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Amazons Echo schickt die CD endgültig in Rente

von Dirk Peitz
Amazons Echo könnte das Gadget sein, das schon bald der CD den Todesstoß versetzt. Denn es war noch nie so einfach, aus Millionen Songs auf Kommando einen auszusuchen: „Alexa, spiele …“ 

Eigentlich soll Echo ja vor allem dabei helfen, das Smart Home zu steuern: Licht anschalten, Heizung aufdrehen – solche Dinge kann Amazons digitale Haushalts­hilfe auf Zuruf übernehmen, dank ihrer KI namens Alexa. Doch als Abspielgerät für Musik­streams könnte Echo einen Nebeneffekt haben: den Tod der CD, die in Deutschland weiterhin erstaunlich beliebt ist. 2016 betrug der Anteil der CD-Verkäufe am Umsatz der deutschen Musik­industrie immer noch 53,7 Prozent. 

Zwar kann man zu Hause längst auf unzähligen Geräten Songs abspielen, doch werden dort weiterhin vor allem CDs gehört. Nichts hat der vor 35 Jahren auf den Markt gekommenen Compact Disc  bisher wirklich Konkurrenz machen können – keine iPod-Docking-Station, kein Handy mit  Bluetooth-­Lautsprecher, keine vernetzten Stereoanlagen. 

Echo könnte nun das Gadget sein, das alles ändert. Weil es plötzlich ganz einfach wird, aus Millionen Songs auf Kommando einen auszusuchen: „Alexa, spiele …“ Schon tönt das Lied durchs Haus. Der Erfolg der KI-Box scheint bereits gewaltig. Da Amazon keine Verkaufszahlen veröffentlicht, bleiben nur Schätzungen: Bis Dezember 2016 sind laut einer Studie von Morgan Stanley weltweit bereits elf Millionen Echos abgesetzt worden. Dabei ist Echo bislang nur in drei Ländern erhältlich, den USA, Großbritannien und Deutschland – und in den letzten beiden erst seit Kurzem. Das Konkurrenzgerät Google Home (geschätzt rund eine Million verkaufte Exemplare) bleibt dahinter bisher weit zurück.

Die Musikwirtschaft scheint der drohende Verlust ihres Umsatzbringers CD nicht zu schrecken. Sie verdient gut an Lizenzzahlungen von Streaming-Diensten wie Spotify – und Alexa hilft da eher: „Amazon Echo und Google Home versprechen, die Nutzerfreundlichkeit unseres Musikangebotes besonders im Smart-Home-Bereich weiter zu steigern und damit Musik noch stärker im Alltag zu verankern“, sagt etwa Frank Briegmann, Chef des deutschen Branchenprimus Universal Music. „Inwieweit das allerdings direkten Einfluss auf die Nutzung physischer Medien wie CD und Vinyl hat, ist noch nicht klar.“

Tatsächlich würden die Labels Geld sparen, wenn sie gar keine Vertriebskosten für physische Tonträger mehr hätten, und sie müssten auch die Einnahmen nicht mehr mit CD-Händlern teilen. Andererseits lässt der Streaming-­Boom den Markt für bezahlte Downloads derzeit einbrechen. So könnte es sein, dass die Musikindustrie bald gar nichts mehr verkauft – sondern vorwiegend zum Makler wird, zum Musikverleiher an Streaming-Dienste. 

Dann aber drohte den Labeln erneut die ewige Existenzfrage: Wofür gibt es sie überhaupt noch?

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