, um den gleichen Kurs zu besuchen. Dabei arbeitet die Digitalwerkstatt auch mit anderen Gruppen zusammen: So wird der „Creative Coding“-Kurs zum Beispiel von Marlen Gaus gegeben, die zu den „Jungen Tüftlern“ gehört.

Doch bevor die sieben Schüler mit dem Programmieren anfangen, machen sie erst einmal ein Spiel, bei dem sie selbst wie Roboter auf „Befehle“ reagieren sollen. Überhaupt verbringen sie viel weniger Zeit vor den Rechnern, als man vielleicht denken würde. „Es geht auch darum, dass die Kinder ihre eigenen Grenzen kennenlernen und sich nicht komplett in der digitalen Welt verlieren“, sagt Eckhoff. Deshalb seien Pausen wichtig.

Nach einem kurzen Video, das erklärt, wie man fair im Team arbeitet, beginnen die Kinder mit ihrem ersten Programmier-Projekt. Sie sollen ein Computerspiel nachbauen, bei dem ein Drache eine Katze jagt. Das ist gar nicht so einfach. Zwar ist Scratch relativ intuitiv – man verbindet per Drag-and-Drop-Befehl-Blöcke miteinander –, Lena und Marie brauchen aber doch immer wieder Hilfe von einer der drei Trainerinnen. Ganz fertig werden die beiden Mädchen trotzdem nicht. Aber das macht nichts, sie kommen nächste Woche ja wieder.

Am Ende des Kurses werden die kleinen Programmierer von ihren Eltern abgeholt. Doch bevor sie nach Hause gehen, setzen sie sich die meisten Erwachsenen noch mal gemeinsam mit ihren Kindern vor den 3D-Drucker – ist eben nicht nur für Kinder spannend.

Die wöchentlichen Kurse und einmaligen Workshops der Haba Digitalwerkstatt richten sich an Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sowie an Schulklassen. Aber auch für Eltern gibt es Angebote.

(* beide Namen von der Redaktion geändert) 

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