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Kein Display: Die Anti-Smartwatch

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Diese Smartwatch besitzt kein Display: Moment nutzt die Haut als Medium, um Informationen zu übermitteln. Das ungewöhnliche Wearable soll per Crowdfunding finanziert werden und im Frühjahr 2017 in den Handel kommen.

Smartwatches gehört die Zukunft – besagen zumindest verschiedene Analysen. Laut Statista wollen sich mehr als drei Millionen Deutsche in den nächsten zwei Jahren eine intelligente Uhr kaufen. Verständlich, dass immer mehr Unternehmen auf den Markt drängen, um im Wearable-Segment mitzumischen. Dabei hecheln viele Hersteller jedoch eher ideenlos dem Konzept von Apple Watch und Apple Watch 2 hinterher.

Nicht so Somatic Labs: Das US-Startup aus Phoenix, Arizona will eine ganz besondere Smartwatch in Serie produzieren. Wobei der Begriff Smartwatch hier nicht ganz passend ist: Moment ist eben keine typische moderne Uhr, sondern eher das Gegenkonzept dazu.

Getreu dem Slogan „Be More. Screen less.“ sollen Moment-Besitzer nicht ständig auf ihr Gadget starren, um die Uhrzeit abzulesen, Nachrichten zu verfolgen oder Games zu spielen. Ganz im Gegenteil: Die Macher wollen, dass man sich mit der Anti-Smartwatch wieder mehr auf seine Umwelt konzentriert. Ein smartes Wearable ohne Display klingt nach einer dämlichen Idee? Nein, ganz und gar nicht, denn die Umsetzung macht Moment besonders.

Somatic-Labs-Chef und -Mitgründer Shantanu Bala arbeitete in der Vergangenheit schon an Systemen, mit denen sich Videos in fühlbare Informationen für Blinde übersetzen lassen. Ein ähnliches Konzept verfolgt er mit seinem Team bei Moment. Das Wearable besitzt zwar keinen Bildschirm, aber dafür auf der Unterseite vier kleine Vibrationsmotoren. Diese wandeln Informationen in Eindrücke für unseren Tastsinn um. Ruft beispielsweise jemand auf dem Smartphone an, kann man über die Haut erspüren, wer es ist. Mit der kostenlosen Moment-App für iOS und Android weist der Nutzer jedem Kontakt ein ganz individuelles Vibrationsmuster zu.

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Das Armband verbindet sich via Bluetooth mit dem Smartphone. Somatic Labs zufolge lassen sich damit viele bekannte Apps nutzen. Ein besonderes Erlebnis soll die Navigation sein: Ohne auf das Device schauen zu müssen – was ja ohnehin nichts bringen würde –, erfährt man nur durch Vibrationen, wohin man gehen oder fahren muss. Oder man lässt sich von dem Armband beim Tanzen und Musizieren den Takt angeben.

Hierdurch eignet sich Moment für den privaten Einsatz, aber auch für die Industrie. Bala könnte sich etwa gut vorstellen, dass Maschinenbauer, die einen Gehörschutz tragen und nicht ständig auf ein Display linsen wollen, von der Erfindung profitieren. Der Akku des wasserfesten Geräts soll laut den Entwicklern mit einer Ladung sieben Tage lang durchhalten.

Moment ist bislang noch nicht im Handel erhältlich, kann aber auf der Hersteller-Website vorbestellt werden. Wenn hierüber bis Ende Oktober mindestens 100.000 Dollar zusammenkommen, startet die Produktion. Damit betreibt Somatic Labs Crowdfunding, allerdings nicht über bekannte Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo, sondern lediglich über die eigene Website – ein eher ungewöhnlicher Ansatz. Bisher sind knapp 20.000 Dollar zusammengekommen.

So ungewöhnlich wie Konzept und Business-Modell hinter Moment fällt auch der Preis des Gadgets aus. Im positiven Sinne: Derzeit kostet das Wearable umgerechnet rund 115 Euro, die für Anfang 2017 geplante Version für den Handel soll für gut 140 Euro erhältlich sein. Für eine Smartwatch ist das relativ wenig.

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