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Yuneec Breeze: Kleine Drohne, große Kameraleistung (mit Video)

von Dirk Peitz
Der chinesische Hersteller Yuneec, bislang vor allem für seine leistungsstarke Drohne Typhoon H bekannt, hat mit der Breeze einen intelligenten und ziemlich kleinen Quadokopter auf den Markt gebracht. Der kann wie größere Modelle mit 4K filmen, doch die Einsatzmöglichkeiten für die Breeze sind andere: Sie ist vor allem eine Selfie-Drohne, zeigt der WIRED-Test.

2016 ist das Jahr, in dem Kameradrohnen unterm Weihnachtsbaum landen. Jedenfalls deutet die Modell- und Vertriebspolitik der Hersteller darauf hin, dass sie fest davon ausgehen: Die ferngesteuerte Drohne wird endgültig zum Massenprodukt. GoPro bringt seinen langerwarteten (und leider etwas enttäuschenden) ersten Multikopter Karma Ende Oktober heraus, Marktführer DJI lässt seine neue, kompakte Mavic in Kürze auch im Apple Store verkaufen, und Parrot versucht mit der beflügelten Disco scheinbar eine neue Modellart einführen zu wollen, die Fliegerdrohne.

Der Haken an all diesen Drohnen ist: Sie kosten inklusive Kamera alle je über 1000 Euro, die eigentlich mit knapp unter 900 Euro preiswertere GoPro Karma wird nämlich ohne die nötige Actioncam Hero ausgeliefert. Recht teure Weihnachtsgeschenke also.

Die Breeze von Yuneec hingegen nicht. 500 Euro sind zwar kein Spottpreis. Aber für eine Drohne mit einer 4K-Kamera an Bord wiederum eigentlich doch, denn eine derart hohe Videoauflösung war bislang den größeren Prosumer-Drohnen vorbehalten. Von denen hat auch Yuneec bereits eine im Programm, die Typhoon H, wohl der ernsteste Konkurrent ist für den bisherigen Quasimonopolisten in dem Bereich: DJI und seine Phantom.

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Im Unterschied zu diesen beiden recht ausladenden Multikoptern braucht man für die Breeze keinen großen Rucksack, um sie zu transportieren. Sie passt mit ihren knapp 20 mal 20 Zentimetern Größe in jeden Jutebeutel und wiegt nicht einmal 400 Gramm.

Geringes Gewicht, geringe Größe: Das sind dann aber genau schon die ersten Details, die einen die Breeze mit leichten Zweifeln zum ersten Ausflug mitnehmen lassen. Ein wolkenloser Sonntagmorgen an einem brandenburgischen See, der beste Freund hat eine Phantom 3 Professional mitgebracht, bis zur Einführung der Phantom 4 und des Typhoon H das Maß aller Dinge bei Prosumer-Multikoptern.

Bei der Phantom muss man wie bei fast allen Drohnen dieses Typs zunächst die Rotoren anschrauben und das Tablet etwas kompliziert an der Fernsteuerung festmachen; bei der Breeze hingegen kann man die faltbaren Rotoren bereits zu Hause anklicken und braucht vorm Start bloß das Landegestell ausklappen und die Hersteller-App anschalten – schon hebt das Teil ab. Gelenkt wird es eben direkt mit dem Smartphone, auf dessen Screen zugleich das Kamerabild aus der Drohne und die rein virtuellen Steuerknüppel erscheinen.

Im Kern eine Selfie-Drohne, die man gar nicht groß selbst pilotieren soll

Und das ist absehbar schon ein kleines Problem. Ist man die präzise manuelle Steuerung der DJI Phantom gewöhnt, traut man sich erst mal gar nicht, die Breeze per grober Bildschirmberührung zwischen zwei recht eng beieinander stehenden Bäumen hindurch auf den See rauszufliegen. Zudem da einige technisch bedingte Einschränkungen hinzukommen: Die Breeze lässt sich maximal auf 80 Meter Höhe bringen, doch vor allem ist da die Frage, wie weit die Funkverbindung zwischen Drohne und in dem Fall eben nur dem Smartphone wirklich hält – Yuneec gibt dazu keinen exakten Wert an. Die separaten Fernsteuerungen bei größeren Drohnen haben gegenüber Smartphones auch den Vorteil, das über ihre leistungsstärkeren Antennen eine kilometerweit reichende WLAN-Verbindung zum Kopter aufgebaut wird.

