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Bei diesem Plattenspieler dreht sich alles etwas anders

von Cindy Michel
Bisher rotierte die Platte immer unter der Nadel. Der intelligente Plattenspieler von Love bricht dieses in Vinyl gepresste Gesetz. Bei ihm dreht sich alles etwas anders. Fragt sich nur: Wie gehen Hardcore-Vinyl-Liebhaber mit so viel Innovation um? 

Irgendwie ist es ja auch ein Ritual: Man legt die Platte auf den Teller, schaltet das Gerät ein, führt den Tonarm über die nun rotierende Scheibe und lässt die Nadel langsam nach unten gleiten. Ein kurzes Knistern und schon hört man ihn, den für Vinyl typischen ebenso warmen wie vollen Sound.

Doch das Ritual  könnte schon bald ganz anders aussehen, denn bei Love Turntables rotiert nicht die Platte unter der Nadel, sondern der Plattenspieler selbst auf dem Tonträger.

„Die Idee für Love entstammt meiner eigenen Frustration“, sagte Firmengründer CH Phinas gegenüber WIRED US. Viel zu umständlich sei ihm das Hören einer Platte immer gewesen, das häufige Umdrehen habe genervt, ganz zu schweigen von der nicht vorhandenen Skip-Funktion. Phinas wollte alle Annehmlichkeiten des Spotify-Zeitalters nutzen, dabei aber nicht auf den Vinyl-Klang verzichten müssen. „Soundtechnisch leistet Love genau das, was man von einem traditionellen Plattenspieler erwarten würde“, sagt. Neu sei dabei aber das nutzerfreundlichere Konzept.

Denn bei Love kann der Zuhörer etwa den Track seiner Wahl bestimmen, auf Wunsch auch via App auf dem Smartphone. Außerdem ist das tragbare Gerät Bluetooth- sowie WiFi-fähig und nach Herstellerangaben mit einem hochqualitativen Tonabnehmer ausgestattet, der dank Standardgröße auswechselbar zu sein scheint.

„Dieser Plattenspieler braucht kein extra Möbelstück, auf dem man ihn abstellt“, schreibt Love Turntables auf Kickstarter. Das tragbare Gerät ist gerade mal so groß und schwer wie die Schallplatte selbst und besteht aus einer Basis sowie einem Tonarm, der einer überdimensionierten Maus oder einem schnurlosen Telefon ähnelt. Wer mit Love eine Scheibe hören möchte, legt sie auf den im Vergleich zu traditionellen Abspielgeräten sehr viel kleineren Plattenteller und setzt den Tonarm auf dessen Halter. Entweder mit dem Smartphone oder analog am Gerät einschalten und der Arm beginnt sich gegen den Uhrzeigersinn auf der Platte zu drehen, die Nadel tastet nun die Rillen ab.

Die Unterseite des Love-Arms ist mit einem Infrarot-Sensor ausgestattet, der den Tonträger scant. Eine Technologie, die der Musik-Erkennungs-App Shazam ähnelt, weist einzelnen Tracks Nummern zu. Zweimal drücken und schon skippt Love zu dem ausgewählten Lied. Damit man nicht vergisst, welche Track-Nummer gerade läuft, wird sie in leuchtendem Rot auf dem Arm angezeigt. 

Chefdesigner Yves Behar glaubt, dass Gadgets wie Love, die eine Brücke zwischen Altem und Neuem schlagen, zwischen analog und digital, in Zukunft wegweisend sein werden: „Es zeichnet sich ein klarer Trend ab, dass neue Technologien das Traditionelle verbessern, ohne dabei das ursprüngliche Handwerk zu verraten.“

Was aber passiert mit dem Ritual, der Nostalgie, der Liebe zum Analogen, die sich in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannt haben – all das, was Audiophile und Vinyl-Fans vermissen könnten?  Sie sollten wissen: „Love soll den altbewährten Plattenspieler nicht ersetzen, sondern eine neue, zusätzliche Erfahrung bieten“, beschwichtigt Behar.

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