Viele Nutzer waren über das Feature nicht gerade erfreut und machten ihrem Unmut auf Twitter Luft. Doch bei anderen Messengern, zum Beispiel auf Facebook, ist die Funktion längst integriert. Es ist also bereits normal geworden, dass wir überprüfen können, wie viel Zeit sich jemand wirklich beim Beantworten einer Nachricht lässt. Die ungewissen Zeiten der SMS sind schon lange Geschichte.
Auch an WIREDs Ms. Know-it-All wurde die aus dieser Nachrichten-Kontrolle resultierende Frage schon gestellt:
Es macht mich rasend, wenn mir Menschen auf Whatsapp nicht antworten, obwohl meine Nachricht längst gesehen wurde. Ist mein Zorn berechtigt?
Ihre Antwort: Ganz generell ist Zorn viel öfter berechtigt, als gemeinhin angenommen wird. Hier aber ist Brass völlig unnötig – ist doch die Frist zwischen Lesen einer Nachricht und Senden der Antwort selbst eine eigenständige Nachricht. Wer beispielsweise einen Gespielen via Whatsapp auf die Bettstatt bittet und erst Stunden, nachdem die Nachricht gelesen wurde, eine Antwort erhält, bekommt so eine valide Vorstellung davon, wie heiß es beim Adressaten noch lendenseitig lodert – oder eben nicht. Das ist eine nützliche Information. Ambitionierte Absender nutzen die Gelesen-geantwortet-Verzögerung (GGV) als dramaturgischen Kniff, der den Wartenden deshalb in Rage versetzt, weil er diesen sozialen Cliffhanger nicht mehr gewohnt ist. Weil man sein Prä-Smartphone-Handy früher nicht rund um die Uhr eng am Körper trug wie eine Affenmutter ihr Affenbaby, wurden SMS manchmal stundenlang nicht beantwortet, weil sie schlicht unbemerkt blieben. Heute würde man als Wartender in solchen Fällen vermutlich die Bergwacht rufen.