Rosetta sucht auf dem Kometen nach den Bausteinen des Lebens auf der Erde.
Kamen Wasser und komplexe organische Verbindungen einst von Kometen auf die Erde und trugen zur Entwicklung des Lebens bei? Dies ist eine der Fragen, die die Rosetta-Mission beantworten soll. Durch eine Analyse des Wasserstoff-Deuterium-Verhältnisses soll beispielsweise geprüft werden, ob sich das Wasser auf der Erde und das auf dem Kometen ähneln. Die Elemente von Kometen haben sich aufgrund der geringen Dichte dieser Himmelskörper seit 4,6 Milliarden Jahren kaum verändert. Ihre Untersuchung gleicht deswegen einer Reise zu den Anfängen des Sonnensystems.
Rosetta ist 6,4 Milliarden Kilometer bis zum Kometen geflogen.
Keine Rakete wäre stark genug gewesen, Rosetta in den Orbit des Kometen 67P zu bringen. Dieser kreist zwischen Erde und Jupiter um die Sonne. Um ihn zu erreichen, machte Rosetta sich die Schwerkraft von Planeten zunutze. In sogenannten Swingby-Manövern flog Rosetta dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbei. Dabei ließ sich die Sonde von den Gravitationsfeldern der Planeten anziehen und mit einer relativ höheren Geschwindigkeit wieder ins All hinaus schleudern.
28 Minuten und 20 Sekunden braucht ein Signal von der Sonde zur Erde.
Geduld und Vertrauen in die Technik sind die wichtigsten Tugenden der ESA-Wissenschaftler. Denn jedes Signal der Raumsonde Rosetta braucht fast eine halbe Stunde, um die zurzeit etwa 500 Millionen Kilometer entfernte Erde zu erreichen. Wollen die Wissenschaftler mit der Sonde kommunizieren, schicken sie ein Signal vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt zur Bodenstation nach New Norcia in Australien und von dort aus ins All. Erst eine Stunde später bekommen sie dann eine Antwort. Rosetta handelt in der Zwischenzeit autonom, wie ein Flugzeug auf Autopilot.
Bevor Rosetta den Kometen anfliegen konnte, musste sie aus dem Tiefschlaf erwachen
Um Brennstoff zu sparen und die Kosten der Mission zu minimieren, wurde Rosetta auf ihrem Weg zum Kometen in einen fast dreijährigen Tiefschlaf versetzt. Am 8. Juni 2011 richtete die ESA die Sonde Richtung Sonne aus und brachte sie in eine stabile Rotation um die eigene Achse. Dann schaltete sie fast alle elektronischen Geräte an Bord aus. Am 20. Januar 2014 konnte das Team im Kontrollzentrum in Darmstadt dann feiern: Rosetta hatte sich auf der Erde zurückgemeldet und befand sich nun etwa neun Millionen Kilometer vor dem Kometen.
Der Komet 67P/Tschurjumov-Gerassimenko wurde 1969 von ukrainischen Wissenschaftlern entdeckt.
Klim Tschurjumow entdeckte 67P erstmals am 11. September 1969 auf einer von Swetlana Gerassimenko belichtete Fotoplatte. Das „P“ in der Bezeichnung des Kometen steht für „Periodischer Komet“. 67P kreist alle 6,56 Jahre einmal um die Sonne. Die Zahl 67 bezeichnet den Listenplatz der entdeckten periodischen Kometen. Der berühmte Halleysche Komet, der schon als Inspiration für die Legende vom Stern von Bethlehem gedient haben soll, trägt den Listenplatz eins und wird in der Wissenschaft als 1P/Halley bezeichnet.
Die Mission ist nach einer alten ägyptischen Hafenstadt benannt.
Am 15. Juli 1799 entdeckten napoleonische Truppen in der Hafenstadt Rosetta im Nildelta den Teil einer steinernen Stele, den Stein von Rosetta. Die Besonderheit des Steins: In ihn wurde ein und derselbe Text in Hieroglyphen, in demotischer Schrift sowie auf Altgriechisch gemeißelt. Der Abgleich der drei Sprachen half Wissenschaftlern entscheidend dabei, die Hieroglyphen zu entziffern. Ähnlich wie die Entdeckung des Steins von Rosetta Aufschluss über den Ursprung der menschlichen Zivilisation geben konnte, soll die Kometenmission der ESA zum Meilenstein der Forschung werden und Aufschluss über die Ursprünge des Sonnensystems geben.
Rosetta hat eine kleine Scheibe mit 13.000 Sprachbeispielen an Bord.
Neben den Messinstrumenten trägt Rosetta noch eine besondere Fracht: Zwischen den Isolierungsschichten der Sonde klebt eine 7,5 Zentimeter große Schreibe aus einer Nickellegierung. Die sogenannte Rosetta Disc enthält tausende Sprachbeispiele, die in mikroskopisch kleinen Bildern auf die Scheibe geätzt wurden. Sollte die Disc einmal im Weltraum gefunden werden, könnte sie als Schlüssel für die Sprachen und Kulturen der Menschheit im 21. Jahrhundert dienen.
Rosetta hat etwa die Größe eines Smarts.
Der Orbiter hat etwa die Dimension eines Kleinwagens: 2,8 x 2,1 x 2,0 Meter. An den Seiten befinden sich zwei 14 Meter lange Flügel aus Solarpanelen, die Rosetta den nötigen Strom liefern. Denn eine Atombatterie wie andere „Deep Space“-Missionen hat Rosetta nicht. Insgesamt wiegt die Sonde drei Tonnen, etwas über die Hälfte davon ist Treibstoff. Der Lander Philae misst einen Kubikmeter und wiegt nur 100 Kilogramm.
Der Lander fliegt sieben Stunden lang von der Sonde bis auf den Kometen.
Rosetta setzt den Lander Philae aus einer Höhe von etwa 22,5 Kilometern über dem Kometen ab. Dann nähert sich der Lander dem Kometen langsamer als mit Schrittgeschwindigkeit. Die Schwerkraft des Kometen ist sehr gering, wäre er schneller, bestünde die Gefahr, dass der Lander wieder von ihm abprallt. Deswegen hat Philae unter anderem auch zwei Harpunen an Bord, die bei der Landung bis zu zwei Meter in den Boden schießen sollen, um den Lander auf der Kometenoberfläche zu verankern.
Die Rosetta-Mission kostet 1,4 Milliarden Euro.
Zwanzig Jahre Forschung und Entwicklung sowie die 21 Messinstrumente Bord haben ihren Preis: Mit etwa 1,4 Milliarden Euro beziffert die ESA die Kosten für die Mission. 220 Millionen Euro davon entfallen auf den Lander Philae. Das Jahresbudget der ESA beträgt 2014 etwa 3,3 Milliarden Euro. Es speist sich aus den Beiträgen der ESA-Mitgliedsstaaten, dazu gehören alle EU-Staaten sowie Norwegen und die Schweiz.
Die Landung der Sonde Rosetta auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko ist eines der aufregendsten Weltraum-Abenteuer unserer Zeit. Die Mission wird die Frage beantworten, ob das Wasser auf der Erde von Kometen stammt. In unserer Space-Woche auf WIRED.de dreht sich alles um die Erforschung neuer Welten.