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WIRED hat die neue Apple Watch im Alltag getestet

von Leonie Czycykowski
Im September stellte Apple die neue Apple Watch Series 2 vor. Äußerlich hat sich nichts verändert, innerlich allerdings schon: Mit GPS und Wasserdichte bringt die Smartwatch zwei heiß ersehnte Funktionen mit. Aber lohnt sich ein Upgrade? Wir haben die neue Apple Watch 2 im Alltag getestet.

Es könnten an dieser Stelle viele Worte über den Sinn und Unsinn der Apple Watch im Generellen stehen. Zu ihren wenigen sinnvollen Funktionen oder der Frage, wie eigenständig eine smarte Uhr sein muss, um dem Nutzer wirklich einen Mehrwert bieten zu können – abseits davon, dass das Smartphone nicht immer aus der Hosentasche gezogen werden muss.

Diese Themen haben wir aber schon anlässlich der ersten Edition der Apple Watch hinlänglich diskutiert. Deshalb möchte ich mich hier auf die neuen Features der Series 2 beschränken und die Frage stellen: Lohnt sich das Upgrade auf die neue Version und der damit verbundene finanzielle Mehraufwand?

Vor allem zwei Neuerungen ließen bei der Vorstellung aufhorchen: Die Apple Watch hat GPS bekommen und soll zudem wasserdicht sein. War ihr Vorgänger noch auf dem Level von Spritzwasserschutz, können Nutzer der Series 2 nun auch mit ihr schwimmen gehen. Das fehlende GPS war ein enormes Manko der Apple Watch, weil so das Tracking von Joggingstrecken ohne iPhone unmöglich wurde. Eine Smartwatch muss heutzutage aber auch Fitness-Tracking ermöglichen, ohne dass das Smartphone in der Hosentasche steckt (die zumindest beim Joggen meist nicht vorhandenen ist).

Neben diesen zwei zentralen Upgrades gibt es noch einige weitere kleinere Verbesserungen: Da wäre zum einen das Display, das in der Series 2 deutlich heller ausfällt, was sich im Sommerurlaub angenehm bemerkbar machte: Egal wie stark die Sonne schien, das Display war immer gut zu lesen. Auch die Performance hat Apple verbessert, die Apps fliegen flüssig über das Display, kein Ruckeln, keine Verzögerungen. Der Unterschied zur ersten Apple Watch ist  spürbar. Allerdings: WatchOS 3 ist auch für die erste Edition der Watch verfügbar, so dass ihr viele der neuen Funktionen auch auf einer älteren Watch nutzen könnt. Das Hauptargument für den Kauf der Series 2 bleiben so die bereits erwähnte GPS-Funktion und die Wasserdichte.

Als erstes musste die Apple Watch mit mir einen Ausflug ins Mittelmeer unternehmen. In der Workout-App sind nun auch Freiwasserschwimmen und Beckenschwimmen als Training verfügbar. Wie bei allen anderen Trainingsformen könnt ihr auch hier eure Ziele eingeben oder einfach mit offenem Ziel losschwimmen. Das Display wird nach dem Start des Trainings automatisch gesperrt, damit das Wasser nicht als Eingabe missverstanden wird, kann aber manuell problemlos wieder entsperrt werden.

Nach absolviertem Training dreht ihr die Navigations-Krone nach oben und schon startet der Entwässerungs-Mechanismus. Dabei schleudert die Apple Watch per Schallwellen durch die Lautsprecher eingetretenes Wasser wieder hinaus. Eine ziemlich gute Idee, die auch tadellos funktioniert.

Auch die Dusche nach dem Freiwasserschwimmen war kein Problem. Gleichzeitig weist Apple aber darauf hin, dass Nutzer die Watch möglichst von Seife fernhalten sollten. Das ergibt zwar Sinn, weil Seifen das Material von außen angreifen können, ist aber beim Duschen ziemlich unpraktisch. Im Test führte Seife zwar nicht sofort zu Problemen mit der Uhr, was jedoch die langfristigen Auswirkungen sind, ist ungewiss. Selbiges gilt für Salzwasser.

Die mir zur Verfügung gestellte Apple Watch kam mit einem Armband aus gewebtem Nylon. Sowohl Optik als auch Haptik sind wirklich gelungen. Allerdings dauert es eine Weile, bis das nasse Nylon wieder trocknet, was nicht besonders angenehm beim Tragen ist. Für Schwimmer ist also eher eines der alten Sportarmbänder aus Kunststoff zu empfehlen.

