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Vorkoster Bill Gates: Warum der reichste Mann der Welt aus der Kläranlage trinkt

von Felix Zeltner
Es ist das erste virale GIF des Jahres: Microsoft-Gründer Bill Gates bekommt ein Glas Wasser eingeschenkt. Daneben steht: Dieses Wasser war vor fünf Minuten noch in einer Kloake.

Dann sieht man den reichsten Menschen der Welt beim vorsichtigen ersten Schluck. Im Video, das innerhalb des ersten Tages etwa eine Viertelmillion Klicks auf YouTube sammelte, ist im Hintergrund Applaus zu hören, und Bill Gates witzelt: „Es ist Wasser.“

Seit ein japanischer Politiker verstrahltes Wasser aus Fukushima trank, sorgte kein Schluck mehr für so viel Aufsehen.

Man denkt in diesem Moment vielleicht an den japanischen Parlamentarier Yasuhiro Sonoda, der bei einer Pressekonferenz in Tokio kontaminiertes Wasser aus dem Reaktor von Fukushima trank — ein halbes Jahr nach der Tsunami-Katastrophe. Es war das letzte Mal, das öffentliches Wassertrinken für so viel Aufsehen sorgte. Die Älteren kennen vielleicht höchstens noch Klaus Töpfer, der im Mai 1988, zwei Jahre nach Tschernobyl, in den verdreckten Rhein sprang.

Bill Gates will mit seinem Schluck Menschenleben retten. Seine Stiftung, also sein Vermögen, bekämpft bereits Ebola, Polio und AIDS — nun geht es um Hygiene. Etwa zweieinhalb Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen, bis zu anderthalb Millionen Kinder sterben jedes Jahr an den Folgen. Die Systeme der westlichen Welt sind kompliziert, teuer, energieaufwändig. Was tun? „Eine Idee ist, die Toilette neu zu erfinden”, bloggt Gates auf gatesnotes. „Die zweite — und das Projekt, das ich besucht habe — ist, die Kläranlage neu zu erfinden.“

Der Klärschlamm wird zunächst gekocht.

Der Klärschlamm wird zunächst in die Wundermaschine befördert und gekocht. Dabei entsteht Wasserdampf, der aufgefangen und gesammelt wird. Die trockenen Reste der Fäkalien werden bei hohen Temperaturen verbrannt und befeuern eine Dampfmaschine, die einen Generator antreibt. Das anfangs gesammelte Wasser wird mit dessen Energie mehrfach gefiltert und dadurch zu Trinkwasser. Die Rest-Elektrizität fließt ins örtliche Stromnetz. Auch wenn im Ökoland Deutschland längst durch Faulgas Strom aus Kläranlagen gewonnen wird — ein perpetuum mobile wie dieses ist bisher niemandem gelungen.

Es schmeckt wie Wasser aus der Flasche. Ich würde es jeden Tag trinken.

Bill Gates

Der Mann, der Bill Gates das Wasser einschenkt, heißt Peter Janicki und hat sich die Maschine ausgedacht. Janicki führt ein Familienunternehmen in der Nähe von Gates’ Heimat Seattle. Er vertreibt weltweit Metallfräsen, und verdient sein Geld außerdem mit Bioenergie. Bill Gates finanzierte ihm den Prototyp seines „Janicki Omniprocessor“, nachdem der Entwurf den Wettbewerb der Gates-Stiftung gewann. Ihr Debüt soll die Strom-und-Wasser-Superkläranlage nun in Dakar, der Hauptstadt des Senegal, geben. Danach will Gates damit nach Indien. Die nächste Entwicklungsstufe des Omniprocessor, kündigt er an, könne bis zu 24 Tonnen Abwasser verarbeiten und 100.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen.

„Die Geschichte der Philanthropie ist voller gut gemeinter Erfindungen, die ihre Versprechen nicht halten konnten“, bloggt Gates. Er hoffe, dass der Omniprocessor nicht auf dieser Liste landet, denn: „Er macht aus Fäkalien einen Rohstoff.“ Ein Subunternehmer, der die Anlage irgendwo in der Welt betreibt, würde nicht nur für den Input, also die Verarbeitung des Klärschlamms bezahlt. Er könne auch den Output verkaufen: die Asche, den überschüssigen Strom — und das Trinkwasser. „Es schmeckt wie Wasser aus der Flasche“, sagt Gates. „Ich würde es jeden Tag trinken.“

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