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Neues vom Admin / Updates nerven? Von wegen: Ein Hoch auf die Update-Manie!

von Armin Hempel
„Always change a running system“ ist der Leitspruch von Admin und WIRED-Kolumnist Armin Hempel. Er lädt Updates noch am selben Tag runter, an dem sie ausgeliefert werden. Und erklärt, warum das jeder tun sollte.

Zeit für ein Coming-Out: Ich bin ein manischer Updater. Ich kann nicht anders. Wirklich nicht. Immer dann, wenn ich diese kleinen, leuchtend roten Benachrichtigungen an den App-Store-Icons sehe, werde ich neugierig. Ich muss sofort wissen, was sich dahinter verbirgt. Und jedes Mal, wenn mich ein Popup-Fenster darauf aufmerksam macht, dass ich veraltete Software benutze, strapaziere ich meine Internetverbindung ohne Rücksicht auf Verluste.

Mich nervt das kein bisschen. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich sogar darüber, wenn sich Software-Entwickler immer und immer wieder die Mühe machen, eine App weiterzuentwickeln oder sie besser und sicherer gestalten — und das meist auch noch kostenlos. Großartig!

Leider geht das nicht allen so. Besuche ich Freunde oder die Familie und erhasche einen Blick auf deren Computer, hüpft und blinkt es mir entgegen, als gäbe es kein Morgen mehr. Der halbe Bildschirm ist damit beschäftigt, darauf aufmerksam zu machen, dass so gut wie gar nichts mehr auf dem aktuellen Stand ist. Weise ich darauf hin, ernte ich nur verständnisloses Kopfschütteln.

Gehandelt wird nur dann, wenn gar nichts mehr geht. Erst wenn die Browser-Hersteller das vollkommen veraltete Flash-Plugin blockieren und die Videos nicht mehr abgespielt werden, führt man die drei Klicks aus — augenrollend und vollkommen entnervt. „Never change a running system“, heißt es dann immer. Aber das ist blanker Unsinn und gefährlich!

Natürlich weist auch ein top-aktuelles System einige Schwachstellen auf. Einem gut vorbereiteten und professionellen Hack ist fast jeder hilflos ausgeliefert. Zum Glück sind die meisten Angriffe aber weder gezielt noch sonderlich professionell. Ganz im Gegenteil: Die meisten Hacker verlassen sich einzig und allein auf eure Nachlässigkeit und sind dabei auf veraltete Software angewiesen.

Automatisierte Programme durchsuchen den Quelltext von Abertausenden von Webseiten nach nicht aktualisierten Content-Management-Systemen, um diese dann automatisiert und reihenweise zu hacken. Die derlei manipulierten Webseiten warten dann — meist absolut unbemerkt — auf Besucher mit veralteten Browser-Plugins, um genau diesen Schadsoftware unterzuschieben. Ist das Kind einmal in den Brunnen gefallen, bleibt oft nur noch die Holzhammermethode: Das System oder der Server muss neu aufgesetzt werden. Mit Updates wäre das nicht passiert. 

 Häufig fühlt es sich an, als würden sich die Hersteller einen Spaß daraus machen, wöchentlich neue Updates zu veröffentlichen.

Zugegeben: Häufig fühlt es sich an, als würden sich die Software-Hersteller einen Spaß daraus machen, wöchentlich neue Updates zu veröffentlichen, die keine spürbaren Veränderungen besitzen. Nach einem Flash-Update werden Internet-Videos eben nicht schneller geladen als vorher. Doch die Änderungen finden meist unter der Haube statt: Fast immer geht es darum, Fehler zu beseitigen oder Sicherheitslücken zu stopfen.

Die Vorteile von Updates beschränken sich aber nicht auf Sicherheit und Stabilität. Ähnlich wie der Elektrofahrzeug-Hersteller Tesla kürzlich einen Autopiloten per Software-Update nachgerüstet hat, werden mit Betriebssystem-Updates schon seit langer Zeit neue Funktionen für ältere Geräte ausgerollt.

Leider macht das nicht immer glücklich, denn manchmal kann ein Update auch nach hinten losgehen. Man schaut dann erstmal ein bisschen verdutzt aus der Wäsche, wenn nach der Betriebssystem-Aktualisierung der Computer plötzlich nicht mehr starten will oder nach dem Wordpress-Update die Website vollkommen zerschossen ist.

Die goldene Update-Regel lautet: Vorher ein Backup machen!

In solchen Momenten neige selbst ich dazu, die ständigen Update-Arien zu verfluchen. Dennoch gibt es meist eine einleuchtende Erklärung für diesen Vorfall: veraltete Software, die mit dem aktualisierten System inkompatibel ist.

Die goldene Update-Regel lautet also: Vorher ein Backup machen und immer von klein nach groß aktualisieren. Alle Programme und sämtliche Treiber sollten auf dem neuesten Stand sein, bevor das neue Betriebssystem dran ist. Und alle Plugins sollten aktualisiert sein, bevor ihr euch des Content-Management-Systems annehmt. Gerade bei komplexeren Konfigurationen erfordert das Planung und kann eine Weile dauern.

Wenn es dann aber erst einmal geschafft ist, erstrahlt alles in neuem Glanz und es gibt reihenweise neue Funktionen zu entdecken. Der Rechner ist häufig schneller als vorher und die Batterie hält eventuell sogar länger. Ihr seid produktiver, deutlich kreativer und überhaupt ist dann alles irgendwie besser.

Bis zur nächsten Update-Erinnerung. Mit der beginnt nämlich alles wieder von vorn. 

In seiner letzten Kolumne schrieb Admin Armin über die nervigsten Zombies der Netzpolitik und warum wir sie niemals loswerden. 

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