Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Amazon Echo im Test: Redet mit euren Gadgets!

von Matt Burgess / WIRED UK
Amazon Echo, der neue Lautsprecher von Amazon, soll mit einem persönlichen KI-Assistenten seinen Besitzern das Leben erleichtern. Er ist wie das erste iPhone: überraschend gut, aber noch längst nicht ausgereift – eine neue Produktkategorie, die bald allgegenwärtig sein wird.

Amazon hat fast zwei Jahre gebraucht, um sein Flagship-Produkt nach Europa zu bringen. Amazon Echo kommt in zwei Varianten: Als Standard-Version und als Hocky-Puck-große Version Echo Dot. Bei beiden handelt es sich um WiFi-Lautsprecher mit künstlicher Intelligenz, die ihrem Besitzer das Leben erleichtern soll. Zusätzlich können sie als Verbindungszentrale für das eigene Smarthome genutzt werden und sie lassen sich um Drittanbieter-Apps erweitern.


Eigentlich sind sich Echo und Echo Dot äußerst ähnlich. Die einzigen Unterschiede: Größe, Lautsprecherpower und Preis. Der Echo kostet 179,99 Euro, ist um ein vielfaches größer als der Dot (59,99 Euro). Er besitzt auch den entsprechend besseren Lautsprecher.

Auch wenn der Echo nicht mit den Highend-Lautsprechern von Sonos oder UE mithalten kann, hat er einen guten Klang. Obwohl er nur ein einzelner Lautsprecher ist, füllt er den Raum mit seinem Sound gut aus. Der Dot hingegen ist eher mit dem Lautsprecher eines Laptops oder eines guten Smartphones zu vergleichen – sein Vorteil: Er kann per Klinkenstecker an ein beliebiges Soundsystem angesteckt werden.

WIRED testete beide Geräte drei Wochen lang im Alltag und verknüpfte sie dabei mit anderen Smarthome-Gadgets.

Alexa
Die Geheimwaffe des Echo liegt in seinem Inneren: Alexa. Ein persönlicher Assistent in der Cloud, der immer zuhört und versucht alle Fragen seines Besitzers zu beantworten – der kann diese Funktion durch Drücken eines Knopfes an der Oberseite des Echos auch deaktivieren.


Persönliche Assistenten sind noch immer im Anfangsstadium ihrer Entwicklung. Egal ob Siri, Cortana, Google oder eben auch Alexa – keiner von ihnen ist ausgereift. Wenn man ihre Entwicklungsstufe mit dem Smartphone-Zeitalter vergleichen will, dann stehen wir gerade am Morgen jenes Tages, an dem das iPhone erfunden wurde. Es gibt einen Konzeptbeweis und die ersten Produkte sind bereits auf dem Markt, aber damit das Produkt von den Kunden angenommen wird, muss noch viel verbessert werden.

Diese Entwicklung wird aber kommen, vor allem jetzt, da Alexa mehr und mehr Stimmkommandos entgegennimmt und neue Funktionen lernt. Im Test nutzte WIRED den Assistenten meist dazu, um Musik zu spielen, die Zeit zu stoppen oder einen Wecker zu stellen. Insgesamt ziemlich einfache Dinge. Leider hatte deshalb auch keine von Alexas Funktionen einen großen Einfluss auf unseren Alltag. Nur manchmal, wenn gerade das Smartphone nicht in Griffweite war, erschien es praktischer auf Alexas Suche zurückzugreifen.

Was das System noch braucht, ist ein tieferes Verständnis für die natürliche Sprache – ein Versprechen, das Google mit seinem neuen System Home gemacht hat. Alexa versteht keine Folgefragen wie beispielsweise: „Wer ist der Präsident der Vereinigten Staaten?“ und die Nachfrage: „Wie alt ist er?“ In diesen Fällen liefert Alexa keine Antwort.


In einigen seltenen Fällen reagierte der Echo überhaupt nicht auf Fragen oder Anweisungen. Aber im Großen und Ganzen machte es Spaß, auch wenn es sich manchmal ein wenig anstrengend anfühlte. Praktisch ist dabei: Wenn eine Wohnung mit mehr als einem Echo ausgestattet wird, dann reagiert jeweils nur das nächste Gerät.

