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iPhone 7 Test: Dringend nötige Verbesserungen haben einen Preis

von GQ
Äußerlich ist das neue iPhone von seinen Vorgängern kaum zu unterscheiden. Im Inneren überzeugt es mit Leistungsfähigkeit und Effizienz – befriedigt allerdings nicht alle Bedürfnisse. Der WIRED-Test.

Bei der letzten Apple-Keynote im September stellte Senior Vice President Phil Schiller eine Liste mit zehn Dingen vor, die das iPhone 7 besser können sollte als seine Vorgänger. Schillers Voraussagen basierten auf Tests der Kamera, auf Leistungsstärke und Akkulaufzeit sowie der seiner Meinung nach „mutigen Entscheidung“, auf die Kopfhörerbuchse zu verzichten.

Die Tatsache, dass die Größe des iPhone 7 identisch zum direkten Vorgängermodell ist, ließ er dabei unerwähnt. Und auch die brandneue Software ist keinesfalls einmalig: Fast jeder iPhone-Nutzer kann iOS 10 auch für ältere Modelle herunterladen.

Außerdem kosten besagte zehn neuen Features des Highend-Modells iPhone 7 Plus den Kunden fast 1000 Euro zusätzlich, falls er ein Upgrade möchte. Treibt Apple es also zu weit – oder rechtfertigen die neuen Modelle tatsächlich derartige Preise? WIRED hat das iPhone 7 getestet.

Design
Das iPhone 7 ähnelt seinen Vorgängern sehr, mehr noch als das iPhone 7 Plus. Immerhin ist es mit 138 Gramm leichter als das 6S mit 143 Gramm. Das iPhone 6 wiederum war im Vergleich dünner und leichter als 6S und 7. Die beiden 7er-Modelle besitzen rückseitige Kameras mit je zwölf Megapixeln, der Sensor der Frontkamera des iPhone 7 wurde von fünf auf sieben Megapixel aufgestockt.

Außerdem wurde der Antennenstreifen beim iPhone 7 ans obere Ende verschoben und die Kopfhörerbuchse entfernt. Dem User bleiben ein Lightning-Anschluss und Stereo-Lautsprecher. Diese sind – ähnlich denen von HTC – einerseits ein willkommener und bemerkenswerter Zusatz, der das Musikhören und die Tonqualität von Videos ohne Kopfhörer verbessert.

Das Fehlen der Kopfhörerbuchse ist andererseits, gelinde gesagt, lästig. Apple rechtfertigte das mit der verbesserten Qualität des Lightning-Anschlusses. Zugegeben, die Optimierung ist spürbar, aber nur marginal. Sie rechtfertigt nicht die Tatsache, dass der Nutzer zu jeder Zeit einen Adapter dabeihaben muss. Wer ohne auskommen will, braucht jedenfalls neue Bluetooth- oder Lightning-Kopfhörer. Außerdem kann er sein iPhone nicht laden, während er Musik hört. Das wäre mal eine „mutige Entscheidung“ gewesen.

Immerhin sorgt die entfernte Kopfhörerbuchse für eine – dringend benötigte –erhöhte Batterieleistung (1960 mAh, beim iPhone 6S waren es noch 1715) und die – weniger dringend benötigten – Taptic Engine. Dieser Motor ersetzt den traditionellen Home-Button durch einen Touch-Sensor, der durch Vibrationen auf Berührungen reagiert. Ist man einmal daran gewöhnt, fällt es schwer, sich die Vorteile des alten Home-Buttons in Erinnerung zu rufen. Solche subtilen Veränderungen im Verhalten der Nutzer sind das, wodurch sich Apple für gewöhnlich auszeichnet. Die Taptic Engine vibriert auch in Spielen, aber erheblich subtiler als etwa ein PS4- oder Xbox-Controller. Zudem klickt sie, wenn ein Alarm eingestellt worden ist. Das ist nett, mehr aber nicht.

Im Wasser überlebt das iPhone 7 besser, als von Apple selbst erwartet

Das iPhone bietet eine IP67-Wasserresistenz, womit es an die Samsung-Smartphones noch lange nicht herankommt. Als „spritzwassergeschützt“ bezeichnet Apple sein neuestes Gerät, wasserfest ist es also nicht. Tests haben jedoch gezeigt, dass das iPhone 7 sich im Wasser behaupten kann, sogar besser als von Apple selbst erwartet. iPhone-Nutzer mögen dieses Feature willkommen heißen, für Nicht-Apple-Nutzer ist es schlicht ein weiteres Feature, das der Konkurrenz hinterherhinkt.

Vom altbekannten Space Grey hat sich Apple beim jüngsten iPhone verabschiedet und stattdessen Mattschwarz sowie Diamantschwarz als Farbvarianten eingeführt. Wir waren überrascht, was allein das ausmachen kann. Gerade das matte Schwarz macht aus dem iPhone 7 ein edles Mobiltelefon. Das diamantschwarze Modell wiederum ist weder griffig noch resistent gegen Kratzer. Ärgerlich. Das iPhone 7 ist außerdem in Silber, Gold und Roségold erhältlich. Für 759 Euro bekommt man 32 GB Speicherkapazität, für 869 Euro 128 GB und für 979 Euro 256 GB.

