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OnePlus 5: Niemand braucht ein Smartphone, das so schnell ist

von David Pierce
Stellt euch vor, ihr könntet euer eigenes Android-Telefon bauen. Die gigantischen Fabriken Chinas würden sich eurem Willen beugen. Was würdet ihr erschaffen? Vielleicht das OnePlus 5. Mit diesem Versprechen verkauft der 2013 gegründete chinesische Hersteller OnePlus sein Premium-Smartphone. Wir haben es für euch getestet.

OnePlus ist kein Startup mit einer mutigen Vision, sondern eine Tochterfirma von BBK Electronics, dem zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt. Das hat jedoch den Vorteil, dass das Unternehmen auf eine gigantische Zulieferkette und einen riesigen Fertigungsapparat zurückgreifen kann. Während andere Tochterfirmen von BBK eine Vielzahl günstiger Smartphones für jeden produzieren, hat OnePlus stets nur ein Highend-Gerät im Angebot.

Das neue OnePlus 5 besitzt alle Hardware-Daten die zu erwarten sind: den neusten Snapdragon-Prozessor, viel RAM, eine große Batterie, den aktuellen Bluetooth-Standard und mindestens 64 Gigabyte Speicherplatz. Was auffällt, ist eine Doppelkamera an der Rückseite, mit der man Portraits mit Tiefenschärfe aufnehmen kann, und eine 16-Megapixel-Selfie-Kamera.

Der Preis dafür? 499 Euro (oder 60 Euro mehr für die 128-Gigabyte-Variante). Verglichen mit dem iPhone 7 Plus oder dem Google Pixel XL für je 899 Euro ist das eine Kampfansage. Auch das Galaxy S8 Plus für knapp 825 Euro hat fast den doppelten Preis.

Das OnePlus 5 hat nichts, was ungewöhnlich oder auffällig wäre – weder wurde die Kamera komplett ins Innere versenkt, noch besitzt es sonstige Gimmicks. Das Unternehmen hat einfach nur alles, was bereits im OnePlus 3 vorhanden war, besser gemacht. (Und dabei die 4 ausgelassen, weil sie in China als Unglückszahl gilt.)

OnePlus hat mit dem 5er alles richtig gemacht. Es ist dünner und schmiegt sich durch seine abgerundeten Ecken besser in die Hand als der Vorgänger. Es sieht fast wie das iPhone 7 aus – das meinen wir als Kompliment. Beim 3er hatten wir eher das Gefühl, das Design sei zufällig dabei entstanden, als jemand einfach ein paar High-end-Bauteile zusammenwarf.

Auf dem Smartphone läuft Oxygen OS, eine von OnePlus nur leicht modifizierte Version von Android. Und die Änderungen sind zum Teil wirklich nützlich: Ein neuer Modus filtert automatisch blaues Licht, wenn Lese-Apps wie Kindle geöffnet werden. Dazu kommen ein Nachtmodus und einige neue Gesten, mit denen das Telefon gesteuert werden kann.

Die Hardware, die ins OnePlus verbaut wurde, ist irre schnell. Wir haben gleichzeitig Videospiele gezockt, einen Film geschaut und dabei ein Video gedreht, während sämtliche Social-Media-Apps im Hintergrund liefen. Nichts davon machte das Telefon langsamer. Sogar der Fingerabdrucksensor ist so schnell, dass man Angst hat, er sei defekt.

Das OnePlus 5 hat mehr Power als die meisten Menschen jemals von ihrem Telefon verlangen werden. Der Akku hält dabei locker den ganzen Tag. Durch Dash-Charging ist das aber sowieso egal, weil schnell nachgeladen werden kann, während man sich noch zum Ausgehen fertigmacht. Das hält dann die ganze Nacht.

Das einzige was sich am OnePlus 5 falsch anfühlt, ist der Bildschirm. Er hat nur eine Auflösung von 1080 Pixel. Das kommt überraschend für ein Telefon, das sonst vollgestopft mit Highend-Hardware ist. Aber wer es nicht gerade in eine Virtual-Reality-Brille stecken möchte, wird das kaum merken. Das Galaxy S8 kann beispielsweise mehr, läuft aber unter Standardeinstellungen auch nur mit 1080p. Selbst das iPhone 7 Plus kam mit einem 1080p Bildschirm aus, ohne das dies wirklich auffiel.

Zwei Kameras ermöglichen denselben Portrait-Modus wie beim iPhone 7 Plus

Die Kamera ragt aus dem Rücken des OnePlus 5. Durch zwei Linsen sollen die Fotos verbessert werden. Die 16-Megapixel-Kamera kümmert sich um die normalen Aufnahmen, eine zusätzliche 20-Megapixel-Kamera zoomt näher rein. Bei jeder Aufnahme werden zwei Fotos aufgenommen und dann für ein besseres Ergebnis zusammengefügt. In der Foto-App gibt es außerdem einen Pro-Modus, der Kontrolle über ISO, Verschlusszeit und mehr gibt.

Die zwei Kameras erinnern stark an das iPhone 7 Plus. Sie machen sogar denselben Portrait-Modus möglich, bei dem der Hintergrund durch Tiefenunschärfe verschwimmt. Eine Linse erfasst den Vordergrund, die andere den Hintergrund. Das Ergebnis ist ähnlich gut wie beim iPhone 7 Plus.

Trotz der großartigen Hardware sind die Fotos des OnePlus 5 nicht beeindruckend. Auf jedes gute Foto von einem Objekt in Bewegung folgt eines bei dem alles Still steht und das trotzdem leicht verwackelt ist. Auch bei gutem Licht haben die Fotos weiche Kanten. Der Autofokus ist schnell, aber liegt nicht immer richtig. Vor allem bei schlechtem Licht sind die Fotos ziemlich verwaschen. Das könnte sich aber mit dem richtigen Software-Update noch ändern, die Hardware dafür scheint zumindest vorhanden zu sein.

Abgesehen von der Kamera ist das OnePlus 5 ein exzellentes Telefon. Seine Macher versuchen nicht wie Samsung durch eigene Experimente die Software von Android zu „verbessern“. OnePlus hat das Rad nicht neu erfunden, geschweige denn es verbessert. Es hat einfach ein wirklich schönes Rad gebaut. Für einen wirklich guten Preis: Das OnePlus 5 ist ein Budget-Phone, das sich nicht wie eines anfühlt.

Die Frage ist, wie lange diese Strategie für OnePlus funktionieren kann. Jedes Telefon nähert sich derzeit einem Idealbild an, selbst die billigen. Niemand braucht mehr und mehr Prozessorpower oder riesige Mengen an RAM – zumindest so lange künstliche Intelligenz und Virtual Reality nicht wichtiger werden. OnePlus wird nicht die einzige Firma bleiben, die solche Telefone bauen kann. Telefone sind mehr und mehr zum Lifestyle-Produkt geworden und viele Menschen sind bereit dafür einen Aufpreis zu zahlen. Die Konkurrenz für das OnePlus 5 ist groß und auch sie wird immer schneller.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
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