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Zika ist gefährlicher als gedacht und schadet dem Gehirn

von Anna Schughart
Auch wenn man noch immer nicht alles über das Virus weiß: Die WHO nimmt Zika extrem ernst. In den USA konnten Wissenschaftler nun immerhin ein bisschen mehr Klarheit schaffen: Sie zeigten, dass es einen Zusammenhang zwischen Zika und dem Geburtsfehler Mikrozephalie gibt.

Gleich zu Beginn ihres Statements listet Margaret Chan, die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation WHO auf, was das Zika-Virus so gefährlich macht. Zum einen hat es sich weiter ausgebreitet als gedacht – und wird es mit der andauernden Regenzeit auch weiterhin tun. Gefährlicher als gedacht ist es aber auch, weil jetzt klar ist, dass man sich nicht nur durch Mückenstiche, sondern auch durch Geschlechtsverkehr infizieren kann. Und zuletzt ist die Risikogruppe größer geworden ist, Zika betrifft höchstwahrscheinlich nicht nur Schwangere und ihre ungeborenen Kinder.

Es gebe immer mehr Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Zika-Infektion und dem Guillian-Barré-Syndrom, erklärte Chan. Beim Guillian-Barré-Syndrom attackiert das eigene Immunsystem das periphere Nervensystem, was unter anderem zu Lähmungen führen kann. Betroffen sind Menschen allen Alters, am häufigsten aber Erwachsene und Männer.

Fotos von Babys mit viel zu kleinen Köpfen prägen das Bild von Zika. Doch die sogenannte Mikrozephalie ist nicht die einzige Folge, die eine Infektion mit Zika während der Schwangerschaft, haben kann. Es gebe auch Hinweise, so Chan, auf Totgeburten, Plazentainsuffizienz, verzögertes Wachstum und Beschädigungen des zentralen Nervensystems.

Währenddessen haben Wissenschaftler in den USA herausgefunden, warum das Virus gerade für ungeborene Kinder so gefährlich werden kann. Sie untersuchten, welchen Effekt die Zika-Viren auf verschiedene Zelltypen hat. Dabei zeigte sich: Besonders betroffen sind die sogenannten Hirnrinden-Nerven-Progenitorzellen oder einfacher: Vorläuferzellen. Sie haben Ähnlichkeiten mit Stammzellen, „wissen“ aber, dass sie später einmal Nervenzellen der Hirnrinde werden und sind deshalb in ihrer Funktion schon festgelegt.

Drei Tage nachdem die Vorläuferzellen in der Studie mit dem Zika-Virus in Kontakt gekommen waren, seien 90 Prozent infiziert gewesen, berichten die Wissenschaftler. Die Zellen produzierten jetzt das Virus. Außerdem sehr ungewöhnlich: Die Gene, die sie eigentlich zur Bekämpfung der Krankheit nutzen sollten, waren gar nicht erst aktiviert worden. Die meisten der infizierten Zellen starben, andere hatten ihre Fähigkeit verloren, die Zellteilung zu kontrollieren. Es konnten keine neuen Zellen produziert werden. Das würde die Mikrozephalie erklären: weniger Zellen bedeuten einen kleineren Kopf.

Bei weiter entwickelten Zellen war das Virus dagegen nicht so erfolgreich: Weniger als 20 Prozent waren infiziert. Wenn sich das Ergebnis beim Menschen replizieren lässt, dann könnte das erklären, warum ungeborene Kinder anfälliger sind.

Hinweise, dass wirklich das Zika-Virus für die Fehlbildungen verantwortlich ist, gibt es viele. So hat man das Virus zum Beispiel in Fruchtwasser, Plazentas und Gehirngewebe von Totgeburten gefunden. Doch: „Das ist der erste Schritt, um zu zeigen, dass Zika tatsächlich etwas im Gehirn macht“, sagt Guo-Li Ming, einer der Autoren des Forschungsartikels zu Sciencenews. Wie die Viren allerdings in das Gehirn der Föten kommen, ist noch ungeklärt.

Trotzdem könnte die Entdeckung sich als sehr nützlich erweisen. Jetzt, wo Wissenschaftler die anfälligen Zellen kennen, können sie neue Therapien schneller auf ihre Effektivität testen. 

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