Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Alexa, wer war der Mörder?

von Michael Förtsch
Der Besitzer eines Amazon Echo steht in den USA unter Mordverdacht. Um das Verbrechen aufzuklären, will die Polizei nun an die Daten des smarten KI-Assistenten. Damit bestätigen sich Bedenken von Datenschützern.

Der sogenannte Hot-Tub-Murder-Fall hat sich bereits Ende des vergangenen Jahres ereignet. James Andrew Bates aus Bentonville, Arkansas wird verdächtigt, seinen Bekannten Victor Collins getötet zu haben. Gemeinsam mit Freunden hatten sie den Abend in seinem Haus verbracht. Am folgenden Morgen war Collins tot in Bates' Whirlpool aufgefunden worden. Um den mutmaßlichen Mörder dingfest zu machen und den Tathergang zu rekonstruieren, versuchen die Ermittler auch die smarten Geräte des Verdächtigen zu nutzen. Allem voran, so berichtet The Information, ein Amazon Echo, der unter anderem Kalender managen, Restaurantbesuche buchen oder Licht und Klimaanlage steuern kann. 

Der smarte Echo-Lautsprecher reagiert erst auf Zuruf des Sprachbefehls „Alexa“ und übermittelt dann – ähnlich Apples Siri – Audioaufzeichnungen zur Sprachanalyse an Amazons Rechenzentren. Die verbauten Mikrofone lauschen jedoch stetig. Daher hoffen die Ermittler, dass der digitale Assistent vielleicht zufällig Teile des Mordes oder andere essentielle Momente mitgeschnitten und auf den Amazon-Servern gespeichert hat. Tatsächlich ist es möglich, dass sich das Gerät etwa durch ähnlich klingende Weckworte unbeabsichtigt aktiviert. Die Polizei drängt Amazon daher durch einen Vollzugsbefehl auf Herausgabe der Audioaufzeichnungen der entsprechenden Nacht. 

Bisher weigert sich das Technologieunternehmen allerdings, die potentiell sensiblen Informationen ohne „rechtsgültige und bindende Aufforderungen“ zur Verfügung zu stellen. Das lässt an Apples Weigerung denken, das iPhone des San-Bernardino-Attentäters zu knacken. Mehr Daten lieferte der Polizei hingegen schon ein smarter Wasserzähler, der ihnen verriet, dass in zwei Stunden der Tatnacht rund 530 Liter Wasser verbraucht wurden. Dieses sei wohl genutzt worden, um den Tatort zu säubern und Beweise zu vernichten. 

Mit den Bemühungen der Polizei zeigen sich auch Befürchtungen von Datenschützern bestätigt, dass mit der zunehmenden Verbreitung von Smart-Home-Geräten wie Echo und Google Home Begehrlichkeiten bei Behörden geweckt würden. Die Geräte könnten all zu private Momente protokollieren und nicht nur bei Kapitalverbrechen ausgelesen werden. „Du hast die Erwartung von Privatsphäre in deinem Haus“, sagt auch Kimberly Weber, Strafverteidigerin von James Andrew Bates. „Ich habe ein großes Problem damit, dass die Strafverfolgung die Technologie, die eigentlich unsere Lebensqualität verbessern soll, gegen wendet.“

GQ Empfiehlt