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Die Stars von „Firefly“ parodieren mit „Con Man“ ihr eigenes Leben nach der Serie

von Dominik Schönleben
Es gibt Schauspieler, für die eine Rolle nur ein Durchbruch ist — so wie einst Arnie Grape aus „Gilbert Grape“ für Leonardo DiCaprio. Andere hingegen können sich nie wieder von ihrer ersten relevanten Rolle lösen, werden lebenslang mit einer Serie oder einem Film gleichgesetzt. Um dieses vermeintlich traurige Ende einer Schauspielkarriere geht es in „Con Man“.

Die amerikanische Fan-Kultur hat es möglich gemacht: Wer eine halbwegs relevante Rolle in einer berühmten Science-Fiction-Serie besaß, kann seinen Lebensunterhalt damit verdienen, von einer Convention zur nächsten zu tingeln, und so zum wortwörtlichen „Con Man“ werden. Die gleichnamige Vimeo-Serie von Alan Tudyk und Nathan Fillion ist ein Blick auf diesen Fan-Kult von innen. Denn die beiden Schauspieler sind selbst das beste Beispiel für das „Con Man“-Dilemma.

Nur elf Folgen der Science-Fiction-Serie „Firefly“ wurden 2002 ausgestrahlt, bevor sie abgesetzt wurde. Aber es reichte dennoch für einen Kult. Noch heute gilt die Serie als verkannter Geniestreich und machte ihren Autor Joss Whedon endgültig zum Kultregisseur. Seine Charakterzeichnung der weiblichen Hauptfiguren in „Firefly“ gilt heute noch als Vorbild dafür, wie man starke und selbstbestimmte Frauen schreibt, ohne sie zur Parodie oder Antithese werden zu lassen. Unter anderem deswegen steht Whedon heute auf dem Zenith seiner Karriere — als Autor und Regisseur der beiden ersten „Avengers“-Filme.

Auch Alan Tudyk und Nathan Fillion hatten nach „Firefly“ erfolgreiche Schauspiel-Karrieren. Trotzdem verfolgt ihr Auftritt in der Serie sie bis heute. Für ihre Fans sind sie quasi eins mit ihren Rollen geworden. Wenn sie Conventions besuchen, werden sie unfreiwillig wieder zu ihren Alter-Egos Captain Malcolm Raynolds und Pilot Hoban Washburne.

Genau um dieses Phänomen geht es in „Con Man“: Tudyk und Fillion zeigen in ihrer über Indiegogo finanzierten Serie die leicht abgedrehte Welt des Science-Fiction- und Fantasy-Fandoms. Nicht aus der Perspektive jener Fans, die sich am Wochenende in den Vorhallen großer Hotels treffen, um ihre Idole zu feiern, sondern aus der Perspektive ihrer hochstilisierten Idole. Das ist ein neuer Dreh im Genre der Fandom-Parodien, denn ähnliche Filme sind bisher nahezu alle aus der Perspektive der Superfans erzählt, so etwa der brilliante „Star Wars“-Road-Movie „Fanboys“.

„Con Man“ ist eine Web-Serie voller Klischees. Tudyk spielt den gescheiterten Schauspieler Wray Nerely, dessen Karriere ihren Höhepunkt in der fiktiven Serie „Spectrum“ fand — die natürlich austauschbar mit „Firefly“ ist. Nerelys Karriere wurde auf seine Auftritte auf Conventions reduziert und er ist stets verzweifelt auf der Suche nach der nächsten Rolle, um endlich das unsägliche Science-Fiction-Image loszuwerden: ein Genre, für das man keine Filmpreise, sondern nur die Anbetung fanatischer Superfans gewinnen kann.

Die Serie ist voller Cameos anderer Darsteller mit ähnlichen Problemen: Wil Wheaton, der als Kind Wesley Crusher, den meistgehassten Charakter in „Star Trek“ spielte, gibt sich die Ehre. Aber auch Sean Astin, besser bekannt als Samwise Gamdschie aus der „Herr der Ringe“-Triologie, kämpft mit dem „Con Man“-Problem.

Doch natürlich ist „Con Man“ keine Anklage an das Fandom, Nereley selbst ist der eigentliche Spielverderber. Er ist das Arschloch in dieser Gleichung, der Schauspieler, der es nicht genießen kann von seinen Fans idealisiert zu werden, aber dennoch auf die Auftritte angewiesen ist. Ein Dilemma, dem er nicht entkommen kann und das den Charme und den Witz der Serie ausmacht. Nereley muss erst noch erkennen, dass im vermeintlichen Ende seiner Schauspielkarriere auch etwas Gutes stecken kann.

Die ersten vier Folgen von „Con Man“ sind bereits auf Vimeo erschienen. Bis zum 21. Oktober werden alle 13 Episoden der Serie veröffentlicht. Preis: 13,99 Euro für drei Monate Streaming. 

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