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Mit diesem Spielzeug können blinde Kinder programmieren

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Wer nicht schreiben oder lesen kann, kann auch nicht programmieren? Irrtum. Fürs Coden ist Anderes wichtig. Microsoft entwickelt mit Project Torino ein Lernspielzeug, mit dem Grundschüler und sogar Kinder mit Lern- und Sehbehinderung programmieren lernen – fast nebenbei.

Pädagogen, Spielzeughersteller, Technikexperten und Politiker bemühen sich weltweit darum, Kinder sinnvoll ans Programmieren heranzuführen. In Deutschland wird etwa gerade das Coding-Board Calliope mini an Grundschulen verteilt. Und die schwedische Regierung kündigte kürzlich an, dass ab Juli 2018 Programmieren auf den Lehrplänen der Grundschulen steht. Coding-Fähigkeiten könnten als sogenannte Sprache der Zukunft ebenso wichtig werden wie Mathematik oder das Beherrschen der eigenen Landessprache.

Aber wie vermittelt man Kindern, die vielleicht noch gar nicht richtig lesen und schreiben können, eine derart komplexe Materie? Die Antwort: Man muss dazu gar nicht unbedingt lesen und schreiben können. Im aktuellen Fall ist sogar nicht einmal das Sehen nötig. Unter dem Arbeitstitel Project Torino entwickelt Microsoft ein Lernsystem, das Konzepte visuell und haptisch darstellt und somit selbst für Kinder mit körperlichen Einschränkungen nutzbar ist.

Der Grundgedanke hinter Project Torino ist einfach: Das System besteht aus Steckern mit verschiedenen Formen, Farben und Funktionen. Mithilfe dieses Coding-Tools erstellen Kinder zum Beispiel eigene Songs und bauen sogar Geräusche und selbst aufgenommene Töne in ihre Werke ein. Der einfache Aufbau von Liedern dient als Einführung in das mathematische und strategische Denken, das auch beim Programmieren vonnöten ist.

Mitarbeiter von Microsofts Entwicklungslaboren im britischen Cambridge entwarfen Project Torino und passten es speziell an die Bedürfnisse von Sieben- bis Elfjährigen an. Forscherin Cecily Morrison hofft, dass das Lernspielzeug Kinder dazu befähigt, einfache Konzepte zu begreifen und anzuwenden. Den Microsoft-Entwicklern war dabei Inklusion besonders wichtig – speziell Kinder mit Lern- oder Sehbehinderungen sollen von dem Umgang mit Project Torino profitieren. Aus diesem Grund färbten die Entwickler auch die Steckverbindungen unterschiedlich ein, nachdem sich Testschüler zuvor darüber beschwert hatten, dass sie die zunächst ausschließlich weißen Aufsätze kaum voneinander unterscheiden konnten.

Fortgeschrittene Schüler übertragen das mit Project Torino handwerklich entworfene Konzept schließlich in eine digitale Form. Dieser Schritt schlägt die Brücke hin zu einem möglichen späteren Beruf als Designer oder Programmierer. Microsoft arbeitet zu diesem Zweck mit dem Royal National Institute of Blind People (RNIB) zusammen und gewährt 100 Kindern ab Herbst Zugang zur Beta-Phase von Project Torino.

Microsoft ist nicht das einzige große Tech-Unternehmen, das den Nachwuchs fördert. Auch Google entwickelte gemeinsam mit Paolo Blikstein, Assistant Professor of Education and Computer Science an der Stanford University, und der Innovationsberatung IDEO ein Werkzeug, das Programmieren spielerisch vermittelt: Project Bloks. Der Kreativbaukasten besteht aus einem modularen System auf Grundlage von drei Kernkomponenten: Dem Brain Board, dem Base Board und den mit verschiedenen Funktionen versehenen Pucks.

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Das Brain Board basiert auf einem Raspberry Pi Zero zur Verarbeitung der Informationen und versorgt zudem alle daran gekoppelten Teile mit Strom. Die programmierbaren Pucks platziert der Anwender auf den Base Boards, sie verfügen über verschiedene Funktionen wie beispielsweise Loops (also Wiederholungen) oder Ein- und Ausschalter. Kinder reihen diese Blöcke aneinander und entwickeln so einfach Routinen. Abhängig von den ausgewählten Pucks erschafft man so etwa eine kleine Melodie oder lässt gar ein über WLAN verbundenes Auto Zeichnungen auf Papier malen. Ähnlich wie bei Project Torino geht es also auch in Project Bloks um die Förderung des Verständnisses und das Vermitteln einfacher Konzepte.

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