Alexa Skills
Der Echo verbindet sich mit so genannten Skills über die Alexa-App (für iOS und Android). So können kurze Nachrichtenschnipsel vom Echo vorgelesen, der Google-Kalender mit ihm verbunden und Spotify gestartet werden. Und natürlich können Amazon-Prime-Kunden auch direkt über den Assistenten einkaufen.

Einige große Unternehmen haben bereits ihre eigenen Skills für Amazon Echo veröffentlicht. Darunter: der Guardian, Uber und Just Eat. Eine verpasste Chance ist die fehlende Integration der Anwendung If This Then That (ITTT). Eine App, die erlaubt verschiedene Regeln aufzustellen, damit auch Anwendungen ohne eigene Skills ins System integriert werden können. Die Macher von ITTT arbeiten jedoch bereits daran.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

Die meisten Skills im Alexa-Shop sind es nicht wert, installiert zu werden. Viele bieten einen Nischenservice, der keinen praktischen Nutzen hat – beispielsweise Cat Facts. Sie erinnern dabei an die ersten iPhone-Apps, die zwar hohe Downloadzahlen für sich verbuchen konnten, aber kaum etwas boten.

Amazon verspricht, dass Alexa durch zukünftige Firmware-Updates schlauer werden wird. Was vor allem noch fehlt: Smartphone-Notifications und die Möglichkeit, Textnachrichten zu diktieren. Außerdem ist es bisher nicht möglich, Echo als Freisprecheinrichtung zu verwenden.

Connected Home
Über die Alexa-App können Smarthome-Systeme mit dem Echo verbunden werden. Darunter: Netatmo, Hue, Nest, SmartThings, Honeywell, Hive, tado, TP-Link Kasa, LIFX und Yonomi. Mit ihrer Hilfe kann der Lautsprecher mit hunderten von physischen Geräten verbunden werden.

Bisher war eines der Probleme des Internet of Things, dass es einfach nicht sexy ist. IP-Kameras, Glühbirnen, Thermostate, Schlösser, nichts davon erschafft ein Verlangen, diese Produkte zu besitzen. Der Echo hat dieses Problem nicht. Trotzdem bleibt Amazon davon nicht unberührt, da das Unternehmen selbst keine Smarthome-Gadgets baut, ist es auf diese Infrastruktur angewiesen. Denn, wer den meisten Nutzen aus Echo ziehen will, muss den Speaker mit dem Internet of Things verbinden.


Es ist einfach, andere Geräte mit dem Echo zu verbinden, doch das offenbart meist deren eigene Schwächen. Im Test nutzte WIRED drei verschiedene smarte Glühbirnen, doch keine war kompatibel mit der europäischen Standard E14-Fassung. Auch über einen entsprechenden Adapter brachten wir sie nicht zum laufen.

Mehr Erfolg hatten wir mit dem Samsung SmartThings-Hub. Mit ihm war es möglich, dessen smarte Stromadapter per Stimmbefehl zu aktivieren. So können auch nicht-smarte Geräte wie ein Wasserkocher oder Lampen zum eigenen Netzwerk hinzugefügt werden.


Stimme wird das bevorzugte Interface der Zukunft sein

Der Echo ist ein gutes Zentrum für ein Smarthome, doch noch fehlt die eine Anwendung, die dafür sorgt, dass er für die meisten Menschen interessant wird. Unsere Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass Amazon auf dem richtigen Weg ist und dass Stimme definitiv das bevorzugte Interface sein wird, mit dem Menschen in der Zukunft ihre Gadgets steuern wollen.

Lohnt sich der Echo bereits jetzt? Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Einerseits ist er ein solider Lautsprecher, der sich optisch in die meisten Räume gut einfügt. Andererseits lohnt er sich nur dann, wenn man die eigene Wohnung zum Smarthome umrüsten möchte – und das kostet viel Geld.

Noch ist der Echo nicht perfekt, aber für 179,99 Euro liegt das Gadget in einer ähnlichen Preiskategorie wie viele hochwertige Bluetooth-Lautsprecher ohne eigene KI. Das macht den Echo zu einer guten Alternative. Amazon hat hier gut vorgelegt: Der Echo ist ein Produkt, mit dem andere sich zukünftig messen müssen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf WIRED UK.


GQ Empfiehlt