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„8-Bit Philosophy“ erklärt philosophische Probleme mit Retrogame-Grafik

von Oliver Klatt
Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Woher wissen wir, dass wir überhaupt etwas wissen? Fragen, die die Menschheit seit Jahrtausenden beschäftigen — und für die traditionell die Philosophie zuständig ist. Wer sich jedoch schon mal durch die Schachtelsätze Immanuel Kants gekämpft oder mit den Werken von Georg Wilhelm Friedrich Hegel gerungen hat, weiß: Große Denker verstecken ihre großen Gedanken gern in dicken Wälzern und hinter undurchdringlicher Sprache. Ein Glück, dass es Videospiele gibt.

Und „8-Bit Philosophy“ auf YouTube. Die bisher 17-teilige Video-Serie erläutert mithilfe von Pixelhelden und Retrografik aus Games wie „Final Fantasy“ und „The Legend Of Zelda“ die Kerngedanken wichtiger Philosophen. Drei Minuten pro Clip reichen den Machern vom Videoportal Wisecrack, um häufig missverstandene Abhandlungen wie Albert Camus‘ „Mythos vom Sisyphos“ oder Friedrich Nietzsches Gedankenexperiment von der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“ plausibler darzustellen als die meisten Philosophieseminare. Einfache Antworten gibt es zwar auch hier nicht, aber zumindest werden weltbewegende Thesen leicht verständlich ausformuliert.

Platons Höhlengleichnis spielt im ‚Zelda‘-Dungeon und Nietzsches Übermensch wird zu ‚Mega Man‘.

Platons Höhlengleichnis spielt plötzlich im „Zelda“-Dungeon, Nietzsches Übermensch wird zu „Mega Man“, und Kapitalismuskritik heißt jetzt „Karl Marxio Bros.“ — all das funktioniert. Die Symbiose von uraltem Gedankengut und Gamegrafik ist verblüffend elegant. Das ist durchaus naheliegend, schließlich wimmelt es in Videospielen von Archetypen und Extremsituationen, an denen sich Denkfiguren und Dilemmata wunderbar veranschaulichen lassen. Fragen nach Gut und Böse, nach Sein und Schein sind in Games immer präsent. Ständig rennt man in ihnen durch ein platonisches Schattenreich und muss dabei moralisch relevante Entscheidungen treffen.

Alle zwei Wochen liefern Wisecrack eine neue Folge ihrer Pixel-Philosophie. Jüngster Beitrag: Ein Abriss der Weltanschauung des italienischen Politkers Niccolò Machiavelli (1469–1527). Unter dem Motto „Education that doesn‘t suck“ haben die Produzenten von „8-Bit Philosophy“ außerdem noch zwei weitere YouTube-Serien im Programm: In „Thug Notes“ widmet sich Rapper Sparky Sweets, ein Doktor mit Hip-Hop-Duktus, der Weltliteratur. 

Und „Earthling Cinema“ analysiert Filme von „Pulp Fiction“ bis „Fight Club“ aus Alien-Sicht. Das ist zwar mehr Comedy als Crashkurs, kommt aber ohne viel geisteswissenschaftliches Brimborium auf den Punkt, genau wie „8-Bit Philosophy“. 

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