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Test: Dieses Wearable trackt, wann ihr schwanger werden könnt

von Lina Hansen
Temperatur messen oder Urintests machen: Frauen mit Kinderwunsch haben zwar verschiedene Methoden zur Verfügung, um ihre fruchtbaren Tage zu identifizieren – allerdings ist das immer mit viel Arbeit verbunden. Das Wearable Ava soll helfen, WIRED hat es getestet.

Wie teste ich ein Armband, das einem dabei helfen soll, schwanger zu werden, wenn ich gar nicht schwanger werden will? Vielleicht indem ich mir anschaue, wie leicht es zu bedienen ist und wie es sich anfühlt, regelmäßig seinen Zyklus zu tracken. Denn auch wenn Ava sich vor allem an Frauen mit Kinderwunsch richtet, die ihre Fruchtbarkeit überprüfen wollen, ist das Wearable auch für die reine Beobachtung des Zyklus geeignet, wie mir die Erfinderin erzählt hat.

Ava trackt die Fruchtbarkeit in Echtzeit. Vier der fruchtbaren Tage kommen üblicherweise direkt vor dem Eisprung, dann der Tag des Eisprungs selbst und schließlich ist der Tag nach dem Eisprung ebenfalls ein fruchtbarer. Von diesen sechs Tagen kann Ava etwa fünf bestimmen. Die verschiedenen Hormonlevel während des weiblichen Zyklus' beeinflussen Temperatur, Schlafqualität (die Länge der Tiefschlafphasen), Blutdruck, Bioimpedanz (Widerstand des Körpers gegen leichte Stromspannung), Durchblutung, Atemfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Wärmeverlust.

Direkt berechnet die App, wann ich voraussichtlich meinen nächsten Eisprung haben werde

Nachdem ich mir die App heruntergeladen habe, muss ich zunächst ein Profil anlegen. Letzte Menstruation? Das weiß ich noch. Durchschnittliche Zykluslänge und letzter Eisprung? Hier wird es schon schwieriger. Zum Glück kann ich das trotzdem ganz gut bestimmen, weil ich sowieso regelmäßig die Zyklus-Tracking-App Clue verwende. Wer die Antwort auf diese Fragen nicht weiß, kann sie auch einfach überspringen. Aber je mehr Angaben ich mache, desto genauer wird die Voraussage von Ava. Gewicht, Alter, Körpergröße – all das spielt anscheinend in meinen Zyklus hinein.

Direkt berechnet die App, wann ich voraussichtlich meinen nächsten Eisprung und die nächste Menstruation haben werde. Alles, was ich jetzt noch tun muss: jede Nacht das Armband tragen, jeden Morgen die Daten synchronisieren, meine Menstruation notieren und ob ich Sex hatte. Damit ich im Nachhinein nachvollziehen kann, wann ich schwanger geworden bin.

Obwohl das Messelement sich im ersten Moment wie ein dicker Klumpen anfühlt, stört das flexible Armband beim Schlafen nicht. Im Gegenteil: Nach einigen Nächten gewöhne ich mich so sehr daran, dass sofort auffällt, wenn ich es einmal nicht um den Arm trage.

Mein Morgen startet ab jetzt damit, das Armband per Mikro-USB aufzuladen, andernfalls ist keine Synchronisierung der Daten möglich. Währenddessen aktiviere ich Bluetooth auf meinem Smartphone und öffne die App, der Vorgang startet dann automatisch. Währenddessen würde ich gerne meinen Twitter-Feed oder meine E-Mails checken. Leider nicht möglich, denn für die Synchronisierung muss die App geöffnet bleiben.

Nach einer Woche färbt sich der Hintergrund der App rosa: Meine fruchtbaren Tage haben begonnen

Die Daten der ersten Tage sagen noch nicht viel aus. Erst über mehrere Wochen ergibt sich ein sinnvolles Bild: Mir wird gezeigt, wie sich Schlafmenge, Ruhepuls, Herzfrequenz und Hauttemperatur verändert haben. Damit es aber zu keiner Lücke in den Daten kommt, muss die App täglich mit dem Wearable synchronisiert werden. Auf Dauer ziemlich lästig.

