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Who you gonna call? The German Ghostbusters!

von André Boße
Die Original-Ghostbusters aus New York kommen bald mit weiblicher Besetzung neu ins Kino. Bis dahin passen freiwillige Geisterjäger aus Niedersachsen auf, dass Zuul, Slimer und andere Finsterwesen sich nicht aus der Deckung wagen.

Der Marshmallow-Mann ist nicht zu beneiden. Wenn die German Ghostbusters als Geisterjäger unterwegs sind, fühlt sich Thomas Walther, der in dem Maskottchen­kostüm steckt, anschließend meist, als hätte er zwei Stunden über offenem Feuer gehangen. Aber der Marshmallow-Mann ist natürlich wichtig.

Im Film besiegen die Ghostbusters den knuffigen Riesen dank der geballten Kraft ihrer Protonen-Packs. Thomas Nelsen, Gründer der German Ghostbusters, kam dabei sofort ins Grübeln: Wie funktionieren diese Dinger? Und wie kann man sie nachbauen?

Der erste „Ghostbusters“-Film kam vor 31 Jahren in die Kinos. Ein zweiter folgte, dazu Trickfilmserien und Videospiele. 2016 werden die Ghostbusters auf die Leinwand zurückkehren, als Reboot mit weiblicher Besetzung. Zwar waren die Geisterjäger nie so präsent wie die Trekkies oder „Star Wars“-Figuren. Doch sie haben ein eigenes Wiki und eine weltweite Community, in der Fans über Protonen-Packs diskutieren, als hinge von der Zahl der verlöte­ten Drähte tatsächlich die Rettung der Welt vor bösen Geistern ab. 

Thomas Nelsen ließ sich immer schon von solchen Details begeis­tern. Er saß vor dem Fernseher und bestaunte die Apparate der Trickfilmhelden. Mit zehn oder elf Jahren konstruierte er einen Schleimsprenger aus grau-grüner Bastelpappe, den Schulrucksack schnallte er sich als Energypack um. „Wenn ich im Film oder Cartoon ein Gerät sehe, will ich das nachbauen“, erzählt Nelsen, heute 35 Jahre alt und Verkäufer in einem Baumarkt in Hildesheim. „Nein“, sagt er vorsorglich, „ich bin dort nicht der beste Kunde.“ Aber wenn er Zeit hat, zugegeben, denkt er viel darüber nach, was man mit Heizungsventilen oder Dichtungsringen alles anstellen könnte.

Andere Superhelden sind auch toll. Aber die Ghostbusters haben einfach die besten Geräte.

Thomas Nelsen, Gründer der German Ghostbusters 

Anfangs staunten die Kollegen, als sie Nelsen um den Restmüllcontainer herumstreifen sahen, wo er vor der frühzeitigen Abfuhr bewahrte, was noch Geisterjäger-­Potenzial zeigte. „Die dachten wohl, ich bin ein Messi“, erzählt er. Heute bekomme er eher zu hören: „Eigentlich müsstest du zum Film.“ Öffentliche Auftritte haben die German Ghostbusters, die Nelsen 2008 mit einem Bekannten ins Leben rief, auch über Niedersachsen hinaus bekannt gemacht. Man kann die Gruppe für Comic-Börsen oder Fan-Events buchen, auch der Heidepark in Soltau fragt immer mal wieder an, seit Nelsen und seine Freunde gleich 2008 dort einen Kos­tümwettbewerb gewannen.

Zum harten Kern von vier bis fünf Langzeit-Geisterjägern kommt ein halbes Dutzend Gelegenheits-Mitglieder, von der Lehrerin bis zum Azubi. Der Jüngste ist 14, die Älteren gehen auf 40 zu. Alle vereint die Lust am Verkleiden. „Das Bauen mache nur ich“, sagt Nelsen. „Die anderen schlüpfen in die Kostüme.“ Sie lassen sich dann gern bewundern und auf Instagram her­umreichen. „Die Leute reagieren durchweg positiv“, erzählt Nelsen. „Aber wir machen keine Show, wir schauspielern nicht.“

Die wahren Stars sind in seinen Augen ohnehin die Geräte — „echte Kunst“. In Nelsens Garage parkt so ein Kunstwerk: sein Nachbau des Ecto-1. Im Film rüsten Dan Aykroyd & Co. einen 1959er-Cadillac zum Geisterjäger-Mobil um, im wahren Leben muss ein modifizierter Volvo reichen. Perfektionismus hin oder her, „aber wenn ein Cadillac nicht verfügbar ist“, erklärt Nelsen, „tut es eben auch eine schwedische Familienkutsche“. Als Feierabendbastler ringt er ohnehin damit, dass im Ghostbusters-Universum mehr Geräte gezeigt werden, als er rekonstruieren kann. Und jetzt auch noch der neue Film — das bedeutet automatisch neue Apparate.

Es geht schon los: Neulich zeigte Regisseur Paul Feig auf Twitter ein Bild des überarbeiteten Protonen-­Packs. Zum Nachbauen zu wenig, also fragten die German Ghostbusters via Twitter nach Details. Feig lieferte ein beschriftetes Foto, das die Community in Aufregung versetzte. „Ich sitze dran“, sagt Nelsen. Zum Kinostart im Sommer 2016 will er fertig sein. „Vier Ladys für die Rollen werde ich bis dahin auch gefunden haben.“ Und keine Frage: Der Marshmallow-Mann bleibt ebenfalls dabei. „Keine Ahnung, warum, aber er schwitzt halt gern.“ 

Glossar:

Protonen-Packs
Wichtigste Waffe der Geister­jäger. Fängt per Energiestrahl flüchtige Spuk­gestalten. Vorsicht: Strahlen nicht überkreuzen!

Schleimsprenger
Entwickelt im zweiten Film, nachdem die Ghostbusters einen psychoreaktiven Schleimfluss unterhalb von Manhattan entdecken. Neutralisiert bösen Schleim.

555-2368
Die Durchwahl der Ghostbusters  („Who you gonna call?“), im Film nur kurz eingeblendet. Diese Nummer benutzten Telefongesellschaften in den USA früher in Werbespots. Auch Detektiv Rockford hatte sie.

Nicht verwechseln:

Namensdrillinge
Eine Kinder-Sitcom heißt schon 1975 „Ghost Busters“. Als 1984 der Film zum Hit wird, entwickeln die TV-Produzenten eilig eine Trickfilmserie. Die Kinoproduzenten kontern mit ihrem eigenen Cartoon: „The Real Ghostbusters.“

Good to know:

Flaschengeist
Schauspieler Dan Aykroyd, neben Bill Murray und Harold Ramis einer der Filmtitel­helden, ist mit seinem Crystal-Head-Wodka unter die Schnapsbrenner gegangen. 

Aktuelle Diskussion:

Ghostbusterinnen?
Der dritte Film (Start: 2016) zeigt ein neues Team mit vier Frauen. Für Traditionalisten ist das unvorstellbar, andere sehen darin ein zeitgemäßes Reboot. Haltung der German Ghostbusters: nach anfänglicher Skepsis große Vorfreude.
 

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