Display
Apple behauptet, das 4.7-Zoll-Display des jüngsten iPhones sei 25 Prozent heller als beim Vorgängermodell. Der P3-Farbumfang lasse außerdem alle Farben voller erscheinen. Beide Behauptungen sind korrekt. Fotos, Grafiken und Games sehen auf dem Display des iPhone 7 einfach toll aus. Sie sind zwar nicht so hell und voll wie etwa auf dem Display des OnePlus 3, aber dennoch bemerkenswert. Das Retina-Display hat eine Pixeldichte von 326 PPI.

Das Display der neuen iPhone-Generation ist responsiv. Ein großer Kritikpunkt dieses 3D-Touch-Features ist allerdings, dass wir häufig 3D-Touch-Aktionen auch dann auslösten, wenn wir nur einen Link kopieren oder eine App bewegen wollten.

Kamera
Apple hat die Kamera des iPhones entscheidend weiterentwickelt. Das kleinere der zwei neuen Smartphone-Modelle hat den Zwölf-Megapixel-Sensor auf der Rückseite beibehalten, allerdings mit einer 1.8er-Blende und einem neuen Objektiv mit sechs Elementen. Weiterhin hat Apple einen optischen Bildstabilisator hinzugefügt, zusammen mit einer Körpererkennung und einem Blitz mit vier LEDs, der für 50 Prozent mehr Blitzleistung sorgen soll. Die Selfie-Kamera hat sieben Megapixel und eine FaceTime-HD-Funktion.

Die atemberaubenden Fotos, die Apple auf seiner Keynote präsentierte, können wohl nur professionelle Fotografen nachahmen. Wir als Hobbyfotografen hatten Schwierigkeiten, überhaupt in die Nähe dieser Qualität zu kommen. Porträtfotos sind scharf und detailliert, die Farben voll, jedoch weit entfernt von ihrer Qualität in der Wirklichkeit.

Apple will nach eigener Aussage die User nicht mit zu vielen Befehlen überfordern, weshalb auch die Mehrheit der Bild-Upgrades automatisch im Hintergrund durchgeführt wird. Im Vergleich zu Bildern des Google Pixel wurde die Qualität der iPhone-7-Kamera jedoch bereits für schwach befunden.

Hardware
Bei der Hardware zeigt das iPhone seine Stärken. Das Gerät verfügt über einen neuen A10-Fusion-Prozessor und einen M10-Motion-Co-Prozessor. 40 Prozent schneller als ihre Vorgänger sollen diese arbeiten. Für die grafische Performance sorgt eine neue GPU, die 50 Prozent leistungsstärker und effizienter sein soll als zuvor. Diese Behauptungen haben sich im Test als richtig erwiesen, nicht ein einziges Mal hatten wir Probleme mit Überhitzung oder ruckelnder Grafik. Schnell und einfach konnten wir zwischen Apps wechseln und damit mehrere Aufgaben simultan bearbeiten. So war es etwa möglich, Apps herunterzuladen und gleichzeitig Musik zu streamen und ein Spiel zu spielen.

Batterie
Wer sein iPhone mehrere Jahre in Gebrauch hat, ist längst daran gewöhnt, sich irgendwann mit einer geringen Akkulaufzeit abzufinden und sein Gerät zweimal am Tag laden zu müssen. Gut, dass es in diesem Bereich große Fortschritte gibt.

Wir dachten eigentlich, die zusätzliche Power und das hellere Display des iPhone 7 würden negative Auswirkungen auf die Batterie haben. Sie waren jedoch unbedeutend. Laut der offiziellen Bedienungsanleitung geht Apple davon aus, dass der Akku zwei Stunden länger hält als beim iPhone 6S, der Unterschied ist jedoch bedeutend größer: Im WIRED-Test hielt die Batterie durchschnittlich vier Stunden länger als bei seinen Vorgängermodellen.

Android-Nutzer werden wohl kaum den Hersteller wechseln wollen

Das WIRED-Urteil
Das iPhone 7 ist ein gutes Smartphone mit ordentlichen Upgrades. Nicht alle dieser Verbesserungen waren unbedingt notwendig und nur in bestimmten Bereichen sind sie überhaupt relevant. Geschwindigkeit und Akkulaufzeit etwa überzeugen, Letzteres vor dem Hintergrund der bisher miserablen Batterie-Leistung von Apples iPhones.

Android-User werden deswegen wohl kaum den Hersteller wechseln. Viele Features finden sie bereits in der Android-Software auf Geräten von Samsung, OnePlus oder HTC. Und auch für iPhone-6S-User rechtfertigt keines der neuen Features ein sofortiges Upgrade. Wir empfehlen, auf das Vertragsende zu warten, um kostengünstiger zum neuen Modell wechseln zu können.

Das iPhone 7 zielt vor allem auf Nutzer des iPhone 6 ab, bei denen das Preis-Leistungs-Verhältnis ein Upgrade rechtfertigt. Sie profitieren von der besseren Kamera, der 3D-Touch-Technologie und einer allgemein besseren Performance.

Den Test zum iPhone 7 Plus findet ihr hier. Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED UK.

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