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Hirnstimulation statt Koffein: Das Startup Thync will per Gadget unsere Stimmung verbessern

von Katharina Brunner
Ein schickes weißes Gerät, ein Smartphone und eine Viertelstunde Zeit: Mehr braucht es nicht, um die Stimmung eines Menschen zu verbessern, behauptet das Startup Thync. Sein Gadget namens Vibe, zu deutsch Stimmung, hat zwei Varianten im Angebot: Wer in den Ruhemodus will, soll Vibe hinter die Ohren klemmen. Wer einen Energieschub braucht, an die Schläfe und in den Nacken.

Vibe beruht auf der sogenannten externen kranialen Neurostimulation (englisch: transcranial Direct Current Stimulation, kurz: tDCS). Dabei regen Elektroden mit Gleichstrom das Gehirn an. Das funktioniert auch mit anderen Methoden, allerdings liegt der große Vorteil von tDCS darin, dass nichts in das Gehirn implantiert werden muss. Als „innovativen Durchbruch auf dem Feld der nicht-invasiven Neuromodulation“, bezeichnet Thync sein Gerät, das Koffein oder Alkohol Konkurrenz machen soll.

Das Wearable wurde an mehr als 2000 Probanden getestet, Nicht bei allen stellte sich der gewünschte Effekt ein.

Vibe gehört zu einer neuen Kategorie von Wearables. Während Smartwatches oder Fitnessarmbänder Prozesse optimieren sollen, greifen Geräte wie Vibe – zumindest von außen – direkt in den Körper ein. Thync sieht sich selbst an der Schnittstelle von Neurowissenschaft, Verbrauchertechnologie und tragbarem Design. Das lockt die Investoren: 13 Millionen Dollar Risikokapital gab es im Oktober. In der ersten Jahreshälfte 2015 soll Vibe in den USA auf den Markt kommen. Wie viel ein Gadget kosten soll, ist noch nicht bekannt.

Vibe ist nicht das erste Gerät seiner Art. Bei Reddit gibt es eine ganze Szene für DIY-Hirn-Gadgets.

Das Startup legt Wert darauf, in erster Linie als Gruppe von Wissenschaftlern wahrgenommen zu werden, die nach gängigen Forschungsstandards arbeiten. In den letzten eineinhalb Jahren ist Vibe bei klinischen Studien an mehr als 2000 Probanden getestet worden. Doch nicht bei allen stellte sich die gewünschte Wirkung ein. „Der Plan, dass die gleiche Methode bei jedem verbessernde Effekte hat, ist wahrscheinlich zu stark vereinfacht“, meint Charan Ranganath, Professor für Neurowissenschaft an der University of California in Davis. Hinzu komme der Placebo-Effekt, der die Ergebnisse verzerrt: „Tatsächlich ist es eine der größten Herausforderungen, eine Technologie zu entwickeln, die konstant und zuverlässig die Effekte einer Scheinstimulation statistisch signifikant schlägt“, gibt Thync zu. 

Noch gibt es keine Langzeitstudien zum Einsatz dieser Neurostimulation und auch die Genehmigung durch die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde steht noch aus. Thync erwartet aber keine allzu hohen Auflagen, schließlich sei Vibe kein medizinisches Gerät und die Zielgruppe bestehe aus gesunden Menschen.

Vibe ist nicht das erste Gerät seiner Art: Das Device foc.us richtet sich an Gamer, die ihre Aufmerksamkeit beim Spielen verbessern wollen. Muse verspricht hingegen eine Art Fitness-Training fürs Gehirn, für 299 Dollar. Es geht aber auch wesentlich günstiger: Die amerikanische Ausgabe von WIRED stellte zum Beispiel Brent Williams vor, einen Ingenieur, der sich mit Komponenten aus dem Elektronikgeschäft für weniger als 20 Dollar ein eigenes Hirnstimulations-Werkzeug gebaut hat.

Williams gehört damit zur tDCS-Do-it-yourself-Szene, die sich vor allem auf Reddit austauscht. Die Mitglieder erzählen von erhöhter Leistungsfähigkeit und höherer Lebensqualität, sie geben Tipps, um Anfängerfehler wie Verbrennungen an der Stirn zu vermeiden. Denn im Gegensatz zu Vibe von Thync, das Kopfhörern ohne Polster für die Ohren ähnelt, sind die selbstgebastelten Stimulatoren rustikaler gehalten: einfache Stromkreise aus Stromregler, Widerstand und Batterie. 

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