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Lena Dunhams Interview mit Hillary Clinton ist vor allem Wahlwerbung für junge, weiße Wählerinnen

von Chris Köver
Der US-Vorwahlkampf läuft längst auf Betriebstemperatur und der Kampf um die Aufmerksamkeit junger WählerInnen spielt darin eine entscheidende Rolle. Barack Obama trifft sich zum Beispiel mit Vice-CEO Shane Smith zum Plausch in einem US-Gefängnis. Und Hillary Clinton? Die geht zu Lena Dunham.

Im Juli hatte die „Girls“-Regisseurin und -Hauptdarstellerin angekündigt, gemeinsam mit ihrer Produzentin Jenni Konner einen neuen Newsletter namens Lenny zu starten, der sich um „Feminismus, Style, Gesundheit, Politik, Freundschaft und alles andere“ drehen wird. Der Claim: „Ein E-Mail-Newsletter, in dem es nie zu viel Information geben kann.“

Heute wird die erste Ausgabe von Lenny ausgesendet — und den notwendigen Wumms für dieses Ereignis liefert ein exklusives Interview von Dunham mit Hillary Clinton. Wie das US-Magazin Politico berichtet, traf Dunham Clinton bereits am 8. September in Manhattan. Im Video — Politico hat voran schon einen Ausschnitt gesehen — unterhalten sich die beiden über Clintons College-Jahre und ihre Zweifel als junge Frau, aber auch über die Schuldenlast junger AmerikanerInnen und die Gesundheitsversorgung von Frauen. Themen, die das junge weibliche Zielpublikum von Dunhams Newsletter bewegen.

Das Interview ist Teil von Clintons Strategie, insbesondere junge Wählerinnen zu erreichen. Die ehemalige Außenministerin hat Geschlechterthemen zu einem Angelpunkt ihrer Kampagne um die Präsidentschaftskandidatur erklärt: Lohngerechtigkeit, Kinderbetreuung, Arbeitsschutz für junge Mütter. Vergangene Woche sprach sie schon mit der Mode- und Lifestyle-Webseite refinery29.com über sexuelle Belästigung.

Es ist schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass Clinton hier den besseren Deal bekommt.

Natürlich haben diese Interviews ihre Berechtigung und wer weiß, vielleicht werden wir dank Dunham tatsächlich eine neue und weniger angespannte Seite von Hillary Clinton zu sehen bekommen. Es wird allerdings mit Sicherheit genau die Seite sein, die ihr Wahlkampfteam uns präsentieren will. Auch wenn solche Vereinbarungen den entsprechenden Webseiten viel Aufmerksamkeit sichern — es ist schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass Clinton in diesem Arrangement den besseren Deal bekommt.

Denn Clinton will mit ihrer Kampagne vor allem junge und weibliche Wählerinnen gewinnen, um ganz genau zu sein: junge, weibliche, weiße Wählerinnen. Gerade in dieser Gruppe sind ihre Werte allerdings zuletzt am steilsten gesunken, wie die Washington Post berichtet.

Da kommt ein Auftritt mit Dunham gerade recht, deren Show und Haltung in der Vergangenheit oft als „White Girl Feminism“ kritisiert wurde, also als blind für die Anliegen und Probleme weniger privilegierter Frauen. Clinton bekommt von ihr einen episch langen, kostenlosen Wahlkampfwerbespot, in dem sie sich jungen, weißen Millennial-Frauen von ihrer lässigen Seite präsentieren kann.

Politico zufolge war es allerdings Dunhams Redaktion, die das Interview anfragte, nicht umgekehrt. Das Gespräch in voller Länge ist exklusiv für AbonnentInnen von Dunhams Newsletter zu lesen. 

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