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Zwischen genial und gruselig: Ein Treffen mit Toshibas Robo-Dame Chihira

von Business Insider
Braune Echthaare, klimpernde Wimpern, und 47 Motoren unter der Silikonhaut. So präsentiert sich Toshibas humanoider Roboter Chihira Kanae auf der Reisemesse ITB in Berlin. Business Insider hat die Maschinen-Dame getroffen.

Immer schön lächeln, freundlich sein und brav alle Fragen beantworten. Der typische Job einer Messe-Hostess. Auf der Reisemesse ITB in Berlin sind hunderte der stets gut gelaunten Wesen im Einsatz. Die beliebteste Hostess aber ist kein Mensch, sondern eine Maschine: Chihira Kanae – der neueste humanoide Roboter des japanischen Technikkonzerns Toshiba, prominent platziert im Eingangsbereich.

Braune Echthaare, klimpernde Wimpern, und 47 Motoren unter der Silikonhaut – gut proportoniert auf 1,65 Meter. Konfektionsgröße? 34, maximal 36. Ihr Gewicht wird nicht veraten. Dafür aber wie groß sie ist. 1,65 Meter, genauso wie der Durchschnitt der Japanerinnen. „Chihira Kanae wurde einer 26-jährigen Frau nachempfunden“, sagt Hitoshi Tokuda. Tokuda ist Chefentwickler bei Toshiba und damit quasi Vater der Robo-Tess. Während Tokuda Japanisch und Englisch spricht, kann Chihira Kanae alles sprechen, was zuvor programmiert wird. Heute im Einsatz: Deutsch und Englisch.

Motoren und Silikon statt Fleisch und Blut
Allerdings hat Chihira Kanae anders als ihre menschlichen Mitstreiterinnen nicht auf alle Fragen eine Antwort. Eigens für die ITB wurde sie auf die am häufigsten gestellten Fragen programmiert. Darunter: Wo ist die nächste Shuttle-Haltestelle? Was bedeutet Chihira?

„In der Zukunft werden wir Spracherkennungssoftware benutzen. Anhand von Spezialbegriffen kann der Roboter dann mehr Fragen beantworten. Bis eine fließende Konversation möglich ist, wird es aber noch eine Weile dauern“, sagt Tokuda. In zwei, drei Jahren aber schon könnne der Roboter zum Beispiel am Flughafen-Gate eingesetzt werden.

Wer etwas wissen will, muss auf einem sogenannten Luft-Display eine Frage auswählen. Das soll einfacher sein als beim Touchpad, hängt aber hier und da noch ein wenig. Ähnlich wie die Bewegungen der Robo-Tess: Etwas ruckartig noch bewegt sie ihre Arme und Hände. Die jedoch sehen ziemlich echt aus.

Lebensechte Bewegungen durch Luftdruck
Auch hier ist Luft im Spiel. Unter der Silikon-Haut befinden sich Kanäle die mit Luft befüllt werden oder leer bleiben. Und damit das alles funktioniert, sind insgesamt 47 Motoren im Einsatz. „Wenn der Luftdruck instabil ist, werden ihre Bewegungen durch Vibrationen der Außenwelt beeinflusst. Je besser der Luftdruck also kontrolliert ist, desto sanfter und natürlich sind ihre Bewegungen“, erklärt Tokuda. Die Entwicklung habe zwei Jahre gedauert.

Der Konzern beschäftige sich seit zehn Jahren mit humanoiden Robortern, sagt Tokuda. „Chihira Kanae hat zwei Geschwister. Aiko, die erste Version, haben wir 2014 fertig gestellt. Dann 2015 kam das Nachfolgemodell Junko,“ sagt Tukuda. Beide waren bereits mehrfach im Einsatz. Junko zum Beispiel arbeitet seit drei Monaten durch, steht am Info-Counter in einem Tokioter Einkaufszentrum. Die neueste Variante nun sei noch natürlicher geworden und könnte auch im Empfangsbereich eines Hotels arbeiten. Bis 2020 sollen die Roboter noch perfekter werden. Toshiba will eine ganze Horde von ihnen als Gästebetreuer bei den Olympischen Spielen in Tokio einsetzen.

Zwischen genial und gruselig
Die Meinungen der Messe-Besucher dazu gehen auseinander. Gruselig meinen die einen, genial die anderen. „Wir haben Chihira so lebensecht wie möglich gestaltet. Das kommt besonders bei älteren Menschen gut an“, sagt Tokuda.

Und je ähnlicher der Roboter dem Menschen, desto teurer wird die Entwicklung. „Die Produktionskosten liegen derzeit noch auf Ferrari-Niveau. In zehn Jahren werden wir dies auf 50.000 Euro runter bekommen“, hofft Tokuda. Ob es die Roboter auch irgendwann im Einzelhandel geben werde? Denkbar, meint Tokuda. Dafür allerdings brauche man dann einen Kooperationspartner.

Dass humanoide Roboter irgendwann einmal ein Eigenleben entwicklen wie zum Beispiel die künstliche Intelligenz Ava aus dem Hollywoodstreifen „Ex Machina“ und Co. glaubt Tokuda nicht. „Roboter und künstliche Intelligenzien sind zwei verschiede Sachen. Unsere Roboter sind friedlich.“ Passend ausgesucht dann dazu auch der Name. „Chihira steht für Frieden auf der Welt“, erklärt die Robo-Frau.

Dieser Text ist zuerst bei Business Insider Deutschland erschienen. Hier könnt ihr Business Insider auf Twitter folgen. 

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