Der Vorteil von GPS liegt auf der Hand: Vorher konnte die Watch keine Strecken aufzeichnen, ohne dass das iPhone in der Nähe war. Nun soll die Watch eigenständiger werden. Das zeigt vor allem, dass Apple sich noch stärker auf die Fitness-Funktionen konzentrieren möchte. Für die reguläre Navigation wird allerdings weiterhin eine Internetverbindung benötigt, ergo: ein iPhone.

Das Übertragen von Musik auf die Watch ist nicht unbedingt die intuitivste aller Angelegenheiten

Ebenfalls praktisch: Bluetooth-Kopfhörer können direkt mit der Apple Watch verbunden werden und so lässt sich Musik darüber abspielen. Im Grunde sollte also alles vorhanden sein, um ohne iPhone ins Training zu starten.

Leider ist das Übertragen von Musik auf die Watch nicht unbedingt die Intuitivste aller Angelegenheiten. Erst, wenn sie auf der Ladeschale liegt, synchronisiert sich die Watch mit iTunes. Noch immer fehlt eine Spotify-Integration für die Uhr. Ob das nun an Apple liegt (das Unternehmen will vermutlich Apple Music fördern und ist dementsprechend restriktiv) oder an Spotify (die dazu logischerweise eine App entwickeln müssten), sei dahingestellt.

Ich laufe normalerweise mit Spotify-Playlists und dem Running-Feature der App. Um mit der Watch Musik zu hören, musste ich meine alte iTunes-mp3-Datenbank erst auf das iPhone schieben, dort eine Playlist anlegen und diese dann mit der Watch synchronisieren. Das ist umständlich, nervt und führte zu Platzproblemen auf meinem iPhone.

Für Jogger ist die GPS-Funktion ein absolutes Muss – wenn sie denn ordentlich funktioniert: Der Lauf beginnt, die Watch trackt, wie sie soll und am Ende stehen da viele schöne Zahlen: Schrittanzahl, Distanz, durchschnittliche Laufgeschwindigkeit pro Kilometer, Herzfrequenz und so weiter.

Was fehlt, ist die Route. Also genau das, was das GPS eigentlich möglich machen sollte. Nach einem Lauf will ich nach Hause kommen können und meine Strecke auf dem daheim wartenden Handy nachschlagen. Das ging im Test aber oft nicht so einfach.

Es gibt zwar ein GPS, sobald die Uhr außerhalb der Reichweite des iPhones ist. Ob die Verbindung aber wirklich steht oder nicht, kann ich als User nicht nachvollziehen. Immer wenn die Uhr aus irgend einem Grund keine Verbindung hatte, merkte ich das erst nach dem Training – das passiert oft genug. Es scheint wichtig zu sein, dass die Watch sich erst das GPS-Signal des iPhones schnappt, bevor die Verbindung zum Smartphone selbst abbricht. Dann funktionert das mobile Signal nämlich, in vielen anderen Fällen nicht.

Apple hätte hier mit einem kleinen Nutzerhinweis die Sache deutlich transparenter gestalten können. Nachdem ich dieses Problem erkannt und gelöst hatte, funktionierte das GPS genau, wie es soll. Am Ende zeigte die Aktivitäts-App dann auch eine Karte mit der gelaufenen Route an.

Es überrascht, dass die Series 2 ausgerechnet bei der intuitiven Bedienung schwächelt. Von Apple-Produkten erwarte ich deutlich mehr Benutzerfreundlichkeit. Wenn die Funktionen aber erstmal laufen, tun sie das problemlos und stabil. Viele der neuen Möglichkeiten ergeben sich durch das neue Betriebssystem watchOS 3. Das kann  auch jeder Apple-Watch-Nutzer der ersten Generation laden.

Das echte Argument für ein Upgrade auf die Series 2 liegt klar im GPS und ist damit vor allem für diejenigen interessant, die die Apple Watch für den Outdoor-Sport oder zum Schwimmen nutzen wollen. Apple hat richtig erkannt, dass Sport-Tracking bei Smartwatches inzwischen für viele Nutzer unverzichtbar ist. Dem wird angemessen Rechnung getragen. Wer noch keine Apple Watch besitzt und darüber nachdenkt, eine zu kaufen, sollte direkt zur Series 2 greifen.

Im Überblick:
+ Sehr helles, reaktionsschnelles Display
+ GPS-fähig
+ Wasserdicht
- Funktionen sind teilweise umständlich zu benutzen
- Besitzt keine Spotify-Integration
- Akku muss täglich geladen werden

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