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Steve Wozniak als Superschurke: Im Saarland wird „Dr. House für Cybersecurity“ gedreht

von Max Biederbeck
Apple Gründer Steve Wozniak war einfach der Richtige für den Job: Ein legendärer Programmierer, ein ebenso bekannter Wirtschaftsboss – das sind die Bausteine, aus denen Superschurken gemacht sind. Das gilt für Hollywood, und das gilt für das Saarland.

Das wissen auch die Informatiker der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Keine Sekunde zweifelten sie daran, dass Wozniak seiner Rolle als Bösewicht gerecht werden könnte. Genausowenig hatten sie Bedenken, dass der Apple-Mitbegründer und Langzeitvertraute von Steve Jobs sie hängen lassen würde. „Vor einem Jahr hat unser Team ihn auf der Cebit in Hannover kennengegelernt“, sagt Gordon Bolduan, einer der Drehbuch-Autoren. Die Informatiker aus dem Saarland und die Legende von Apple: Sie unterhielten sich lange miteinander, verstanden sich und tauschten schließlich sogar Kontaktdaten aus. Vielleicht könnte man ja irgendwann einmal die Hilfe des anderen brauchen. „Programmierer lassen sich untereinander nicht hängen“, sagt Bolduan. Dass eine Gruppe von Hobby-Filmemachern aus dem Saarland Wozniak einmal darum bitten würde, in einer selbst produzierten Serie mitzuspielen, daran dachte damals allerdings niemand.

Im vergangenen Mai schrieb das Bundesministerium für Bildung und Forschung dann einen Hochschulwettbewerb aus: „Mehr als Bits und Bytes – Nachwuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit“, so der etwas sperrige Titel. Bolduan schloss sich mit einem weiteren Mitarbeiter der Uni zusammen, Stefan Nürnberger, der die Rolle des Regisseurs übernahm. Die beiden bewarben sich mit einem eigenen Serien-Konzept für den Wettbewerb. Für die Produktion ihrer Show „Dr. Security“ gewannen sie 10.000 Euro Unterstützung vom Ministerium.

„Die Inspiration kommt von Serien wie Dr. House oder Emergency Room“, sagt Bolduan und erklärt: „In solchen Shows werden spannende Fachprobleme gelöst, um sie den Zuschauern näherzubringen“. Vergangene Woche stieg Dr. Security, alias Ekelpaket und Informatik-Professor Constantin Salz, zum ersten Mal in sein rotes Sportcabrio auf dem Weg zur Universität des Saarlandes. Name der Episode: „Ein Mann wie eine Firewall“. Darin löst Salz zusammen mit seinem Programmier-Team einen Fall zum Thema: „Hackerangriffe auf Telematik-Boxen in Autos“.

Ein Teil der Unterhaltung kommt unbestreitbar vom Trash-Charme der Serie.

In den drei Episoden der Serie geht es immer darum, ein Problem aus der Cyber-Welt einzuführen, es zu analysieren und dann Lösungsmöglichkeiten zu zeigen. „Uns war es wichtig, die Balance zwischen Erklärung und Unterhaltung zu bewahren“, sagt Bolduan. Das ein Teil dieser Unterhaltung auch vom unbestreitbaren Trash-Charme der Serie kommt, stört nicht. Im Gegenteil, es wirkt symphatisch. „Natürlich hatten wir mit zehntausend Euro kein Geld für eine professionelle Produktion“, sagt er. Die Darsteller kommen aus den Theatergruppen der Universität, sind oft selbst Informatiker. Und die Sekretärin aus der Serie, nun ja, die arbeitet eben tatsächlich als Sekretärin an der Universität. Umso bedeutender war die Zusage des perfekten Superschurken für die zweite Folge von „Dr. Security“.

Die Episode beruht auf einer wahren Begebenheit. Vor einigen Wochen zeichnete das FBI einen Programmierer aus Saarbrücken für seinen erfolgreichen Angriff auf das Bot-Netzwerk GameOver ZeuS aus. „Es war uns direkt klar, dass wir das als Stoff benutzen müssen“, erklärt Bolduan. In der Serie macht sich deshalb auch Professor Constantin Salz daran, ein Bot-Netzwerk auszuheben. Das allerdings ist in der Realität wie im Film nur möglich, wenn man den Zentral-Server hinter einem solchen Netzwerk findet. „Es gibt immer jemanden, der die Zügel für diese Server in der Hand hält“, sagt Bolduan. Hier kommt Wozniak ins Spiel.

Die saarländischen Programmierer schlagen gegen den Schurken Wozniak  zurück.

In einer Nacht und Nebelaktion schaffen es die saarländischen Programmierer, Zugriff auf die Webcam des Bot-Netzwerk-Betreibers zu erlangen. ACHTUNG: SPOILER! Sie erwischen den Bösewicht, drehen den Spieß zwischen Angreifer und Opfer um und filmen mit der Webcam, wie Wozniak sich unbeobachtet und halbnackt vor dem Computer flätzt.

„Steve hat uns nach unser Anfrage sogar zwei verschiedene Aufnahmen aus den USA geschickt, die wir hätten benutzen können“, sagt Bolduan. Die Wahl sei dann aber doch recht einfach gewesen. Durch sein Auftreten und die echte Hintergrundstory bekomme der Saarländische Streifen etwas thrillerhaftes, sind seine Macher überzeugt. Am Freitagabend haben Bolduan und sein Team die neue Episode von „Dr. Security“ zum ersten Mal auf einem Science-Slam in Saarbrücken gezeigt.

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