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Das Darknet lebt weiter — archiviert in einer Datenbank

von Dominik Schönleben
Nach dem Fall der Silk Road verabschiedete sich ein Darknet-Marktplatz nach dem anderen aus dem Deepweb. Erst flog Atlantis als Scam auf, dann bekam es der Betreiber des Black Market Reloaded mit der Angst zu tun und schließlich wurden auch Silk Road 2.0 und 3.0 vom FBI offline genommen. Heute sind die Schwarzmärkte im Deepweb nur noch eine Randnotiz. Doch der unabhängige Sicherheitsberater Gwern Branwen hat ihre glorreichen Tage alle archiviert, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.

Das Darknet-Archiv von Gwern Branwen ist vermutlich die letzte Chance, den legendären Internet-Schwarzmarkt Silk Road noch einmal in Aktion zu sehen. Seit die auf den Versand von Drogen spezialisierte Plattform im Oktober 2013 vom FBI aus dem Netz genommen und ihr Betreiber Ross Ulbricht verurteilt wurde, hat sich das Darknet nicht mehr erholt. Die Zeit der Darknet-Marktplätze scheint vorbei zu sein — zumindest solange ihre Anonymität nicht gesichert ist.

Mehr über das Ende der Darknet-Marktplätze und den Silk-Road-Prozess.

Die Zustände der Seiten und ihre Angebote sind heute schwer nachzuvollziehen. Fakten über die Art der angebotenen Drogen und ihr Handelsvolumen drifteten immer mehr ins Reich der Legenden ab. Aber: Gab es Auftragsmorde und Kinderpornos wirklich auf der Silk Road so beiläufig zu kaufen wie Gras, Koks und Heroin? Eigentlich nicht. Und wie es wirklich war, kann jetzt jeder mit Branwens Archiv selbst nachvollziehen.

Doch die von Branwen auf Archive.org veröffentlichtes Torrent-Datei beinhaltet nicht nur die öffentlichen Seiten der Silk Road, sondern von insgesamt 89 Marktplätzen und über 37 zugehörigen Foren. Insgesamt hat er über 4000 Schnappschüsse von verschiedenen Zeiträumen der Homepages gesammelt — zum Teil sogar täglich.

Branwen begann laut eigenen Angaben erst im Oktober 2013 mit der Archivierung der Darknet-Marktplätze, kurz nach dem Ende der ersten Silk Road. Die fehlenden Datensätze zum erfolgreichsten und berühmtesten Marktplatz des Deepwebs besorgte er sich aus anderen Quelle. Bis 2011 geht sein Archiv zurück. Seine Sammlung ist das bisher größte Darknet-Archiv und umfasst im extrahierten Zustand über 1,6 Terabyte.

Branwen verweist aber auf weitere ihm bekannte Datensätze, die bisher nicht frei verfügbar sind. Dazu gehören etwa die von Strafverfolgungsbehörden angefertigten Kopien der Silk Road.

Seine Daten hat Branwen als gemeinfrei veröffentlicht und gibt damit jedem die Möglichkeit, sie zu analysieren. Erste Forschungsfragen hat er sogar schon formuliert: Man könnte zum Beispiel ermitteln, zu welchen Preisen und wie oft Drogen wirklich verkauft wurden — und somit endlich belastbare Zahlen erhalten, die nicht vom FBI stammen. Andererseits wäre auch eine Anthologie von echten Drogenfotos denkbar. Oder Fans der Silk Road könnten die Datenbank nutzen, um noch einmal über die alten Seiten zu surfen.

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