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Einsatzzweck gesucht: WIRED testete die Apple AirPods

von Leonie Czycykowski
Was haben wir gelacht in der WIRED-Redaktion, als vor ein paar Monaten die ersten AirPod-Memes durchs Netz geisterten. Nun sind die ersten Bluetooth-Kopfhörer von Apple auf dem Markt. Können sie uns überzeugen oder amüsieren wir uns weiter? Der Test soll es zeigen.

Über das Aussehen der Apple AirPods muss man nicht mehr viel sagen: So ein Kabel macht optisch eben doch einen Unterschied. In diesem Fall den zwischen unauffällig und lächerlich. Aber sei's drum, wir wagen uns mit den Teilen einfach mal in den öffentlichen Nahverkehr. Die Leute gucken. Ob aus Belustigung, Irritation oder Begeisterung – man weiß es nicht.


Und auf dem Weg zur Arbeit fällt auch gleich das erste große Problem auf: Die AirPods isolieren nicht. Also gar nicht. Die Lautstärke auf dem iPhone muss doppelt so weit aufgedreht werden, damit überhaupt etwas zu hören ist. Dieses Problem hatte ich mit anderen Kopfhörern seit gefühlt zehn Jahren nicht mehr.

Apropos zehn Jahre: Ungefähr so lange ist es auch gefühlt her, dass sich noch ein Hersteller getraut hat, In-Ear-Kopfhörer zu designen, die sich nicht der individuellen Ohrform anpassen. Die Form der Earpods von Apple passte einfach noch nie zu meinen Ohren. Schon die kabelgebundene Version machte ständig Anstalten, herauszufallen. Ich kriege langsam eine Ahnung, wie dieser Test wohl noch verlaufen wird und hoffe fortan nur, dass mir nicht im entscheidenden Moment einer der beiden Airpods auf die U-Bahngleise hüpft.


So ein Klangbild leisten meine 30-Euro-Notfall-In-Ears auch

Positiv betrachtet kann man sagen: Die AirPods sind wirklich angenehm leicht. Im mitgelieferten, stabilen Case lassen sie sich außerdem prima transportieren und sogar aufladen. Mitnehmen leicht gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Herstellen der Bluetooth-Verbindung funktioniert intuitiv: Einfach das Case öffnen und in die Nähe des iPhone halten – schon steht die Verbindung. Diese blieb in unseren Tests durchweg stabil auch wenn wir uns einige Meter vom iPhone wegbewegten.

Der Klang ist, und auch das ist nicht ganz neu bei Apple-In-Ears, nicht vergleichbar mit Highend-Kopfhörern – der Preis hingegen schon. Leider stellt sich das Klangbild als recht eindimensional dar. Kann man schon mal verschmerzen, aber das leisten meine 30-Euro-Notfall-In-Ears auch. Bei einer Investition von 179 Euro tut es aber schon deutlich mehr weh.


Grundsätzlich ist es im Apple-Universum ein oft hervorgebrachtes Argument, dass man immer gut fährt, wenn man mit passendem Zubehör im markeneigenen Ökosystem bleibt. Dann funktioniert eben alles noch ein bisschen flüssiger und intuitiver. Das gilt auch für die AirPods, die über eine Siri-Integration verfügen. Die digitale Assistentin lässt sich über doppeltes Tippen auf einen der beiden Hörer aktivieren. Dann kann man Siri zum Beispiel bitten die Lautstärke zu ändern oder einen Anruf zu tätigen.

Kurzes Stutzen, wenn ich Siri nicht benutzen möchte, wie verstelle ich dann die Lautstärke? Antwort: gar nicht, jedenfalls nicht über die AirPods. Die Einstellungen erlauben es einem zwar, die Funktion des doppelten Antippens wahlweise mit Siri oder dem Play/Pause-Signal zu belegen. Eine Lautstärkeanpassung sucht man jedoch vergebens.


iPhone in der Tasche lassen beim Musikhören? Nur wenn ihr garantiert keine Anpassungen vornehmen wollt

Einen Titel nach vorn springen? Oder zurück? Nichts da! Warum wurde die Tippsignale nicht einfach auf beide Kopfhörerseiten verteilt, um mehr Möglichkeiten zu schaffen? Das bleibt ein Rätsel. iPhone in der Tasche lassen beim Musikhören? Mit den AirPods nur wenn ihr garantiert keine Anpassungen vornehmen wollt.

Dann der Härtetest, Sport mit den AirPods. Hier wartete die erste große Überraschung: Obwohl die Kopfhörer gefühlt viel zu locker im Ohr sitzen, bewegten sie sich bei Erschütterungen keinen Millimeter. Aber auch im Fitness-Studio macht sich die fehlende Abschirmung der Umgebung negativ bemerkbar. Ich beschalle mich in einer Lautstärke, die ich mit anderen Kopfhörern im Traum nicht erreiche.


Nebenbei wird beim Sport auch klar: So ein Kabel, also quasi ein Band zwischen den Ohrhörern kann schon praktisch sein – spätestens wenn man einmal an die AirPods stößt. Denn dann fliegen sie eben doch. Oder wenn der Trainingskollege etwas sagen will und man sie kurz aus dem Ohr nehmen möchte. Dann muss man die Hörer entweder einzeln in der Hand halten oder in die Tasche stecken – sofern man an der Trainingshose eine hat. Will ich meine bisherigen Sportkopfhörer also durch die AirPods ersetzen? Nein.

Bleibt noch ein letzter Anwendungsfall: Das gemütliche Hören zu Hause auf der Couch, schließlich ist das Abschirmen der Umgebung dort kein entscheidendes Kriterium. Allerdings benötigt man auch weder die – durchaus praktische – Kompaktheit der AirPods, noch ist eine Bluetooth-Verbindung von besonderem Vorteil, wenn man sich nicht bewegt. Zu Hause werden die AirPods bei mir also auch nicht zum Einsatz kommen, schon gar nicht mit diesem Klangbild.


Es gibt einfach keinen Einsatzzweck, in dem die AirPods wirklich überzeugen

Und so bleibt von unserem Test vor allem die Erkenntnis: Es gibt einfach keinen Einsatzzweck, in dem die AirPods wirklich überzeugen können. Sie sitzen zwar fester, als man zunächst vermuten könnte. Heruntergefallen sind sie trotzdem ständig – beim Ein- und Auspacken aus dem Case zum Beispiel. Sie haben eben doch eine etwas flutschige Oberfläche und können recht leicht aus der Hand gleiten.

Im Vergleich zur Konkurrenz im Bereich der komplett kabellosen Bluetooth-Kopfhörer fallen die AirPods insgesamt weder ab noch auf. Wir empfehlen in diesem relativ neuen Segment zur Zeit grundsätzlich, auf die zweite Gerätegeneration zu warten. Vielleicht werden dann auch die AirPods irgendwann ihren wahren Einsatzzweck finden.

Dieses Gadget war eines der Favoriten bei unserer Auswahl der besten Gadgets 2017. Die ganze Liste findet ihr hier.

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