Doch genau an dem Punkt zeigt sich, dass die Breeze tatsächlich für andere Zwecke gedacht ist, als man das bei Multikoptern mit guter Kameratechnik bislang gewohnt war: Die Breeze ist im Kern eine Selfie-Drohne, die man gar nicht groß selbst pilotieren soll. Dafür besitzt sie vorprogrammierte Modi, die in diesem niedrigen Preissegment konkurrenzlos sind, etwa die Follow-Me- und die Orbit-Funktion. Die (inklusive Kamera) mehr als doppelt so teure GoPro-Drohne zum Beispiel verfügt nicht mal über solche optische Erkennungssensorik, was die Karma als Action-Drohne quasi unbrauchbar macht: Will man sich beim Skifahren, Radfahren oder sonst welchen Stunts in freier Natur von der Drohne filmen lassen, muss man schon jemanden überreden, sie zu steuern.

Die Breeze kann einem von alleine folgen, das zeigt sich am Seeufer. Doch mit ihren lediglich 18 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit ist sie nicht für Verfolgungsjagden auf dem Motorrad oder im Auto gedacht. Ihr Follow-Me-Modus reicht aber, um den meisten Menschen beim Laufen oder Fahrradfahren folgen zu können. Allerdings, und das ist eine weitere wesentliche Einschränkung, die man eher im Kleingedruckten bei Yuneec findet: Man darf dabei nicht in Ultra-HD, also in 4K filmen, sondern muss das Bild auf Full-HD (1080p) respektive HD (720p) herunterschalten – die elektronische Bildstabilisierung der Breeze kommt in der höchsten Auflösung mit dem Rechnen nicht hinterher.

Wenn man das nicht bedacht hat, wundert man sich zu Hause nach dem Herunterladen der 4K-Videos aus dem internen Speicher, warum die Bilder jenes ersten Ausflugs mit der Breeze ins Brandenburgische trotz Windstille doch ordentlich verwackelt sind. Und wirklich viel filmen konnte man auch nicht, das Akku der Breeze war nach den vom Hersteller angegebenen zwölf Minuten auch tatsächlich leer. Leistungsstärkere Drohnen bleiben mit einer Ladung doppelt so lange in der Luft.

Also muss ein zweiter Ausflug her, und bei dem sind auch die anfänglichen Bedienungsprobleme der App kein Thema mehr – weil man die Breeze im Gegensatz zu größeren Modellen auch im eigenen Wohnzimmer fliegen kann, kann man sie quasi vom Sofa probefliegen und hat die Steckdose zum Akkunachladen jederzeit in Reichweite (brandenburgische Seen haben ja leider keinen eingebauten Stromanschluss). Nur den Follow-Me-Mode sollte man vielleicht nicht mit einem Sprint durch die eigene Wohnung ausprobieren. Doch zum Glück wird die Breeze mit Rotorenschutz ausgeliefert, so kann weder der Drohne etwas passieren bei einer potenziellen Kollision noch dem Gegenstand oder Menschen, mit dem sie zusammenstoßen könnte.

Eine Freizeitdrohne mit sehr spezifischen Einsatzmöglichkeiten

Die Breeze, das zeigen ihre Stärken und vom Hersteller einkalkulierte Schwächen, ist also eine Freizeitdrohne mit sehr spezifischen Einsatzmöglichkeiten: Wer nicht unbedingt gigantische Luftaufnahmen von beeindruckenden Landschaften machen will, sondern vor allem sich selbst (und andere) in diesen Landschaften filmen möchte oder mit immerhin 13 Megapixeln fotografieren, für den ist die Breeze ein wirklich gutes Einsteigermodell ins Kameradrohnenfliegen.

Die dazugehörige Breeze-Cam-App mag keine superpräzise Steuerung besitzen, doch dafür funktionieren die Flugmodi gut und selbsterklärend, und es lassen sich mit der App sehr einfach Fotos und kurze Videos auf sozialmediale Kanäle weiterverbreiten – eine Szene von einem Fahrradausflug zum Beispiel kann man damit locker auf Facebook posten, während man noch unterwegs ist. Und will man dann doch mal zu Hause ein längeres Drohnenvideo zusammenschneiden, reicht für YouTube oder Vimeo im Zweifel auch die bildstabilisierte Full-HD-Auflösung, um sich die bewegten Bilder hinterher auf dem Handy oder Laptop anzuschauen – und bei 4K laden sich Videoplattformen ja eh noch meist einen Wolf.

Wer hingegen Videos drehen will, die zumindest auf den ersten Blick annähernd so gut aussehen wie die, die echte Profi-Drohnenpiloten für Filme oder fürs Fernsehen drehen, der wird weiterhin erheblich mehr Geld ausgeben müssen, mindestens für einen Typhoon H oder eine Phantom 4. Dafür muss man dann allerdings nebenbei im Dezember auch einen relativ großen Weihnachtsbaum kaufen. Damit die stattlichen Verpackungskartons, in denen diese Drohnen geliefert werden, dort überhaupt drunter passen: Der für den Typhoon H zum Beispiel ist 50 Zentimeter hoch.

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