Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Digital ist besser: Apple macht nur eine Innovationspause

von Johnny Haeusler
Apples neues MacBook Pro wirkt eher lahm. Der Surface Studio von Microsoft hingegen ist eine fein designte Innovation. Microsoft sei das neue Apple, glauben deswegen manche. Verständlich, aber falsch, glaubt unser Kolumnist: Apple legt bloß eine Pause ein.

Microsoft ist das neue Apple! Diese These konnte man in den vergangenen Tagen, nach den Produktvorstellungen beider Unternehmen, an vielen Stellen lesen. Und sie ist auf den ersten Blick verständlich. Microsofts Surface Studio ist ein Touchscreen-Desktop-Hybrid, wie man ihn man eher von Apple erwartet hätte. Gleichzeitig verunsicherte der Rivale die Öffentlichkeit mit wenig innovativen neuen MacBook Pros, deren wie ein Gimmick wirkende TouchBar selbst bei der Präsentation nicht besonders überzeugen konnte. Ist Apples Zeit als Innovationstreiber also vorbei? Wohl kaum. Aber der Konzern pausiert vielleicht.

In einem Interview mit Business Insider betonte Apple-CEO Tim Cook vor wenigen Wochen, für wie wichtig er Augmented Reality (AR) für die technologische Zukunft hält. Und er wies auf die Tatsache hin, dass immer weniger Menschen an stationären Computern arbeiten. Cook muss es wissen: Die Umsätze mit Desktop-Rechnern und Laptops gehen nicht nur bei Apple rapide zurück.

Was auch daran liegt, dass die Leistung bereits vorhandener Geräte für die meisten Nutzerinnen und Nutzer viele Jahre lang ausreicht. Man braucht nicht jedes Jahr einen neuen Laptop. Nicht nur deshalb verdient Apple sein Geld schon länger mit iOS, dem iPhone, dem iPad. Und nicht mit MacBooks.

Auch Microsoft weiß, dass die Computer-Zukunft in unseren Händen und Ohren, vielleicht bald vor unseren Augen, aber definitiv nicht auf unseren Schreibtischen stattfinden wird. Nur spielt das Unternehmen dabei bisher keine Rolle: Der Marktanteil des Windows Phone liegt bei etwa einem Prozent. Weshalb Microsoft das nimmt, was es hat – Windows 10 – und es auf iPad-ähnliche Geräte überträgt, die bisherige Laptop-Nutzerinnen und -Nutzer nicht völlig verschrecken.

Diese Rechnung könnte kurzfristig aufgehen. Vielleicht steigen Menschen von Apple auf Windows um, die Surface-Geräte sind durchaus verlockend. Und ob Apples Übergangsangebot, das MacBook Pro mit TouchBar, für genügend Verkäufe sorgen wird, bleibt noch abzuwarten.

Wir werden uns von Screens der bisherigen Art verabschieden – und Apple hat die bessere Startposition

Doch auf längere Sicht betrachtet werden wir uns von Screens der bisherigen Art verabschieden – und dafür hat Apple die bessere Startposition. Das erwähnte Interview mit Cook, die Apple Watch und die kommenden AirPods deuten an, wie man sich in Cupertino die Zukunft vorstellt. Das Smartphone bleibt sicher noch eine Weile lang der Hub, der die Rechenleistung mitbringt. Interagieren kann man mit diesem Rechner aber immer häufiger, ohne ihn aus der Tasche zu holen: über eine Armbanduhr, mit der Stimme oder Gesten, über immer kleiner werdende Ohrstöpsel und irgendwann auch über Brillen oder Kontaktlinsen. Wenn uns in Zukunft jemand zublinzelt, hat er oder sie vielleicht nur gerade eine E-Mail gelöscht

Weder die Technologie noch die Nutzerinnen und Nutzer sind schon soweit, dass wir ohne auffallend sichtbare Geräte mit Computern interagieren. Doch es wird passieren, und zwar nicht erst in 20 Jahren. Bis dahin wird sich Apple zwar bemühen, die Umsätze durch Laptops und Desktop-Rechner nicht noch weiter in den Keller gehen zu lassen. In Wirklichkeit hat sich das Unternehmen aber längst von dieser Sparte seines Geschäfts verabschiedet.

Spannendere Innovationszeiten – auf die wir aber noch ein bisschen warten müssen

Microsoft wird über den Surface-Umweg den Wiedereinstieg in die wirklich mobile Welt versuchen müssen. Vielleicht erleben wir neue Smartphones von Microsoft. Surface Mini oder so. Die aktuelle Nicht-Teilnahme am Bereich Smartphone und der Peripherie kann sich der Konzern jedenfalls nicht mehr lange leisten.

Für uns als Nutzerinnen und Nutzern von Technologien bedeutet das in erster Linie: wieder spannendere Innovationszeiten – auf die wir aber noch ein bisschen warten müssen.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

GQ Empfiehlt
Für Windows geht es heute um Leben und Tod

Für Windows geht es heute um Leben und Tod

von Business Insider