Nach einer Woche färbt sich der Hintergrund der App rosa: Meine fruchtbaren Tage haben begonnen. Ich weiß also mit einem Blick, ob heute ein guter Tag ist, um es mit dem Zeugen zu probieren. Die Tage mit der höchsten Fruchtbarkeit werden sogar mit einem grünen Hintergrund hervorgehoben.

Auch beim reinen Zyklus-Tracking ist es interessant zu sehen, wie sich mein Körper während der knapp 28 Tage verändert und wann mein Eisprung stattfindet. Dafür habe ich in der Vergangenheit die App Clue benutzt. Von ihr bin ich es gewohnt, dass ich eintragen kann, wann ich unter Krämpfen leide, Kopfschmerzen habe oder besonders erschöpft bin. Auch der Mittelschmerz, also der Schmerz beim Eisprung, kann getrackt werden.

Solche zusätzlichen Informationen werden bei Clue zwar nicht in die Zyklusberechnungen mit einbezogen, geben mir aber die Möglichkeit selbst Muster zu erkennen. Gibt es Phasen in meinem Zyklus' in denen ich gehäuft Stimmungsschwankungen habe? Oder fallen meine Kopfschmerzen immer auf den gleichen Termin? Solche Fragen lassen sich dann beantworten. Diese Funktionen von Clue vermisse ich beim Schwangerschafts-Armband Ava. Dort können keine zusätzlichen Beschwerden eingetragen werden.

Je länger ich das Armband trage, desto besser lernt der Algorithmus meinen Körper kennen

Was aber ein großer Vorteil von Ava bleibt: Weil meine Körperdaten automatisch erfasst werden, kann das Wearable meine Menstruation weitaus besser vorhersagen als die App Clue. Während Ava sich im ersten Zyklus noch um drei Tage irrte, wird es mit der Zeit immer genauer. Je länger ich es trage, desto besser lernt der Algorithmus meinen Körper kennen.

Mehr über den eigenen Körper zu wissen, gibt mir das Gefühl von Kontrolle. Es beruhigt zu sehen, warum ich bestimmte Beschwerden habe und wann diese vermutlich wieder verschwinden. Das ist die große Stärke von Ava: Man lernt den eigenen Zyklus besser kennen und verstehen.

Seit langer Zeit schon bestimmen Frauen ihre fruchtbaren Tage, indem sie ihre Körpertemperatur messen und eintragen. Diese Form der Ovulationsbestimmung hat jedoch einen großer Nachteil: Da erst nach dem Eisprung die Temperatur steigt, sind dann die fruchtbaren Tage des Zyklus schon wieder vorbei – die Infos, die man daraus gewinnt, sind also erst wieder in knapp 30 Tagen relevant. Ava gibt im Gegensatz dazu das Fertilitätsfenster in Echtzeit an.

Zum reinen Zyklus-Tracking wäre mir der Aufwand, jeden Morgen meine Daten zu synchronisieren, aber definitiv zu hoch – ebenso der Preis von 250 Euro. Für Frauen mit Kinderwunsch ist Ava jedoch ein praktisches Mittel, um lästiges Temperaturmessen und eventuelle Urintests zu vermeiden. Ava gibt die Sicherheit, dass der eigene Zyklus korrekt vorausgesagt wird und ein bisschen Gelassenheit, das eigene Fruchtbarkeitsfenster nicht zu verpassen.

WIRED: interessante Einblicke in den Zyklus / ideal für Frauen mit Kinderwunsch / gibt einem ein besseres Gefühl für den eigenen Körper
TIRED: muss jeden Tag synchronisiert und aufgeladen werden / Symptome wie Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen können nicht erfasst werden

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