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Ab 2016 kommt das Internet von oben

von Sonja Peteranderl
Von der Vision zum Geschäftsmodell: Das Internet der Zukunft kommt aus der Luft, zumindest wenn man Googles Mutterkonzern Alphabet glaubt. Ab dem kommenden Jahr sollen Heißluftballons ganze Länder mit Zugang zum Netz versorgen.

Als Project Loon im Entwicklungslabor Google X startete, klang das Vorhaben ziemlich durchgeknallt, „loon“ eben: Schwärme von Heißluftballons, die durch die Stratosphäre schweben und Entwicklungsländer und abgelegene Regionen mit Internet versorgen sollen. Im kommenden Jahr könnte Project Loon aber tatsächlich den Durchbruch schaffen. Nach mehreren Testläufen seit 2013, etwa in Neuseeland, Australien und Brasilien, sollen bald ganze Länder aus der Luft flächendeckend ans Internet angeschlossen werden.

Im Sommer 2015 haben Alphabet (früher: Google) und die Regierung von Sri Lanka angekündigt, zusammenarbeiten zu wollen: „Die komplette Insel Sri Lanka, jedes Dorf vom südlichen Dondra bis zum nördlichen Point Pedro, wird Zugang zu erschwinglichem, schnellen Internet haben“, sagte Mangala Samaraweera, der IT-Minister des 22-Millionen-Einwohner-Inselstaates im Indischen Ozean. Indonesien soll ebenfalls Ballon-Internet erhalten — bisher hat nur jeder dritte Einwohner des zerklüfteten Staates mit seinen mehr als 17.500 Inseln und 240 Millionen Menschen Zugang zum Netz.

Auch für gut vernetzte Staaten kann das Ballon-Internet sinnvoll sein.

Laut Business Insider könnte Loon aber auch über den USA zum Einsatz kommen. Zumindest hat Alphabet eine Lizenz für ein nicht namentlich genanntes Projekt beantragt, dessen Beschreibung nach Loon klingt, sich auf alle 50 US-Staaten sowie Puerto Rico bezieht und Anfang Januar 2016 beginnen soll. Auch für bereits gut vernetzte Staaten kann das Ballon-Internet sinnvoll sein: etwa wenn bei Naturkatastrophen die Internet-Infrastruktur am Boden zerstört wird — die Ballons fliegen dann einfach über dem schlechten Wetter. Schwerpunkt der Initiative ist aber die südliche Hemisphäre.

Die Loon-Ballons schweben in einer Höhe von bis zu 20 Kilometern durch die Luft und funktionieren wie Hotspots, die untereinander und mit Bodenstationen kommunizieren können. Das fliegende Mesh-Netzwerk kann Signale auch an Gegenden ohne Infrastruktur weiterverteilen oder die bestehende Infrastruktur lokaler Mobilfunkbetreiber verstärken.

Kein Geschenk, sondern ein potentielles Milliardengeschäft

Gesteuert werden die Ballons mit der Hilfe von Windströmen, ein Software-Algoritmus verteilt sie sinnvoll am Himmel. Die meisten können inzwischen bis zu sechs Monate lang fliegen, die Pioniermodelle hielten nur ein paar Stunden oder Tage durch. „Anfangs hatten viele Ballons Lecks“, sagt Projektleiter Mike Cassidy. „Es war eine Detektivarbeit herauszufinden, was die kleinen Risse verursachte.“

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Project Loon ist nur eines von mehreren Projekten, das den Rest der Weltbevölkerung aus der Luft vernetzen möchte. Auch das Forschungslabor von Facebook experimentiert mit Drohnen, Satelliten und Lasertechnologie. Im Herbst stellte das Facebook Connectivity Lab den Prototypen der solarbetriebenen Drohne Aquila vor.

Dem im September 2015 veröffentlichten Bericht der Breitbandkommission der Vereinten Nationen zufolge haben 57 Prozent der Weltbevölkerung noch keinen oder keinen regelmäßigen Zugang zum Internet, mehr als vier Millionen Menschen sind offline. Der Internetanschluss von oben ist allerdings kein Geschenk — sondern ein potentielles Milliardengeschäft, mit dem die Tech-Konzerne auch noch zu Internet-Providern werden.

Alphabet verhandelt weltweit mit Telekommunikationsdienstleistern, die ihr Netz aus der Luft verstärken wollen. So könnte Loon sich bald von der verrückten Idee in ein lukratives Produkt verwandeln. 

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