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Mark Zuckerberg ist kein Idiot – Passwörter sind das Problem

von Chris Köver
Mark Zuckerberg hat das gleiche Passwort für mehrere Social-Media-Accounts verwendet und es offenbar seit 2012 nicht mehr geändert. Das Ergebnis: Die Konten wurden gehackt. Es ist ziemlich leicht, sich darüber lustig zu machen: Der Chef des größten sozialen Netzwerks der Welt, der unser aller Daten verwalten soll, kann nicht mal sein eigenes Instagram-Profil ordentlich sichern. Peinlich, peinlich. Nur ist Zuckerbergs fehlende Digitalkompetenz hier gar nicht das Problem, kommentiert Chris Köver.

In einer Zeit, in der Computer mit geballter Rechenleistung Großmeister im Schach und Go besiegen, zwingen uns die gleichen Computer als Nutzer immer noch dazu, uns absurd lange Zeichen- und Wortketten zu merken – so als wären wir selbst Computer. Wir sollen uns am besten für jedes unserer schätzungsweise 300 verschiedenen Logins ein eigenes Passwort ausdenken und merken. Aber bitte keins, das wir vorher schon mal verwendet haben. Und bitte mit mindestens einem Großbuchstaben, einem Sonderzeichen und einer Länge von mindestens zehn Zeichen.

Wozu das führt? Einer Studie der Britischen Regierung aus dem Jahr 2014 zufolge muss sich der durchschnittliche Brite inzwischen 19 Passwörter merken. Eine ältere Umfrage aus dem Jahr 2012 fand heraus: 29 Prozent der Nutzer schreiben ihre Passwörter auf ein Blatt Papier, neun Prozent speichern sie auf ihrem Computer, vier Prozent in einer E-Mail. Wie viele einfach jedes Mal ein neues Passwort anfordern, wenn sie einen lange nicht genutzten Account wieder verwenden, gängiger Workaround verzweifelter Nutzer, wurde leider gar nicht erst abgefragt.

Mit Passwörtern ist es wie mit Essstörungen oder Hämorrhoiden: Jeder Dritte war deswegen schon in Behandlung

Menschen sind anders als Maschinen nicht dazu gemacht, solche Informationen abzuspeichern. Klar kann man auf digitale Hilfsmittel wie Passwortmanager zurückgreifen, aber wie sich in der Vergangenheit zeigte, sind auch diese vor Hacks nicht sicher. Man hat den Eindruck, mit der Passwort-Unzulänglichkeit verhält es sich wie mit Essstörungen oder Hämorrhoiden. Wenn man mal herumfragt hinter vorgehaltener Hand, kommt raus: Jeder Dritte war deswegen schon in Behandlung.

Zum Beispiel Mark Zuckerberg. Am vergangenen Wochenende kam raus: Der Facebook-Chef hat das Passwort „dadada“ für mehrere Social-Media-Accounts verwendet – darunter Twitter und Instagram – und es offenbar seit 2012 nicht mehr geändert. Das Hacker-Kollektiv OurMine Team vermeldete über Zuckerbergs Twitter-Account, dass infolgedessen nicht nur dieser, sondern auch weitere seiner Social-Media-Konten gekapert worden seien. Das Gelächter war groß.

Doch die wichtigere Frage ist: Wie viele der Menschen, die sich hauptberuflich mit Technologie oder Datenschutz beschäftigen, verwenden ebenfalls ein einziges schwaches Passwort für mindestens drei ihrer Accounts? (Jetzt bitte die Hand heben.)

Die Wahrheit ist nämlich: Passwörter sind ein schlechtes System, um den Zugang zu Accounts zu sichern. Sie sind leicht angreifbar. Sie sind nicht nutzerfreundlich. Sie machen uns zu Sklaven der Maschinen statt die Maschinen für uns arbeiten zu lassen. Eigentlich waren wir über dieses Zeitalter in der Computernutzung doch hinaus. Alles dreht sich heute um nutzerorientiertes Design, um Interfaces, die uns den Umgang mit Maschinen so einfach und angenehm wie möglich gestalten sollen.

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Technologie-Unternehmen übertreffen sich gegenseitig an Findigkeit, wenn es darum geht, uns möglichst maßgeschneiderte Werbung zuzuspielen. Sie kundschaften mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz unsere Shopping-Vorlieben aus, um uns Dinge vorzuschlagen, von denen wir noch gar nicht wussten, dass wir sie kaufen wollen. Die Frage, wie wir eine bessere Lösung für unsere durchschnittlich 19 verschiedenen Accounts finden, als für jedes ein 18-stelliges Passwort im Kopf zu behalten, scheint dagegen hinten anzustehen.

Dabei wäre es ein dankbares Betätigungsfeld, sie zu beantworten. Wie groß muss die Erfüllung sein, für Millionen von Computernutzern auf der ganzen Welt eines der drängendsten Probleme gelöst zu haben? Unter ihnen Mark Zuckerberg. 

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