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Neues vom Admin / Drei Wochen mit einer Racing-Drohne

von Armin Hempel
Admin Armin ist jetzt Drohnenpilot, was ihm jede Menge Spaß bereitet. Vor allem, weil er sehr gern Dinge repariert. Ein Erfahrungsbericht.

Eigentlich bin ich zu alt dafür. Aber seit ich zum ersten Mal Anakin Skywalker in seinem Podracer gesehen habe, bin ich angefixt. Und die immer populärer werdenden First-Person-View-Racing-Drohnen versprechen genau das Gleiche wie der Rennsport aus „Star Wars“: rasantes Fliegen in Bodennähe durch einen abenteuerlichen Parcours – allerdings ohne unmittelbare Gefahr für das eigene Leben. Es gibt nur wenige Freizeitaktivitäten, die mehr Faszination auf mich ausüben.

Eine typische Renndrohne ist klein und vollgestopft mit Technik. Noch etwas, das mich sofort fasziniert. Dabei ist sie gleichzeitig so leicht wie möglich, um maximale Geschwindigkeit und Wendigkeit zu erreichen. Sie ist mit mindestens einer Kamera und sehr leistungsstarken Motoren ausgerüstet. Das Bild der Frontkamera wird dann per Funk an die Videobrille des Piloten übertragen, so dass dieser die Welt aus der Perspektive der Drohne wahrnehmen und sie sicher durchs Gelände steuern kann. Deswegen FPV, First Person View.

Als ich dann auch noch einen Freund zum gemeinsamen Quadcopter-Fliegen aufs Tempelhofer Feld begleiten durfte, war schnell klar: Ein FPV-Racer musste her! Hoch motiviert war ich nach einer kurzen Google-Recherche dann aber deutlich ratloser als zuvor: Der Markt ist unüberschaubar und es gibt keine klaren Kaufempfehlungen. Dafür aber sehr viel Unsicherheit über das richtige Equipment, über mögliche Gefahren und nicht zuletzt über gesetzliche Regelungen. Das beginnt bei den zulässigen Funkfrequenzen und endet bei Flugverbotszonen und der Frage nach einer Haftpflichtversicherung.

Dem flugerfahrenen Verkäufer war sie zu flink – genau das richtige für mich als Neuling!

Das Modell, für das ich mich dann letztendlich entschieden habe, war nur in den USA erhältlich und hätte inklusive Zoll und Zubehör mit mehr als 1000 Euro zu Buche geschlagen. Zu viel für mich, schließlich war ich eigentlich auf der Suche nach einer günstigen Einsteigerdrohne. Ich hatte aber Glück und fand exakt diesen Renner in fast neuwertigem Zustand auf einem Kleinanzeigenportal. Dem offenbar flugerfahrenen Verkäufer war sie zu flink – also genau das richtige für mich als Neuling ohne jede Übung! Eine Einigung war schnell gefunden und nun bin ich seit drei Wochen stolzer Besitzer einer Renndrohne.

So viel vorweg: Es ist ein riesiger Spaß – aber nur, wenn man gern bastelt.

Weil ich die FPV-Drohne gebraucht gekauft hatte, musste ich sie noch nicht einmal selbst zusammenbauen oder kalibrieren. Sie kam ready-to-fly komplett aufgebaut, verkabelt und flugfertig bei mir an. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil, denn je besser man sich mit einer Drohne, mit ihrer Flugsteuerung, ihrer Balance, mit ihren Motoren, den Akkus und jeder noch so kleinen Kleinigkeit auskennt, desto sicherer ist das Fliegen. Doch den Rat des Verkäufers, die Drohne erst einmal per USB mit einem Computer zu verbinden, um sie durchzuchecken, ignorierte ich geflissentlich. Stattdessen brachte ich sie etwa zwölf Minuten, nachdem der Paketbote sie bei mir abgeliefert hatte, in die Luft.

Erstaunlicherweise blieb sie dort auch, bis nach einer Minute der Akku leer war. Zum Glück wusste der Verkäufer nämlich deutlich mehr über Drohnen als ich und hatte deshalb die Lithium-Polymer-Akkus nicht voll geladen verschickt. Die Lernkurve beim Einarbeiten in die Drohnen-Materie ist nicht zu unterschätzen, denn selbst so etwas Einfaches wie der Umgang mit Akkus und Ladegeräten will gelernt sein, um Schlimmeres zu verhindern.

Viel kaputt war zum Glück nicht, es hatte nur zwei Rotoren und eine Antenne erwischt.

Nach den ersten Flügen, die mir ein gutes Gefühl für die absurde Agilität und die Stärke der Motoren gaben (viele Renndrohnen erreichen Geschwindigkeiten von über 100 km/h), wurde ich etwas sicherer. Ich hatte das mit den Akkus und der Kalibrierung von Kompass und Lagesensorik schnell raus und traute mich in Begleitung an die ersten Flugversuche mit Videobrille. Und das ist der absolute Wahnsinn! FPV-Fliegen fühlt sich wie ein gut gemachtes Videospiel an, nur irgendwie echter. Ich war schneller ins Geschehen versunken, als mir lieb war und flog mit der Drohne durch den Wald. Leider war das nicht die beste Wahl für den ersten Flug, wie sich nach einem heftigen Zusammenprall mit einem Baumstamm herausstellte. Viel kaputt war zum Glück nicht, es hatte nur zwei Rotoren und eine Antenne erwischt.

Bei diesem einen Unfall blieb es natürlich nicht und ich lernte recht schnell, dass die Zeit, die man mit dem Fliegen einer FPV-Drohne verbringt, nur die eine Seite der Medaille ist. Mindestens genauso viel Zeit kostet es, Ersatzteile nachzubestellen und das Fluggerät in Schuss zu halten oder noch weiter zu optimieren. So kam ich in den vergangenen drei Wochen auf ungefähr sechs Stunden Flugzeit, verbrachte aber mindestens doppelt so viel Zeit mit Bedienungsanleitungen, Lötkolben, kleinen Kabeln oder im Elektromarkt. Im Moment liegt die Drohne verpackt im Regal und wartet sehnsüchtig auf ein Ersatzteil, ohne das sie leider fluguntauglich ist. Unterwegs aus China. Grmpf.

Trotzdem: So viel Spaß, wie ich in den letzten drei Wochen mit dem Quadcopter hatte, so viele interessante Gespräche, wie ich sie über und wegen der Drohne geführt habe und so viele nette Leute, die ich wegen des neuen Hobbys kennengelernt habe – da können andere Gadgets kaum mithalten. Nicht zuletzt könnte ich mir auch vorstellen, etwas intensiver in die FPV-Szene einzusteigen. Die ist allerdings mittlerweile hochgradig professionell, wie ich relativ schnell bemerkte, als ich neulich die ersten Videos vom World Drone Prix in Dubai zu sehen bekam. Die Einstiegshürden sind dann doch beeindruckend hoch.

Wie auch immer, bisher ist es ein wunderbares Hobby. Ich glaube, wir sind der Zukunft wieder ein kleines Stück näher gekommen. 

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