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Die Suchmaschine Atlasify liefert Landkarten statt Links

von Moritz Geier
The geography of everything: Die Suchmaschine Atlasify zaubert zu allen möglichen Sucheingaben eine Landkarte aus dem Hut. Abstrakte Begriffe sollen sich so spielerisch und visuell erkunden lassen. Die erste veröffentlichte Version hat aber noch viel Luft nach oben.

Google war gestern, jetzt kommt Atlasify: Ein Forscherteam der Northwestern University in Chicago hat eine Suchmaschine entwickelt, die zu einem Begriff automatisch eine thematische Landkarte ausspuckt. Gestern ging die Beta-Version von Atlasify an den Start.

„Suchmaschinen sind gut darin, bestimmte Webseiten zu finden“, sagt der Computerwissenschaftler Douglas Downey. „Wir wollten eine Suchmaschine entwickeln, die etwas ganz anderes macht, nämlich Usern dabei hilft, Begriffe zu erkunden.“ Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit Brent Hecht von der University of Minnesota entstanden.

Dabei setzen die Erfinder von Atlasify auf die Kraft von Schaubildern. „Thematische Kartografie ist eine sehr effektive Lernhilfe, wenn Menschen unbekannte Informationsgebiete erkunden“, erklärt Downey. Atlasify wende daher genau diese Methode an. Wer zum Beispiel den Begriff „Ice Hockey“ eingibt, erhält eine Heatmap der Welt in verschiedenen Grünschattierungen: Je dunkler eine Region gefärbt ist, desto mehr hat sie mit dem Begriff zu tun. Dabei zeigt Atlasify tatsächlich ungeheure Präzision. Dunkelgrün stechen im Beispiel die Eishockey-Nationen Kanada, USA und Schweden hervor, während der Großteil der anderen Länder mit der Sportart nichts am Hut hat: Der gesamte Süden der Welt bleibt etwa komplett weiß.

Die Visualisierung ist außerdem interaktiv: Wenn der User auf ein Land, einen Bundesstaat oder eine Provinz klickt, erscheint ein Fenster, das die Beziehung zwischen dem Ort und dem Suchbegriff erklärt. Genauso kann der User rote Punkte anklicken, die auf der Karte erscheinen. Sie kennzeichnen Orte, die mit der Suchanfrage in besonderem Zusammenhang stehen. Atlasify basiert auf einem Algorithmus, den Hecht und Downey ausführlich in einer Studie erläutern.

Am meisten verdanken die beiden aber der Wikipedia. Atlasify steht und fällt mit der Online-Enzyklopädie, weil der Algorithmus nur sie als Quelle durchsucht, um Verbindungen zwischen Begriffen herzustellen. Aus der Wikipedia stammen auch die Texte und Informationen, die ein Nutzer findet, wenn er ein Land anklickt.

Noch ist das Projekt nicht fertig, die Ergebnisse variieren stark. Manchmal bietet die Landkarte kaum Aufschlüsse, vielmehr verwirrt sie den User. Kein Wunder, lassen sich doch Begriffe wie „language“, „sex“ oder „wired magazine“ in Form einer Karte nur schwer sinnvoll fassen. Die Forscher hoffen auf das Feedback der Nutzer, um die Suchmaschine zu verbessern.

Obwohl Hecht die Suchmaschine als „geography of everything“ bezeichnet, liefert sie nicht nur Landkarten, sondern auch Visualisierungen im Bereich Politik, Chemie und Geschichte: für Politik einen Sitzplan des US-Senats, für Chemie ein Periodensystem und für Geschichte einen Zeitstrahl.

Wer also zum Beispiel „Ice Hockey“ im Bereich Politik erkunden will, kann erfahren, dass der Republikaner John McCain in seiner Funktion als Senator einmal in eine Diskussion um die Insolvenz der Phoenix Coyotes, eines Eishockey-Teams aus Arizona, verwickelt war. Wieder was gelernt. 

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