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„Wer Heizkosten sparen will, denkt nicht an Datenschutz“

von Dominik Schönleben
Das Smart Home setzt sich in deutschen Haushalten nur langsam durch. Der Grund: Die meisten Systeme sprechen noch nicht miteinander. WIRED hat mit dem Gründer des Thermostat-Startups tado darüber gesprochen, was passieren muss, damit sich das ändert.

Bislang verkaufte das deutsche Smart-Home-Startup tado kleine Boxen, die an den Heizungskasten angeschlossen werden mussten und so ein reguläres Thermostat ersetzten. Mit ihnen konnte dann die Temperatur im Haus aus der Ferne übers Smartphone reguliert werden. So sollten Nutzer Heizkosten sparen und immer eine warme Wohnung vorfinden, wenn sie nach Hause kommen, ohne dass den ganzen Tag durchgeheizt werden muss.

Doch das System hatte einen großen Nachteil: Wer eine Wohnung mietet, kann nicht einfach anfangen, im Keller an der Zentralheizung herumzubasteln. Doch mit dem neuen Produkt, das tado auf der IFA in Berlin vorgestellt hat, werden Mieter nicht mehr ausgeschlossen: Statt des Raumthermostats werden jetzt die einzelnen Thermostate der Heizkörper ersetzt. Laut tado ist das System mit jeder Wohnung in Deutschland kompatibel – sofern sie nicht mehr mit einem Holzkohleofen geheizt wird.

Ein erster Schritt, um das Smart Home für mehr Menschen attraktiv zu machen. Denn noch immer ist die Wohnung, in der alle Geräte miteinander sprechen und so das Leben seiner Bewohner erleichtern, reine Fiktion. Immer noch verteilen sich Smart-Home-Anbieter auf die unterschiedlichsten Apps und Plattformen. Tado-Gründer Christian Deilmann will, dass sich das ändert. Wie genau der Durchbruch kommen soll, erklärt er im Gespräch mit WIRED.

WIRED: Seit gefühlt mehreren digitalen Zeitaltern wird den Menschen das Smart Home versprochen. Wann und wie wird es endlich Realität?
Christian Deilmann: Die Menschen entscheiden sich zuerst für einzelne Anwendungen und werden dann merken: Okay, eigentlich wäre es cool, diese Technologien zu verbinden. Deshalb holen sie sich dann eine Smart-Home-Plattform. Zuerst wollen sie mit einem tado-Thermostat Heizkosten sparen, denken dabei aber eigentlich gar nicht ans Smart Home. Unsere Kunden wissen oft gar nicht was das ist – und das müssen sie auch nicht.

WIRED: Das Smart Home wird also durch die Hintertür kommen?
Deilmann: Ja, absolut. Wenn man sich anschaut, welche Produkte wirklich Erfolg haben, zeichnet sich ein Trend ab: Unter den Firmen, die mit ihrer Smart-Home-Plattform auf die Kunden zugegangen sind, gibt es keine, die wirklich viele User hat. Es sind die spezialisierten Produkte, die Erfolg haben. Beispielsweise die Alarmanlagen-Firmen oder Philipps Hue mit seinen intelligenten Glühbirnen. Es fängt damit an, dass der Nutzer einen bestimmten Vorteil sieht, dann hat er vielleicht ein zweites Internet-of-Things-Gerät zu Hause – und plötzlich verbinden beide sich ganz automatisch über das Apple Home Kit.

WIRED: Wie wird sich das weiterentwickeln?
Deilmann: Alle wichtigen Produkte in unserem Leben werden Online-Produkte sein. Und über Plattformen wie Amazon Echo oder Apple Home Kit werden sie ihre Funktionen miteinander teilen. Am Ende fällt dann der Begriff „Smart“ weg. Jedes Thermostat ist connected, jede Klimaanlage, jede Kamera, jedes Türschloss und jeder Briefkasten – das wird einfach zum Standard. Dann brauchen wir diese Unterscheidung nicht mehr.

WIRED: Jetzt müssen die Hersteller nur noch klären, über welche Plattform sich all ihre Geräte verbinden.
Deilmann: Das ist die große Herausforderung. Es ist sehr viel Arbeit für einen Hersteller sein Produkt zu einer Plattform kompatibel zu machen. Und deshalb kann man nur eine Handvoll Plattformen unterstützen.

WIRED: Am besten für euch wäre also, dass sich ein Anbieter möglichst schnell durchsetzt?
Deilmann: Nein, jetzt machen wir erst mal den Fächer weiter auf. Wir setzen auf alle, an die wir glauben. Lass es zehn oder 15 sein. Meine Hypothese ist, dass es sich irgendwann auf einige wichtige reduzieren wird.

WIRED: Was ist mit dem Datenschutz. Hält er das Smart Home in Deutschland auf?
Deilmann: Kunden, die Heizkosten sparen wollen, denken nicht über Datenschutz nach. Die kaufen ein tado, installieren es zu Hause und wissen gar nicht, dass es sich um ein Smart-Home-Gerät handelt. Datenschutz wird viel unter Experten diskutiert und weniger unter normalen Nutzern, die sich eine Alarmanlage oder eine effizientere Heizung wünschen.

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