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Twitter öffnet sein Werbeprogramm für alle Unternehmen und verwendet die Daten der Twitterer für exaktes Targeting

von Elisabeth Rank
Bis heute konnten nur ausgewählte Firmen am Werbeprogramm von Twitter teilnehmen. Nun sind die Formate Promoted Tweet und Promoted Account für alle deutschen Unternehmen verfügbar. Twitter möchte damit seine Reichweite erhöhen und in Deutschland relevanter werden.

Am Mittwoch hat das soziale Netzwerk verkündet, dass nun alle Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Werbeprogramm von Twitter nutzen können, solange sie in Besitz einer gültigen Kreditkarte sind. Unter ads.twitter.com können die Firmen die Werbeform auswählen, Budgets festlegen und ein Publikum auswählen, das die Anzeige zu sehen bekommt. Ein Mindestbudget gibt es nicht, das heißt es kann auch mit Kleinstbeträgen experimentiert werden. Für jeden zugängliche Webinare unterstützen die Einführung des Programms.

Vor dem Auslesen des eigenen Twitter-Profils kann man sich nicht schützen.

Twitter sei es wichtig, den User nicht mit Werbung zuzuspammen, sagt das Unternehmen. Eine Begrenzung für die Anzeige von bezahlten Inhalten im sichtbaren Bereich der Timeline eines jeden Nutzers gebe es bisher dennoch nicht. Wer gar keine Werbung sehen will, der kann sich noch in Third Party Clients wie Tweetdeck und andere browserbasierte Dienste zurückziehen. Dort werden bezahlte Inhalte bisher nur teilweise angezeigt.

Vor dem Auslesen des eigenen Twitter-Profils schützt bisher jedoch nichts. Twitter nutzt die eigenen Angaben im Profil, Begriffe aus Tweets sowie Hashtags, um Nutzergruppen zu identifizieren und für Werbekunden in Kategorien einzuteilen. So können Unternehmen im Backend von ads.twitter.com ihr potenzielles Publikum nicht nur nach Orten filtern, sondern auch nach von den Nutzern zusätzlich abonnierten Accounts, Interessen oder dem Betriebssystem. Zusätzlich können Twitter-User auch nach ihrem konkreten Gerät sortiert werden. Grund dafür sei die hohe Mobilnutzerrate, heißt es, 80 Prozent der Twitter-User nutzen den Dienst übers Handy.

Twitter erkennt das Geschlecht der User anhand von Tweets, verwendeten Hashtags und Interessen.

Doch Anzeigen können auch nach Geschlecht der Nutzer geschaltet werden. Vielleicht schrillt an dieser Stelle ein kleiner Alarm im Hirn mancher Twitterer, denn das Geschlecht muss man derzeit in seinem Twitterprofil eigentlich nicht angeben, eine Möglichkeit dazu besteht auch gar nicht. Die Einteilung in „männlich“ oder „weiblich“ übernimmt ein Algorithmus anhand von Äußerungen in Tweets, Hashtags, genannten Interessen und denjenigen, denen ein Nutzer auf Twitter folgt.

Zukünftig möchte Twitter auch Geodaten zum Targeting der Anzeigen nutzen. Derzeit ist das noch nicht der Fall. Unternehmen ist es zusätzlich möglich, im Backend des Anzeigen-Tools eigene Listen mit E-Mail-Adressen von Nutzern hochzuladen, die es ansprechen möchte. Datenschutzrechtlich dürfte das für Diskussionen sorgen, denn das Targeting läuft über das Matching der Mail-Adressen, mit denen Nutzer bei Twitter angemeldet sind. Wie Unternehmen sich die Erlaubnis einholen, die Datensätze ihrer Nutzer abzugleichen, bleibt abzuwarten.

Der Echtzeit-Charakter von Twitter soll durch die schnelle Freigabe der Anzeigen erhalten bleiben. Das System schalte grundsätzlich erst einmal alle Anzeigen frei, das heißt die eingespielte Werbung gehe sofort live. Der Vorgang wird allerdings gestoppt, falls das System einen kritischen Begriff findet und die Anzeige in die händische Prüfung gibt. Verglichen dazu  nimmt etwa Facebook sich für die Prüfung von Anzeigen derzeit noch etwas mehr Zeit.

Erster Testpartner in Deutschland war die Kaffeerösterei The Barn, die nach eigenen Angaben mithilfe von Twitter-Anzeigen innerhalb von einer Woche den Umsatz ihres Online-Shops um 40-50 Protent steigern konnte. Ob Twitter genug Unternehmen von dieser Maßnahme überzeugen kann, um dem Vorwurf des Relevanzverlusts in Deutschland selbstbewusst entgegenzutreten, wird sich zeigen. Ebenso wird man wohl erst nach einiger Zeit sehen, ob es die Nutzer eigentlich stört, wenn ihre Tweets plötzlich für das Targeting von Anzeigen verwendet werden. 

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