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Roboter als Bankangestellte oder Haushaltshilfe? In Japan gibt es das längst

von Silvia Weber
In Japan tritt erstmals ein Roboter einen Job im Kundenservice einer Bank an. Jobs für Service-Robos werden dort wohl bald zum Altag. Im Sommer eröffnet sogar ein Hotel, dessen Personal größtenteils aus Maschinen besteht.

Roboter kündigen nicht von einem Tag auf den anderen, werden nicht schwanger, fordern keine Gehaltserhöhung und sind generell billige Arbeitskräfte — wenn sich ihre Anschaffung erst einmal amortisiert sind. Im ohnehin technikbegeisterten und puppenaffinen Japan werden sie längst zelebriert und in allen erdenklichen Berufen eingesetzt. Sie kellnern, kochen, verkaufen, spielen mit Kindern, imitieren prominente Schauspieler, beziehen Hotelbetten neu und schieben Rollstühle von Pflegeheim-Bewohnern durch die Gegend. Im April tritt der erste Prototyp eines Roboter-Kundenberaters in zwei Filialen von Japans Großbank Bank of Tokyo-Mitshubishi UFJ seine Probezeit an.

Eine neue industrielle Revolution, angeführt von Robotern

Shinzo Abe, Ministerpräsident von Japan

Nao ist 58 Zentimeter groß, wiegt 5,4 Kilogramm, hat 25 Gelenke zum Gestikulieren und kann 19 Sprachen sprechen. Angeblich ist er in der Lage, die Emotionen von Kunden anhand ihrer Gesichtsausdrücke zu analysieren und von der Tonlage ihrer Stimmen ihre Laune abzuleiten. Bis zum Startschuss der Olympischen Spiele im Jahr 2020 soll Nao fit genug sein, um die vielen ausländischen Kunden Einfang der Bankfiliale zu empfangen und sie zum richtigen Schalter bringen zu können. Gebaut wird der humanoide Roboter von der französischen Firma Aldebaran Robotics.

Der maschinelle Bankmitarbeiter hat seinen neuen Job dem japanischen Ministerpräsident Shinzo Abe zu verdanken, der vor dem Hintergrund der lahmenden Wirtschaft eine „neue industrielle Revolution, angeführt von Robotern“ fordert. Dafür wurde eigens ein Regierungsausschuss gegründet, der seit September 2014 regelmäßig tagt. Argumentiert wird mit sinkenden Geburtsraten, der Burnout-Gefahr für Arbeitskräfte und einem dringend nötigen Anstieg der Produktivität.

Der nächste Beitrag zur geforderten Roboter-Revolution ist schon in Arbeit: Wie die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtet, wird in dem Vergnügungspark Huis ten Bosch in der Provinz Nagasaki gerade ein Hotel mit 72 Zimmern gebaut, dessen Personal fast komplett aus Robotern besteht. Im Juli soll das erste von zwei Gebäuden eröffnet werden, ein zweites ist für 2016 geplant. Im Henn na Hotel (zu Deutsch: „seltsames Hotel“) empfangen an der Rezeption Androiden die Gäste, die sogar in der Lage sein sollen, intelligente Gespräche zu führen. Weitere Roboter sollen den Zimmerservice übernehmen.

„Wir werden das effizienteste Hotel der Welt“, kündigte Hotelchef Hideo Sawada in einer Pressekonferenz an. „Wir zielen darauf, ab, dass über 90 Prozent der Hotel-Dienstleistungen von Robotern ausgeführt werden.“ Die Personalkosten sollen auf ein Drittel reduziert werden und damit die Übernachtungen in den containerähnlichen Zimmern besonders kostengünstig sein. Erste Exportpläne des Konzepts in Schwellenländer werden bereits ausgearbeitet. 

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